Atlantic Crossing – vom Äquator bis Brasilien

DAS sind aktuell die Bretter, die für uns „die Welt“ bedeuten – das Teak-Holz von VITAMINE.
Wir sind knapp davor, erstmalig auf eigenem Kiel den Äquator zu überschreiten!!

Die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 70 und 80 Prozent.
Die Temperatur zwischen 30 und 40 Grad tagsüber, des Nächtens um die 25.
In der Nacht pflegt sich der Wind eine Pause zu gönnen, ab Mitte Vormittag frischt er wieder auf.
Wir haben neue Mitreisende: ca. 10 Fische zwischen 10 und 30 cm
Der Versuch, ihnen mit Weißbrot Gutes zu tun, wird nicht akzeptiert. Es wird wieder ausgespuckt.
Den einer Kalamari ähnlich sehenden Köder hätten sie zum fressen gern.
Wir spielen mit ihnen OHNE Haken – Wir können doch nicht unsere Begleitfische verfuttern!

Interessant zu beobachten, dass sich unsere Begleitfische gaaanz nah am Bauch von Vitamine geflosselt sind, und das im Heckbereich, als Delfine uns am Bug begleitet haben!

Ja – auch wenn sie die natürlichen Feinde unserer Begleitfische sind – es ist IMMER eine Freude, Delfine zu sehen, von ihnen begleitet zu werden, ihre Eleganz im Wasser und Freude an Bewegung und Kontaktaufnahme zu erleben!
Es passiert nicht oft auf dieser Atlantik-Tour, aber WENN sie uns begleiten, bringen sie uns immer wieder auf´s Neue Freude + Leichtigkeit!

Es ist heiß! „Sich mal kurz die Sonne auf den Bauch scheinen lassen“ ist wörtlich zu nehmen.
Um 13 h 30: haben wir noch 11 nm bzw. 0 Grad und 11 Minuten bis zum ÄquatorVorhersage für die nächsten Tage: 6 bis 11 Knoten und 1,6 Meter Welle
2 x setzt leichter Regen ein, aber alle sichtbaren Squalls ziehen vor uns durchEintrag vom Käpt´n: Ginde kocht, richtet, macht und tut und sie ist so lieb
Um 16 uhr sind wir noch 0 Grad, 02.345 N vom Äquator entfernt.

Am 16. April 2023, Um 16 h 50, ist es soweit:
Wir gleiten sanft über die Taillie von Mutter Erde…..
wir gleiten über den Äquator!
Und das unter Segel!
Hurra!
Der Wind hat Überlegungen angestellt, sich schon vorher zu verabschieden, aber er hat beschlossen, uns „über die Schwelle“ zu tragen – er hat uns von der Nord- in die Südhalbkugel gebracht!
11 Tage, nachdem wir in Gambia die Leinen gelöst hatten!


Gestartet in Italien, um die Welt zu erkunden, um gemeinsam entfernte Buchten und andere Länder, andere Kulturen und deren Menschen kennenzulernen – und jetzt gerade, am 11. Tag unseres Atlantic-Crossings, sind wir auf die Südhalbkugel unseres schönen Planeten gerutscht!
Unglaubliche 12.542 Meilen mit VITAMINE liegen in ihrem Kielwasser!
Und genau dieser Anblick von „Wasser und nichts als Wasser“ , diese „unendliche Weite“, dieses „Allein-und-doch-so-verbunden-Sein“, dieses „Erleben von Ozean“ –
genau das war das Garn, aus dem meine Träume gewebt wurden, genau das war der Stoff, aus dem der Traum „Einmal um die Erde“ entstanden ist!
Wie wunderbar, dass ich es jetzt und nun und hier er-leben darf!

Auch wenn es eine „magische Grenze“ ist – der Atlantik schaut davor und danch absolut gleich aus, die Wellen, der Wind, die Sonne sind unverändert….
hm…. Ähnlichkeiten mit Grenzen an Land sind gegeben!

7 Meilen können wir noch unter Segel zurücklegen auf der Südhalbkugel – dann geht der Wind in standby – und der Käpt´n in´s Bett. Die einsetzende Schaukelei durch die fehlende Vorwärtsbewegung verträgt sein Körper nicht gut – glücklicherweise schläft er schnell ein.

Die Nacht vergeht mit Genua setzen, Genua wegräumen, Genua setzen, Genua wegräumen. Immer wieder flackert die Hoffnung auf, mit Segel voranzukommen – immer wieder flattert die Genua nur müde in der Flaute.

Des Käpt´ns Einträge:
Ginde hat t:rotz gibbeliger Strömung und wenig Wind das Beste an Fahrt herausgeholt.
Bei Gegenstrom und Schwell von der Seite hat Ginde Vitamine aus der Schwachwindzone geführt.
(Anm. d. Redak.: Frauenpower! Gemeinsam sind wir stark! *lach*)

Die Vorhersage für die nächsten 3 Tage ist bescheiden: 8 bis 11 knoten Wind aus Ost.
Noch bescheidener ist die Realität: Flaute!
In der Nacht bleibt es unruhig und gibbelig.
Um 4 Uhr, kurz vor der Morgendämmerung, gesellt sich noch eine konfuse Kreuzsee dazu, der Wind macht nach wie vor auf „von 0 bis Sparflamme“, die Batterie hilft bei der Entscheidungsfindung:
1: 16 Prozent, Batterie 2: 29 Prozent – beides schlecht

Pauli – Dein Dienst beginnt! Bitte Batterie laden + Strecke machen!
Die Energieversorgung der letzten Tage war nicht zufriedenstellend.
Auch gemeinsam haben Strolchi und Susi nicht ausreichend produziert – so ist es auch aus batterie-technischen Gründen notwendig, Pauli zu aktivieren.

Ca. 2 Stunden später kann Pauli wieder eine Pause machen – die Genua übernimmt.
Aber – oh Schreck: Willi verweigert! Maja blockiert!
Dieses Mal lässt sie sich mittels gutem Zuspruch noch einmal überreden, weiter zu arbeiten. Der Käpt´n kann tatsächlich Maja´s Problem temporär mit „good vibes“ lösen.
Einige Stunden später allerdings ächzt und eckt Maja wiederum.
Handlungsbedarf:
Der Käpt´n gräbt sich – wieder einmal – in die Tiefen der Heckkabine, um Maja, den Antrieb unseres Autopiloten namens Willi, an´s Tageslicht zu holen.

Diagnose:
Die Zahnstange braucht Zuwendung. Sie muss gereinigt und geschmiert werden.
Das dafür notwendige Werkzeug haben wir uns nach Gambia liefern lassen – was für ein Glück – es ist bereits an Bord!
Aber…. das Geschaukel ist nicht ideal, um die vielen Kügelchen, die sich in der Zahnstange befinden, an´s Tageslicht zu bringen.
Der Käpt´n probiert es noch einmal mit guter Zusprache + Streicheleinheiten – erfolgreich!
Und schon ist Maja wieder an ihrem Platz – und arbeitet wieder kommentarlos, geräuschfrei und willig gemeinsam mit Willi …… – hurra!

In der Zwischenzeit haben wir bei 3.5 bis 5 Knoten Wind 0,5 bis 1 Knoten Fahrt gemacht. Aber in die falsche Richtung. Wir sind gegen Nord abgetrieben – wir sind retour gefahren – na sowas!

Mächtig dunkle Regenwolken türmen sich über uns auf – endlich – ein Squall – und wir mittendrin!

Nach Regen folgt Sonnenschein!
Nach angenehmen, sonnedurchfluteten Segeltagen sehen wir in der Nacht des 15. „Atlantic-Crossing“-Tages Lichter auf, die zu keinem Boot gehören ….

*Land in Siiiiiiiicht!“
Wir werden tatsächlich in Brasilien aufschlagen – die Insel Fernando de Noronha empfängt uns mit Lichterglanz!

Unsere Kuchenbudl hat uns bis hierher gute Dienste geleistet!
Kleine Fischer- und Ausflugsboote tummeln sich links von unserem Ankerbereich, der Segelboote sind wir wenige – 3 an der Zahl – und – eine Überraschung:
SY Mojito kennen wir aus Gambia und hier schaukeln wir wieder gemeinsam….


Atlantic Crossing abgeschlossen!
Well done, VITAMINE!
Von Afrika nach Amerika – von Gambia zur Insel Fernando de Noronha in Brasilien!
Unsere Route – akribisch und gewissenhaft täglich vom Käpt´n vermerkt:

Im Kielwasser von VITAMINE liegen 1524 Meilen, die sie sich in 370 Stunden (15 1/2 Tagen) erarbeitet hat.
Und das nur mit 37 Stunden, in denen Pauli, unser braver Volvo-Penta, aktiv war.
(7 davon noch IM Gambia River – also auf der ganzen langen Strecke auf dem Atlantik, von den ganzen 363 Stunden sind wir 333 Stunden unter Segel gewesen!)
Da lacht das Seglerherz!