Bojenglück – Bojenunglück

Analipsi – wir kommen wieder!
Orai hat am 22. Jänner ein paar Stunden nach uns Analipsi verlassen und sie haben bemerkt, dass die Platzhalter-Boje des Holzbootes, also „unsere“ Platzhalter-Boje, nicht mehr zu sehen war. Seltsam! Als wir uns einige wenige Stunden davor von der Boje gelöst und das Seil wieder in´s Wasser entlassen haben, war sie noch da.

Für die nächsten Starkwind-Tage ist der Hafen nicht geeignet, Analipsi ist eine durchaus passende Bucht für die Stärke von bis zu 35 Knoten aus Süd-Ost, vor allem, wenn wir wieder am Holzboot-Seil hängen – diese hat sich schon einmal bewährt. Und es gilt ja auch noch, diese Sache mit der verschwundenen Boje zu klären und bei Bedarf eine neue Boje zu befestigen.

Bei der ½-stündigen Fahrt vom Hafen nach Analipsi merken wir , dass die Vorboten des Starkwindes bereits frisch und munter mit ca. 20 Knoten ihre Arbeit aufgenommen haben.

Die Fahne ist aber schon länger auf Halbmast. Das fällt unter: Einmal so ergeben – für immer so geblieben.

Und tatsächlich. Keine Boje in Sicht. Somit wird die Bade-Session heute nicht wie gewohnt um die Mittagszeit stattfinden, sondern sie wird vorverlegt auf ca. 9 Uhr, da haben wir nämlich den vermuteten Bojenbereich erreicht. Das Wasser ist gewohnt „erfrischend“ mit seinen ca. 15 Grad. Durch die Schnorchel-Brille suche ich den Bucht-Boden ab, finde eine Boje, diese bietet aber keinen großen Wiedererkennungswert und ist auch recht knapp neben dem Motorboot, das hier im Winterschlaf-Modus an Boje liegt, seit wir die Bucht kennen – und das sind mittlerweile immerhin schon fast 3 Monate)  So gekuschelt haben wir sicher nicht mit diesem Motorboot. Also weiter in den Westen, Vitamine zieht mit gebührendem Sicherheitsabstand Kreise um mich. Die nächste Boje kommt in mein Blickfeld: Ja! Das ist sie! Die Seile schauen allerdings sehr „zusammengeräumt“ aus. Sie sind ordentlich zusammengelegt und anscheinend auch zusammengebunden.

Hm…. Komisch.
Die sind nicht einfach so in´s Wasser geplumpst und wegen fehlender Boje auf den Boden gesunken.
Meine Water-Time is over. Und Herauftauchen ist sowieso Käpt´n-Sache. Sobald ich wieder an Bord bin, übernimmt der Käpt´n Schnorchel + Flossen (aktuell haben wir nur eine Garnitur an Bord) und sucht, mit Schwimmleine als Seil-Hebe-Hilfe an seiner Seite, nun seinerseits die besagte Boje.
Er entscheidet sich für eine in der Nähe, deren Seil zwar kurz, aber nicht zusammengebunden ist.
Mir würde die Puste ausgehen, bevor ich unten bin, geschweige denn, dass ich es schaffen würde, das Seil nach oben zu holen. Der Käpt´n ist größer und hat mehr Lungenvolumen. Oder mehr Vertrauen in seine Lungenkapazität. Oder das Wasser ist weniger tief. Ich könnte es nicht so genau sagen.
Schwupp ist er weg, 8 Meter in die Tiefe, und Schwupp, ist er auch schon wieder da, mit der Schwimmleine in der Hand, die er durch das Bojenseil gezogen hat.

Der weitere Plan sieht folgendes vor: Vitamine zum Käpt´n, Schwimmleine an Klampfe, Käpt´n an Bord, Bojenseil mithilfe der Schwimmleine an Klampfe. Hört sich einfach an, wäre auch einfach, wenn da nicht dieser Wind wäre, der bereits auf „halbstark“ macht, und wenn nicht das Seil nur „halblang“ wäre

Einige turbulent-hektische Minuten später, im Zuge derer einige Kraftausdrücke aus des Käptn´s Mund entfleuchen und eine Episode darin besteht, dass er mit einem Hechtsprung in´s Wasser die Schwimmleine wieder zurückholt, hängt das Bojenseil schlußendlich an Vitamine´s Bugklampfe.
Geschafft! Trotz dieser widrigen Umstände. Wir freuen uns!

Nicht so erfreut zeigt sich Sepp´s linke Schulter.
Kälteeinwirkung im Wasser und Kraftanstrengung gleich anschließend – die Muskulatur erklärt sich mit einer solchen Behandlung nicht einverstanden und legt Veto ein – die linke Schulter schmerzt massiv bei gewissen Bewegungen. Armer Käpt´n!

Und wie geht es Vitamine?
Sie fühlt sich eingeengt durch die Kürze des Seils, sie kann aktuell nicht tanzen

„Das Boot muß tanzen können“ – ein Credo für das richtige Vertäuen, ob an Anker, an Boje oder am Pier. Je unruhiger die See desto wichtiger ist die „Tanzfläche“, innerhalb derer sich das Boot bewegen kann.
Wir ziehen 2 unserer Festmacherleinen als Verlängerung durch das Bojenseil und machen jeweils eines backbord und steuerbord fest.

Frohes Tanzen, Vitamine!

Die nächsten Stunden verlaufen wie vorhergesagt: Windreich. Hin und wieder werfen wir einen Blick auf den Windanzeiger und sehen bis zu 36,8 Knoten. Beachtlich. Den Wellengang schätzen wir auf über gut einen Meter. Hier in dieser ansonsten ach so beschaulichen Bucht. Beachtlich.

Hin und wieder kommt Gischt über Vitamine´s Deck und auch über´s Sprayhood.
Gegen Mitternacht sitze ich eine Zeitlang im Cockpit und genieße dieses besondere Flair ….

….. und beobachte die bunten Lichter an Land, die an mir vorbei- und wieder zurückziehen. Sie erwecken den Eindruck, zu einer Achterbahn in rasanter Fahrt zu gehören und nicht entlang einer gewöhnlichen Straße platziert zu sein!

Es sind ganz besondere Momente für mich – erfüllt von Dankbarkeit und Freude für dieses „Sein-Dürfen“!

Beim Kontrollgang vorne zum Bug kommt die alte Schiffahrts-Weisheit „eine Hand für Dich, die andere für´s Boot“ zum Einsatz, damit mich eine Welle nicht über Bord spült bzw. mich eine Bewegung von Vitamine über Bord beutelt. Es würde mich zwar Richtung Land treiben, und tropfnass in gefühlt sibirischer Kälte in der Geisterstunde auf Herbergsuche zu gehen, könnte wohl auch einen gewissen Reiz haben – aber Danke – heute nicht. Es ist schließlich ein Monat zu spät dafür! *lach*

Am Bug ist alles in Ordnung, die Klampfen sind gut belegt mit den Festmacherleinen – ah – schauschau, einen Holzsplitter hat es mit heraufgeschwemmt.
Ab in´s Warme, ab in die Koje!