„Karibik-Schatzkisten-Bucht“ – wir kommen! Früh am Morgen fangen wir für Vitamine eine von den 2 Bojen und lassen uns wiederum von diesem besonderen Flair der Bucht Nisyros auf der Insel Kounoupoi einfangen.
Die Obstkörbe sind nach dem gestrigen Einkaufs-Turn im Hafen gut gefüllt, der Obstsalat „á lá Oma“ schaut verführerisch aus und weckt Kindheitserinnerungen in mir. Heute feiern wir mit ihm unseren „4-Monate-on-tour“-Tag!

Die grob geriebenen Äpfel und Karotten, die in Scheiben geschnittenen Bananen und viiiiel frisch gepresster Orangensaft ergeben ein ansprechend buntes Bild und einen verführerischen Duft. Wie damals.
Meine Gedanken wandern zu meiner Oma, die für damalige Verhältnisse auch viel herumgekommen ist – bis in die Schweiz! Bei weitem nicht selbstverständlich für eine alleinerziehende Schneiderin, deren Mann sehr früh an den Folgen einer Lungentuberkulose gestorben ist und die von klein auf gehbehindert war, weil man eine gebrochene Hüfte nicht erkannt hat und nur gemeint hat „Des Dirndl hot die Gicht!“. Ja, es hat sich viel getan seitdem. Und wieder einmal bin ich froh und dankbar, an diesem Ort in diese Zeit geboren worden zu sein!
Über Skala hängen Regenwolken, hier in der Karibik-Bucht scheint die Sonne!
Was für ein Kontrast zum gestrigen Vormittagsprogramm, der „Such-das-Paket“-Wandertour durch Astypalea!
Laut Sendungsverfolgung ist es glücklich auf Astypalea gelandet, unser 2. Paket von zuhause. Aber wo?
Die Dame bei der Post hoch oben im Ort hinter den Windmühlen versichert mir überzeugend, dass bei ihr kein Paket eingetroffen ist und bemüht sich, mir klarzumachen, dass es noch 2 andere Abgabestellen für Pakete gibt.
Oh! Fein! Dann wird es ja problemlos dort zu finden sein! Ich gehe zuerst zu dem Blumenladen auf halber Strecke zum Hafen. Bei diesem stehen zwar viele Blumenstöcke heraussen, aber die Tür ist geschlossen. Die Verkäuferin vom Lebensmittelgeschäft in der Straße weiter oben, wo ich heute bereits 2 x vorbeigegangen bin und es jetzt, beim 3. x, auch betreten habe, erklärt mir nach einem Blick auf das Foto, das ich von den an der Tür angebrachten Zetteln beim Blumenladen alias Kurierdienst-Abgabe-Stelle gemacht habe, dass das Geschäft bis 11. Jänner geschlossen ist. Wie schön, dass die Blumenpracht trotzdem von den Passanten genossen werden kann! Nicht schön für mein Paket. Hier konnte es also auch nicht abgegeben werden.
Die Umfahrungsstrasse des Ortes bringt mich – eine gefühlte Weitwanderdistanz später – tatsächlich zum Geschäft „Porcellana“. Endlich! Jetzt werde ich mein Paket bald in Händen halten.
Fehlanzeige.
Es stehen zwar einige Pakete herum, aber keines davon ist für mich. Beim Vorbeigehen habe ich durch die Auslagenscheiben im Nebenraum eine „Matratzenabteilung“ gesehen – vielleicht kommen wir da später noch in´s Geschäft! Vitamine´s Liegekomfort hat noch Luft nach oben, sagen unsere Gelenke und wir sind am Überlegen, uns eine neue Matratze zuzulegen. Die Dame, die leicht genervt ihre fleissigen Handy-Tipp-Finger kurzfristig ruhen lässt, verweist mich an das Blumengeschäft. Danke. Das kenne ich schon.
Hmmmm…. . Glücklicherweise ist es ja kein Notfall. Wir überleben die nächsten Tage auch ohne die Ersatzteile für den Dinghi-Motor, für die ich diese Pirsch veranstalte. Die Zeit auf den Tremiti-Inseln liegt schon eine Weile zurück, seitdem hat sich der Dinghi-Motor trotz Verletzung wacker geschlagen.

Was tun?
Big brother is watching you …..
vielleicht hat er einen Tipp?
Ich wandere zurück zum Postamt, teile mit, dass das Paket an beiden empfohlenen Stellen nicht auffindbar war und wir einigen uns mit Hand-und-Fuß-Englisch darauf, dass ich morgen ab 10 Uhr nochmal komme – dann ist nämlich die neue Lieferung per Fähre bereits eingetroffen – und dort wird es wohl dabei sein. Okay. Ich verkneife mir, dass es eigentlich schon da sein sollte. Die Gute hat genug zu tun, denn es herrscht ein reges Kommen und Gehen im Postoffice. Die einen sortieren sich auch ihre Post selbst aus dem allgemeinen Postkörberl aus, andere holen sich ihre Post aus ihrem Schließfach….. Wir hoffen beide auf morgen!
Gegen Schluß unserer Unterhaltung wird unser Dialog zum Trialog – ein Schließfach-Abholer unterhält sich in fließendem Griechisch mit der Post-Dame und spricht mich in perfektem Deutsch an. Oh Freude! Ich war selten so froh, einen Akzent unserer Lieblingsnachbarn zu hören! Joachim meint, er kennt noch eine 3. Abgabestelle. Welcher Kurierdienst? DPD? Dann ist es sicher dort!
Erfreut schwinge ich mich hinter ihm auf sein Moped und er bringt mich hinunter zum Hafen, heute zum 4.x bei besagtem Lebensmittelgeschäft vorbei und zum kleinen ACS-Geschäft gleich rechts beim Hafen. Und tatsächlich – hier ist es! Ich strahle die Dame an, ich strahle Joachim, alias Jochen an – glücklich gefunden! Jochen, mein Paket-Engel!
Und das ist der Beginn der Bekanntschaft mit „Johán“, der mittlerweile seit 5 Jahren seinen Lebens-Mittelpunkt von Düsseldorf nach Astypalea verlegt hat und auch in der Inselgemeinschaft gut „angekommen“ ist – er ist schon lang nicht mehr „der Deutsche“ – nein, er hat schon lange einen Namen!