Die Bucht Vathy hat für uns einen speziellen Reiz – Gott sei Dank – so verbringen wir richtig gerne hier auch diese Woche und somit die 4. Woche des Lockdowns in Griechenland.
Unser Bord-Adventkalender entsteht „bord-made“ (bei den lieben Kleinen + Großen zuhause sind die speziell abgestimmten „versandhandel-made-adventkalender“ zu meiner und deren Freude allesamt eingetroffen) und das Gästebuch wird fertig kreiert und freut sich auf neue Eintragungen.
Regen + Sonne begleiten uns durch diese Woche, eine warme Suppe gewinnt an Priorität, heißer Tee ist schon seit ein paar Wochen ein wichtiger Begleiter des Bord-Lebens. Und außerhalb unseres schwimmenden Zuhauses gibt es so einiges an Tier, was mich besonders freut:
Seit dieser Woche starten wir 2 x tgl. für jeweils ca. ½ Stunde den Motor – die Solarpaneele geben ihr Bestes, aber bei der geringen Sonneneinstrahlung der letzten Tage haben sie keine Chance, unseren Energiebedarf zur Gänze zu decken.
Unsere eigene Energiezufuhr gestaltet sich ja nicht so einfach – Motor anstarten und auftanken – und auch wenn ich mich durchaus für Lichtnahrung (Zufuhr feinstofflicher Energie und sonst nix) erwärmen kann (im wahrsten Sinne des Wortes) und der esoterische Anteil in mir davon begeistert ist, halten wir es an Bord doch (noch) mit grobstofflicher Nahrungsaufnahme. *lach*
Ein Blick in den Kühlschrank und in die Obst-Netze verrät, dass sich der Vorrat an frischen Lebensmitteln dem Ende zuneigt. Die massenhaft Konserven, die wir an Bord haben, ruhen gut in den Stauräumen des Salons – sie sind so gut wie unangetastet. Bis jetzt hatten wir immer die Möglichkeit, uns mit frischem Gemüse, Obst und Milchprodukten eindecken zu können. Wir sind verwöhnt!
Die Hauptstadt Astypalea, auch Chora genannt, ist 25 km entfernt. Wir liegen hier an der einzigen Strasse, ein Stückchen weiter vorne, gleich nach Maria´s Taverne, endet sie als Sackgasse.
Wenn wir mal mitbekommen, dass ein Auto vorbeifährt, freuen wir uns und winken. Wir fühlen uns so „wie damals“, als die Pferdekutsche einmal am Tag vorbeigekommen ist *lach*.
Ursprünglich hatte ich den Gedanken, mich einfach auf den Weg zu machen, und irgendjemand wird so nett sein, mich mitzunehmen. Zuhause hat Autostoppen früher immer gut funktioniert! Und auch hier musste ich schließlich nur den leisen Gedanken aufkommen lassen – und schon stand mein Moped-Taxi vor mir.
Meine aufkommenden Zweifel beziehen sich rein auf die Frequenz der fahrbaren Untersätze, die Weite der Strecke und auf das zu erwartende Gewicht der vollen Einkaufstaschen – nicht auf die Nettigkeit der Bewohner!
Hm…. Vielleicht würde mich Maria einmal auf eine Einkaufs-Tour mitnehmen?
Google-Translate ist mir beim Verfassen eines Briefes an Maria behilflich. Die Übersetzung präsentiert sich in unleserlichen Hieroglyphen – dem griechischen Alphabet. Darunter wird aber auch gleich die Übersetzung in den für mich „normalen“ Buchstaben des lateinischen Alphabetes angeboten. Auch da verstehe ich zwar kein Wort von dem, was ich lese, aber ich kann es zumindest lesen!
Hm…. Die Orts- und Hinweisschilder hier sind genauso rätselhaft verfasst – in 1. Reihe Hieroglyphen, in 2. Reihe „leserlich“.
Also bin ich mutig und drucke es in Hieroglyphenform aus.
Und tatsächlich! Maria kann es tadellos lesen! *lach*
Schon am nächsten Tag sitze ich in ihrem grauen Peugeot, der schon viele Dienstjahre auf der Karosserie hat und den Weg wohl auch alleine finden würde – den Weg nach Chora!
Maria erwartet ein Paket von ihrer Tochter aus Rhodos, und der heutige Anruf in der Post in Chora hat ergeben, dass es eingetroffen und abholbereit ist.
Die Fahrt ist aufgrund der netten Hand-Fuß-Herz-Gespräche mit Maria sehr kurzweilig.
Immer wieder ergibt sich ein Ausblick auf´s Meer, immer wieder schön, und ich freue mich, dass die rüstige, herzliche 65-jährige Maria, die seit gut 5 Jahrzehnten hier auf Astypalea lebt, sagt: „Wenn ich kein Meer sehen könnte, wäre ich nicht glücklich!“
Kein einziger motorbetriebener Untersatz begegnet uns auf der Strecke bis Analipsi bzw. Maltezana (wie Maria den Ort bezeichnet) in dem Katerinas Minimarkt daheim ist.
Auch bei der Rückfahrt das gleiche Bild: Ziegen und Schafe immer wieder rechts und links und auf der Straße, aber kein Fahrzeug.
Danke, liebe Maria, für diesen tollen Taxi-Dienst!
Wieder einmal Astypalea / Chora – diesmal bei Sonnenschein + mit frisch montierter Weihnachtsdekoration!
Für Maria ist es ein „Großfamilien-Besuch“. Immer wieder wird gehupt, gewunken und munter ein paar Worte ausgetauscht. Besonders nett ist der Besuch in der kleinen Trafik im Hafen, bei der 84-jährigen Trafik-Chefin – wegen der Zigaretten und wegen des Plauscherls. Der Bank-Direktor (Krawatte und Anzug verraten es und Maria fragt extra für mich nach, welche Funktion er innehat) schaut zur Freude aller auch vorbei. Bei den restlichen Besorgungsgängen wird von rechts und links „Maria“ gerufen und ein paar Worte werden gewechselt. Ja – Astypalea ist mit seinen 1.400 Einwohnern wahrlich eine große Familie!
Auf dem Weg zum Supermarkt ertönt plötzlich kräftiges Gebell. Ob ich ihn auch zu Gesicht bekomme, den 4-Beiner?
Ja! Tatsächlich! da ist er! Der ganze Hund ist zu sehen… von Kopf bis zum Schwanz!….. Oder so ähnlich…. *lach*
Lustiges Haus, lustiger Hund!
Aber… wo sind seine Kollegen? Der Stiegenaufgang hat noch Platz für 4 ! *lach*
Vitaminchen hat brav am Ufer gewartet, die Einkäufe wechseln von 4 Rädern auf 2 Ruder und Vitaminchen bringt den „Groß-Einkauf“ gut nach Hause: