Im kleinen Dorf rund um das Restaurant „Chez Leon“ auf der l’ile d’Ehidji in Süd-Senegal mitten im Casamance-Fluss-Systems, wird aus den Tiefen der runden Brunnen Wasser geholt, freilaufende Schweine, Ziegen und Hühner gehören zum Dorfbild.
Am Abend wird Feuer entzündet, um das Abendessen zu kochen – und auch, um eine Lichtquelle zu haben.
Elektrizität ist rar. Das Notstromaggregat bei „Chez Leon“ steht nicht umsonst.
Stromsparen wird hier ernst genommen! Oder es fällt unter „aus der Not eine Tugend machen!“
Bei „Chez Leon“ (Ja! – es hat tatsächlich Restaurant-Charakter!) gibt es auch einen Fernseher, vor dem sich die fußballinteressierte Umgebung sammelt. Je interessanter das Spiel, desto größer die Versammlung. Konsumiert wird nichts. Auf der 2-stufigen Treppe steht ein Holzbottich mit einem großen, hölzernen Schöpflöffel, aus dem bei Bedarf getrunken wird.
Im Kunstgeschäft bzw. Souvenirshop hätte eine Schale in Form vonm Kontinent Afrika aus heimischem Holz fast den Besitzer gewechselt. Leider hatte ich nicht genug Geld (500 sen. Franc, ca. 12 Euro) dabei.
Der Koch ist ebenfalls fußballbegeistert – und ganz und gar nicht davon, ausgerechnet jetzt an seinen Arbeitsplatz „Küche“ zu gehen. Er fabriziert schlussendlich doch noch gutes Huhn + Pommes und eine sehr gute Zwiebelsoße.
Auch wenn es wiederum sehr interessant ist, Neues kennenzulernen und die Menschen duchaus freundlich sind: Der Wohlfühlfaktor ist hier für uns bei weitem nicht so gegeben wie in der Kaymba Lodge. Die Herzlichkeit fehlt. Wobei ….. es gilt natürlich auch hier:
Wer französisch kann, ist klar im Vorteil!
Die Sprachbarriere (mein Schul-Französisch ist rudimentär, auch wenn ich stolz darauf bin, viele Worte „wiederzufinden“ – der Weg zu einem tiefsinnigen Gespräch über Gott und die Welt ist noch ein weiter) wird eben von verschiedenen Menschen verschieden stark wahrgenommen.
Unser blauer, aufblasbarer Wasserflitzer hatte unter einer Palme Platz gefunden. Unter schönstem Sternenhimmel gleiten wir auf zauberhaft spiegelnder Wasseroberfläche zurück in unser Zuhause.
Wir liegen vor Anker im absolut glatten Wasser mit Seecharakter – hinter einer Biegung versteckt sich ein zulaufendes Flüsschen, unsere Einfahrtsschneise ist das sichtbare Tor in die umgebende Wasserwelt des weitverzeigten Flußsystems der Casamanche und sind umgeben von Mangroven!
Das Wasser ist nicht „sauber“. Es ist grün, erdig, pflanzig.
Graugelbe, männerfaustgroße Quallen schwimmen mehr oder weniger knapp unter der Oberfläche immer wieder mal geruhsam vorbei.
Der mit seinem Segelboot in der Einfahrt liegende Franzose, der uns darauf aufmerksam macht, dass wir recht nahe an der großen Sandbank liegen, die sich bei Ebbe wieder zu erkennen gibt (er würde sich um 20 Meter verlegen), meint, dass diese Quallen nicht gefährlich sind. Sie brennen nur ein bißchen. Na dann…. weitermachen, Käpt´n, mit dem Bootsputz! Weg mit dem grün-schwammigen Bewuchs an der Wasserlinie und diesen seltsamen Wurm-Schnecken im Heckbereich!
Vor uns ein Hausboot – ein Wochenendsitz – und sonst nix – wie idyllisch!
Perfekte Bedingungen für Kanufahrten! Manchmal ist auch der Käpt´n mit dabei, bei den Flusslandschaft – und Austern-Entdeckungs-Touren!
Bei der Anfahrt von unserer Herzens-Lodge „Kaymba“ zu „Chez Leon“ lag Elinkine auf der Strecke. (Ungefähr dort, wo der rote Strich das Wasser verlässt und sich an Land fortsetzt).
Elinkine:
Viele Pirogen, viele Hütten und Häuser, eine Tankstelle und ein Militärstützpunkt – soviel war vom Wasser aus zu sehen.
Über Navily sind wir auch zu dem Kontakt von Marvin gekommen. Er bietet Krokodiltouren an und Essen kann man auch bei ihm, so die Info.
Wir fahren wieder ein Stück zurück, flußabwärts, Richtung Elinkine, etliche Pirogen begegnen uns, und legen uns „mitten in den Fluß“, dorthin, wo der Seitenarm zu Marick´s Zuhause sich abzweigt – Vitamine ist zu „tief“ oder der Seitenarm ist zu seicht für unsere 1,9 Meter Tiefgang.
Kaum den Anker gesetzt, bekommen wir Besuch:
Marick auf seinem kleinen, hübschen, neongelben 1-Mann-Kanu-Plastikgeschoß!
Wie fortschrittlich!
Okay – wir machen einen Ausflug mit UNSEREM Dinghi, sein Kanu im Schlepptau bzw. über eine Dinghikufe gelegt.
Der erste Stop ist bei Marick´s Zuhause, wir machen einen Rundgang „durch den Busch“ und haben schöne Ausblicke auf´s Wasser.
Marick zeigt uns den senegalesischen Apfelbaum, dessen Früchte, die „Pommes du Cayone“ gerade reif sind. Mit Hilfe eines Taschenmessers entfernt er die relativ dicke Schale und bringt das beige-bräunliche, leicht „bamstig“ aber durchaus wohlschmeckende Fruchtfleisch zu Tage. Die Dicke des Fruchtfleisches ist überraschend gering. Der Kern ist dafür überraschend riesig – er macht mindestens die Hälfte der Frucht aus
kunstvoll konstruiert von einer „Viva“-Mama
(gelber Körper, schwarzer Kopf)
Die Ebbe naht – wir gehen´s an: Auf zu den Krokodilen!
Vitaminchen + Paulchen bringen uns flüsschenaufwärts, in den Bereich der ockergelben Lehm-Sandbänke, auf denen sie sich bei Ebbe gerne aufhalten.
Ja! Tatsächlich! 2 Krokodile sehen wir in´s Wasser huschen. Sie sind SEHR scheu. Und ungefährlich. Sie ernähren sich von Fischen und Insekten. Und von kleinen Kindern?
Marick lacht: Nein – auch KLEINE Kinder stehen absolut NICHT auf deren Speiseplan.
Okay. Wie sympathisch!
Nur… dass sie der Motorenlärm NICHT stört, das kauf ich Marick nicht ab.
In der Uferböschung sind dunkle, runde Löcher im gleichmäßigen ockergelben Sand-Lehm-Gemsich zu sehen: Vogelnester! Das gesamte Ambiente erinnert uns an unsere Fluss-Kanu-Fahrt in Ungarn…. wie nett!
Zuhause gibt´s dann Kürbis-Cannellonis!
Die „Nudelwürmer“ in den Cannellonis sind zum Teil roh im Casamance-River gelandet, zum Teil gekocht, zum Teil aber sicher auch in unseren Mägen. Schließlich waren wir hungrig und schließlich sind wir in Afrika.
Vor langer Zeit kam mir eine afrikaische „Fliege in der Suppe“-Statement unter:
Werdegang eines Touris in Afrika:
1. Jahr: Fliege in der Suppe – Suppe wird weggeschüttet.
2. Jahr: Fliege in der Suppe – Fliege wird herausgefischt, Suppe wird gegessen.
3. Jahr: Fliege in der Suppe – Suppe wird mit Fliege gegessen.
Wow! Sind wir lern- und anpassungsfähig! Kaum ein Monat da und schon den Status vom 3. Jahr erreicht!
So gesehen ja gut, dass Marick auf die erste positive Antwort bezüglich „Abendmahl“ dann doch nicht näher eingegangen ist. So haben wir die schwarzen Käferchen in der Packung, gebunkert auf den Kanaren, entdeckt.
(Unsere 2. unliebsamen Gäste. Auf den Kanaren hatten wir auch schon Kakerlaken an Bord. Davon gibt´s verschiedenste – wir hatten die kleine Variante. Mistkäfergröße. Nach etlichen Wochen und nicht nur gutem Zureden, sondern Aufstellen von Kakerlaken-Fallen und Versprühen von Kakerlaken-Spray (Wirkstoff Permethrin) haben wir sie mittlerweile schon lange nicht mehr gesichtet – toitoitoi!)