Anker lichten auf Gyali im early morning und auf in die Marina Palon auf Nisyros – in den letzten Tage haben die weißen Häuser schon herübergewunken.
Der Hafen ist fast leer, wir gehen mit Buganker an den Pier. Der Wirt von „The Captain´s“ am Eck hilft uns rasch und mit viel Boots-Verstand – so gestaltet sich das Anlegen als ein einfaches, schnelles und gutes Manöver. Diesmal liegen wir sogar mit Vitamine´s kleiner Badeplattform (der Bereich, der dem Pier am nächsten kommt), so nah am Pier, dass wir Vitamine nicht durch Druck auf die Festmacher bewegen müssen, näherzukommen – heute ist es wirklich nur ein Schritt und schon sind wir an Land.
Mission „Bunkern“ kann starten. Hört sich doch viel besser an als „Hamsterkauf“.
Außerdem würden sich ja bei Hamsterkäufen etliche Fragen auftun: Wieviele Hamster sollen es sein? Reichen 10 pro Person? Oder rechnet man besser mit „ein Hamster pro Tag“? Und Hamster sind Einzelgänger. Wo sollten wir bloß die vielen Käfige segel-sicher unterbringen? Wieviel Futter pro Hamster für welche Zeitspanne? Wieviel und welche Einstreu?
Neinneinneinneinein – wir bleiben dabei: Mission „Bunkern“ startet!
Schon vom Boot aus fällt Sepp auf, dass das Lebensmittelgeschäft gleich gegenüber geschlossen ist.
Hm…. Sind wir zu spät dran? Kommen jetzt schon unsere ohnehin gebunkerten Konserven zum Einsatz?
Wir machen uns schnell auf die Suche nach anderen Optionen und erspähen einen Lieferwagen mit offener Ladefläche, der sich direkt vor der Eingangstür des bereits erwähnten Restaurants eingeparkt hat. Und die Ladefläche ist voll mit Obst & Gemüse! Na wir sind ja wieder mal Glücksis!
Tomaten, Kartoffeln, Mandarinen, Karfiol, Süßkartoffeln, Bananen, Zwiebel, Birnen, Karotten….. eine große Auswahl lacht uns da an – das Gemüse stammt vom eigenen Anbau, das Obst kauft er von Freunden zu – wie uns der rührige, aufgeschlossene, zu Späßen aufgelegte Landwirt erzählt.
Eine Menge Spinat + noch mehr Melanzani bekommen wir als Draufgabe!
Fotooooo – Gemüsebauer auf Nisyros
Das nächste Lebensmittelgeschäft hat offen – wie fein – und so ist auch das ganze Geschäft: klein+fein. Die Auswahl ist gering, aber wer braucht zum Überleben 8 Käsesorten, 10 Müsli-Varianten oder 7 verschiedene Fleischwaren?
Ein Gang in die endlichen Tiefen des Geschäfts – rechts und links volle Regale – bringt uns bis zum Kühlschrank und bis zur Tiefkühltruhe.
Die wirklich wichtigen Dinge im Leben gibt es in KEINEM Geschäft zu kaufen, und das, was wir für die nächsten 3-4 Wochen für „angenehm + relativ wichtig“ erachten – das hat dieser kleine Laden allemal zu bieten. Nur Obst und Gemüse, mit Ausnahme von Knoblauch und Tomaten, führt er nicht im Programm. Aber damit sind wir eh schon gut versorgt.
Beim Einpacken von Milch (Frisch + Haltbar), Käse (je eine Variante von Hartkäse, herrlich intensiver Schimmelkäse, Streichkäse), Wurst (2 abgepackte Varianten, 1 x Press-Schinken frisch), Butter, Knoblauch, Granatapfel-Essig, je 2 x Keks und 2 x Milka-Schokolade, Zitronensaft (frische Zitronen waren „aus“), ein langes Feuerzeug incl. Gasfüllung (praktisch für unseren Gasherd – als Reserve), 3 verschiedene Müslis (Luxus pur!), 1 Packung tiefgefrorener Shrimps, Joghurt, Eier und natürlich – Klopapier! *grins*
Schwer bepackt ziehen wir von dannen. Obwohl wir einiges an Verstau-Taschen in weiser Voraussicht mitgebracht haben, gibt es nach unserem „Überfall“ kein Plastiksackerl mehr. Und keinen Knoblauch.
Auf unserer Wunsch-Liste steht jetzt nur noch Flüssiges und Brot.
Gleich neben der Eingangstür des Lebensmittelgeschäftes haben wir schon durch die ebenfalls offene Tür Wasser, Ouzo, Bier & Co erspäht. Nichts wie hin!
Nur – die Tür ist zu. Der Verkäufer von nebenan meint, er wird wohl gerade etwas erledigen müssen. Er kommt sicher wieder.
Guuut, wenn er wiederkommt! *lach*
Die Bäckerei, ca. 200 Meter weiter, erleichtern wir um einige Weißbrotwecken und ein paar pikante Varianten – Pizza-Fladen und „Cold dog“. Somit haben wir auch diese fast leergekauft.
Beim Zurückgehen betaste ich – vielleicht ja das letzte Mal für die nächsten Wochen – ehrfürchtig die Rinde von den Allee-Bäumen, und da wir ja auch nicht wissen, wann wir wieder mal die Möglichkeit haben, eine Katze zu streicheln, nutzt Sepp die Chance für einen Doppelpack-Streichler.
Fotooooooo – Baum + Sepp mit Katzen
Und damit die öffentlichen Belange gut weiterlaufen, dann, wenn die Menschen nicht mehr aus den Häusern dürfen – bezieht der neu eingeschulte „Manager of the street cleaning“ schonmal Position:
Fotoooooo – katz
Die Erledigung ist erledigt. Die Tür ist wieder offen. Dieses Geschäft ist gleich aufgebaut wie sein direkter Nachbar, nur, dass sich in den Regalen Flüssigkeiten wie Cognac, Baileys, Champagner, ein großes Sortiment an verschiedenen Weinen, Bieren und Schnäpsen und ein bißchen Sprite & co und – gleich bei der Eingangstür – die 6er-Wasser-Packs präsentieren.
Hier bunkern wir Bier, Sprite (in Ermangelung eines Radlers), Baileys und viiiiiiiiiel Wasser (12 Packungen zu je 6 Flaschen à 1,5 Liter) zum Auffüllen vom Trinkwassertank.
Auf nach Hause!
Fotoooooooooo – packesel
Der Brauchwassertank (der ja seit Naxos seinen Status von Trink- auf Brauchwasser geändert hat *groiiiiiing*) wird mit 2 x gefiltertem Hafenwasser (einmal ein 10 Mikrometer-Kohle-Filter direkt beim Einfüllschlauch, und noch einmal ein 5 Mikrometer-Kohle-Filter nach der Wasserpumpe, also zwischen Tank und Verbraucher) gefüllt.
Sepp macht sich an´s Befüllen des Trinkwasserbehälters.
Währenddessen frage ich nach beim Wirt´n, wie es so ist mit Wasser und Strom.
Die Auskunft ist so überraschend so gut:
Strom + Wasser gibt es for free am Pier. Es ist kein Trinkwasser, aber wir können auch gerne das Boot damit waschen. UND gratis TRINK-Wasser gibt es gleich gegenüber von unserem Liegeplatz bei der Wasser-Abhol-Stelle. Nur leere Flaschen müssen mitgebracht werden.
Ich verkünde die frohe Botschaft und ab sofort macht Sepp keine neu gekauften Flaschen auf sondern geht mit den bereits geleerten „Wasser holen“. 100 kg später ist der Tank voll. Somit hat Sepp in der letzten Stunde gut 200 kg Wasser mit eigener Muskelkraft auf die Vitamine gebracht. *lach*
Süß-Wasser zur freien Verfügung – keine Selbstverständlichkeit, ja – eine große Ausnahme mittlerweile für uns!
Vitamine freut sich, das sie von den Bims-Stein-Partikeln wieder befreit wird, ich freue mich, dass ich den vielen Spinat, die Melanzani und die Tomaten ordentlich abwaschen kann UND wir einen Großteil der gekauften Wasserflaschen als Reserve der Reserve noch zusätzlich verstauen können. Sepp freut sich, daß mein Bedürfnis nach „Trinkwasser an Bord“ (hohe Priorität, eh schon wissen *lach*) maximal erfüllt ist.
Fotooooooo – unsere gebunkerten Vorräte
Es ist bereits Mitte Nachmittag, so fällt die Entscheidung GEGEN „Wäsche waschen“ (was sich auch noch angeboten hätte bei DEM Wasserangebot) und FÜR die „Einnahme des letzten Abendmahls an Land“ für die nächsten Wochen.
Die Besucherzahlen im Restaurant sind überschaubar:
Fotooooooooo – einsamer Tisch
Aber das liegt wohl eher an der frühen Stunde – Lokale füllen sich für gewöhnlich erst ab ca. 20 Uhr.
Der Wirt ist gerade selbst am Essen, und als er uns bei der Speisenauswahl berät, zeigt er uns zuerst seine fast geleerten Teller und, nachdem er sieht, dass dies für unsere Vorstellungskraft nicht ausreichend ist, darf ich noch in den qualmenden Kelomat der blitzsauberen Küche schauen. Jawoll! DAS ist die Suppe, die Sepp´s Gaumen erfreuen wird: verschiedene Fleisch-Sorten, ein bißchen Reis und viele Gewürze. Auch meine Fischsuppe besticht mit viiiiiel Fisch-Fleisch, Kartoffeln, Zucchini, Karotten und einer gut abgestimmten, hervorragenden Gewürz-Komposition.
Auch der Knoblauch-Aufstrich mit Nüssen, Zitrone und Olivenöl schmeckt hervorragend!
Dieser Wirt hat auch verschiedenste Talente, die als Marineur als auch als Koch durften wir kennenlernen.
Wir machen uns startklar, helfen noch schnell einem soeben einfahrenden großen Holz-Segelboot, einem 2-Master mit holländischer Flagge beim Anlegen und stellen bei der Gelegenheit fest, dass Palsteak nicht gleich Palsteak ist und gleiten in die Abenddämmerung.
Es ist eine herrliche Überfahrt – Vitamine surft mit den Wellen, so manche ist höher als „Mann-auf-Deck“! Ich genieße das Gefühl und den Anblick großteils quer im Cockpit liegend, auf einer unserer Bugkabinen-Matratzen. Genial!
Und so segeln wir und segeln dem Wind hinterher gen Westen.
Die Bucht Vlychadia auf der Südseite der Insel Astypalaia, (auch Schmetterlingsinsel genannt, weil sie in ihrer Form einem solchen ähnelt) liegt im Süd-Osten der Insel, am Beginn des rechten Schmetterlingsflügels – sie ist unser Ziel.
Kurz vor Mitternacht werfen wir den Anker in der relativ kleinen Bucht Vlychadia – wir sind mehr Platz gewöhnt und dadurch auch verwöhnt – das Ufer ist ungewohnt nah. Aber unsere Anker-App wird wieder guten Dienst tun.
Ha – hier wird uns der Lockdown nicht finden! Da sind wir uns sicher! *grins*