Der Ort Erice, auf dem gleichnamigen Berg (dem Monte Erice“) gelegen, ist der eigentliche Grund, warum wir Trapani im Westen Siziliens angelaufen sind.
(Vielen Dank, Egon, für den Tip! Die Mafia-Hochburg ist eine Reise wert, hat er gemeint)
Das Taxi bringt uns zur Gondel und die Fahrt vermittelt uns einen ersten Eindruck, über welch große Fläche sich die Stadt Trapani erstreckt.
Die Gondel bringt uns innerhalb weniger Minuten von 0 auf 751 Meter über dem Meer.
Und somit in Heimathöhe (mein Heimatort Semriach liegt auf 709 Metern).
Erice hat tatsächlich Flair!
Schon beim Aussteigen schnuppern wir Höhenluft – man merkt den gebirgigen Einschlag – die Luft ist angenehm frisch!
Die lange Geschichte ist bei jedem Schritt und Tritt zu sehen, die Häuser und Gassen aus altem Gestein sind adrett und der ganze Ort macht einen unglaublich sauberen und gepflegten Eindruck. Der Mythos Mafia-Hochburg scheint wohl zu stimmen *smile*
Der heraufziehende Bodennebel verändert die Wahrnehmung – weg von unserer „Wirklichkeit“ – und öffnet die Tore in eine mystische Welt.
Hinterhöfe und Wohnungszugänge bieten immer wieder überraschend interessante, hübsche, ansprechende Details – mit viel Liebe und Sorgfalt erdacht, gemacht und gepflegt:
Und es ist schön + angenehm , wieder einmal so viel „grün“ zu sehen und die Vögel zwitschern zu hören!
„Guten Morgen, Erice!“
So freundlich präsentiert sich uns nicht nur dieses originelle Geschirrtuch sondern die ganze Stadt
Kreativität auch im Fenster einer Bäckerei.
Hier ist uns ein Mitglied der Mafia über den Weg gelaufen bzw. gesessen.
Das einzige Mal – zumindest das einzige Mal, das wir es erkannt haben.
Katzenmafia im Dienst!
Ein würdiger Ort,
um bei einem Cappuccino bzw, einer heißen Schokolade,
unseren 1. Jahrestag unseres „on-tour“-Lebens zu feiern!
ereignisreich abenteuerlich
bewegt ungewohnt
harmonisch anstrengend
stürmisch sich-selbst-neu-findend
ruhig bunt
anstrengend ungemütlich
einfärbig neuorientierend
interessant abwechslungsreich
wohlfühlig nervig
heiß-bis-kalt gefühlig herzerfrischend herzerwärmend
berührend herausfordernd
lebendig sich selbst neu findend
!!!!!!! UNGLAUBLICH !!!!!!!
2 Monate hatten wir für eine „Probefahrt“ fix reserviert.
Um zu testen, wie wir es zu Zweit auf „Vitamine“ aushalten, ob wir gemeinsam auf so engen Raum leben wollen und wie es für uns ist, so gut wie nie festen Boden unter den Füssen zu haben.
Um zu testen, ob wir uns damit arrangieren können, dass nicht nur Platz eiine sehr begrenzte Ressource ist, sondern auch Trinkwasser, Strom und Lebensmittel und Wind und Wetter maßgeblich die kurz- bis langfristige Planung beeinflussen.
Und um zu testen, wie es Vitamine geht, wenn sie so lange unterwegs ist – ob und welche Wewehchen auftreten – ja, ob sie dazu geeignet ist, mit uns auf große Fahrt zu gehen.
Und um zu spüren, wie es zuhause so läuft. Ohne uns.
ALLE Punkte haben sich als SEHR zufriedenstellend herausgestellt.
Und so sind es nun schon 12 Monate – ein 6-faches der ursprünglich veranschlagten Zeit.
Und es fühlt sich auch noch nach 12 Monaten sehr stimmig, wohlfühlig und passend an.
Etwas hat sich schon geändert, im Vergleich zu den ersten Monaten des „on-tour“-Seins:
dass hier ist nun unser Leben! Es ist kein Urlaub mehr, kein Ausflug, kein kurzes Abenteuer.
Es ist unser LEBEN!
Es ist Alltag mit all den Problemen, die einem im Alltag so begegnen können.
Mit allen Widrigkeiten, die einem im Innen wie im Außen widerfahren können.
Es gibt leichte und schwere Tage. Es gibt angenehme und anstrengende Zeiten.
Es gibt „Warum-tue-ich-mir-das-eigentlich-an“-Momente.
Die Zeit vergeht auf jeden Fall wie im Flug – ein Tag galoppiert dahin – wie daheim.
Fazit: Es fühlt sich toll an!
Wir sind froh und dankbar, diesen unseren Lebensabschnitt in dieser Art und in dieser Weise leben zu dürfen. Unseren Traum leben zu dürfen!
In der einen Hand eine wohlschmeckende Granita (sizilianische Eisspezialität, diesmal mit Zitrone + Minze), im Rucksack eine Packung „Busiata Trapanese“ (eine Nudelspezialität, „gedrehte“ Nudeln, die der Nudelspezialität von Kreta sehr ähnlich kommt), in der anderen Hand das Handy – an jeder Ecke lauern gute Fotomotive – wird es mit jedem Höhenmeter, der vom Monte Enrice nach unten (Richtung Trapani) führt, auch wieder wärmer.
Meine Sandalen sind nicht optimal für diesen Wanderweg – nach einem kleinen Kniefall ist die Granita im Gebüsch (Ameisen & Co frohlocken) sicher untergebracht und das Handy sicher im Rucksack verstaut.
Zu Beginn hat Feuer gewütet – aber die Natur suchts sich ihren Weg – Grün + Blumen spriessen wieder!
Je weiter es nach unten, Richtung Meeresspiegel geht, desto wärmer wird es.
Mit jedem Schritt um 1 Grad. Oder so ähnlich.
Gut, dass wir nicht hinauf- sondern hinuntergehen….
es wird warm und immer wärmer…..
Der Taxifahrer, der uns wieder in den Hafenbereich bringt, erzählt uns von seiner „wilden“ Vergangenheit: als Busfahrer kutschierte er jahrelang Amerikaner durch ganz Europa. Nach dem Motto: „Europa in 14 Tagen!“
Und in jeder Stadt gibt´s schöne Frauen – oder auch mehrere.
Jetzt ist er glücklich in Trapani. Und wird hier auch bleiben.
Das Draft Bier im Hafen-Kneipen-Viertel ist nach dieser heißen, anstrengenden Wanderung ein wahres Wohlfühl-Bier! Zischschschschsch …. Und weg ist es!
Bereits gestern haben wir versucht, Plätze im „Museum for optical illusions“ zu reservieren.
Evtl. heute um 10, hat es geheißen.
Und heute um 10 hat es geheißen: evtl. heute nachmittag.
Na gut – die Hoffnung lebt!
Juhu! Genau ein Platz ist freigeworden! (Sepp bevorzugt, Vitamine zu hüten 😉)
Nur eine Hürde bleibt unüberwindlich:
Die Augen der sehr netten und bemühten Empfangsdame werden groß wie Kuchenteller und zeigen hochirritiert einen horizontalen Nystagmus als sie vernimmt, dass ich kein Impfzertifikat besitze.
Sie bemüht ihren Chef, ob es vielleicht doch möglich wäre – leider nein.
Die Angst vor Kontrollen der Covid-Überwachungskräfte ist sehr groß.
Na gut – die optischen Illusionen von Trapani bleiben mir verborgen.
Hätte mir bestimmt gut gefallen, denn das Geschwister davon (oder wie sagt man im neuen Deutsch?), das „Museum der Wahrnehmung“ in Wien, hat mich fasziniert! Es hat mich fasziniert, wie leicht und auf wie vielen Wegen es möglich ist, die Augen und andere Sinne „hinter´s Licht zu führen“.
Die Redensart „… mit eigenen Augen sehen….„ steht landläufig für: „sich persönlich von ….. überzeugen…. „.
Hm….. vielleicht überdenkenswert. Vielleicht der Wahrheit näher: „sich persönlich täuschen lassen, höchstselbt Illusionen für wahr nehmen“.
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass „Sehen“ zu 90 % im Gehirn stattfindet stellt sich die Frage:
Wie leicht lassen wir uns generell täuschen und hinter´s Licht führen?
Okay – Plan B: Besichtigung der Salinen von Trapani!
Mit dem Scooter düse ich in den Osten der Stadt, um noch vor Sonnenuntergang bei den Salzproduktionsstätten anzukommen, die auch von den Höhen Erice´s leicht auszumachen waren.
Und ich stelle fest: Es ist ein guter Plan B!
Hier türmt es sich –
das „Weisse Gold der Meere“
Die weißen Salzberge bzw. die daraus mit Bagger hübsch geformte Gebirgskette ist imposant und es macht Spaß, sie zu erklimmen!
Die Reproduktionsstätten sind rechts und links davon:
großflächige, flache Meerwasserbecken, die mit reiner Sonnenkraft betrieben werden:
Wenn das Wasser verdunstet ist, bleibt das Salz übrig.
2 Berge an einem Tag!
Das passiert in einem Seglerleben selten!
Beim Versuch, diese Verdunstungsbecken zu umgehen, bekräftigt eine freilaufende Hundemeute der großen Sorte im Areal eines Fabriksgebäudes, das keine hundesichere Abgrenzung zu den Verdunstungsbecken aufweist, laut bellend und freundlich wedelnd das Schild „nessun passagio“.
Okay – Retour.
So habe ich noch einmal die Gelegenheit, diese labbernd-blubbernde Masse zu begutachten, die hier, im abgelgensten Teil der Verdunstungsbecken, sich großräumig über die Wasserfläche erstreckt – ich nehme an, geführte Besichtigungen kommen HIER nicht vorbei:
Laut Karolina, unserem local-guide in Palermo, ist diese Windmühle in den Salinen ein begehrtes Fotomotiv für den Sonnenuntergang.
Sie schaut aber auch danach sehr stylish aus.