Beim Morgendämmern ist es normalerweise so, dass es rundherum langsam heller und heller wird. Im Osten unterlegt mit rot-orange-gelb-Tönen. Heute ist es anders. Es WIRD heller. Aber nur VOR uns, nur im Süden. Hinter uns, rechts und links von uns, und mittlerweile auch über uns ist es schwarz. Naja – „Schwarz“ ist übertrieben, es ist dunkel, grau und verhangen, Blitze schiessen nach wie vor an mehreren Ecken und Enden herunter, so wie es die ganze Nacht gewesen ist. Donner ist zu hören, dieser war die ganze Nacht hindurch NICHT zu hören. Über uns hat sich eine dicke mittelgraue Wolkendecke aufgetürmt – wir hegen die Vermutung, dass diese nicht aus „Watte pur“ besteht…..
Yippieh – wir sehen das Licht am Ende des Tunnels! Wir segeln in die Sonne, wir segeln dem Gewitter davon!
*krach* ein Donner entladet sich lautstark und meint wohl: Glaubt´s wirklich?
Er muss sich mit den Wolken zusammengeredet haben, denn diese öffnen die Schleusen, es beginnt zu schütten, und auch der Wind meint, das will er sich nicht entgehen lassen und dreht ordentlich auf
Jetzt sehen wir es wir nicht nur von weitem – nein, wir sind mittendrin. Besser mittendrin als nur dabeiiiiiii!
Die nächsten 30 Stunden sind … nunja …. Interessant: gegen Wind + Welle, mit und ohne Gewitter, mit und ohne Regen, mit und ohne Segelunterstützung bemühen wir uns redlich, Meter zu machen. Vitamine gibt tapfer und klaglos ihr Bestes. Wir sind stolz auf sie!
Das Vorwärtskommen gestaltet sich mühsam bis sehr mühsam. Die Referenzansicht der albanischen Küste verändert sich nur seeehr langsam – es kommt uns fast vor, dass wir sprichwörtlich auf der Stelle treten bzw. mit einem starken Gummiband auf dem Land unter der Welle festgehalten werden. Wir überlegen, vielleicht doch in den südlichsten albanischen Hafen, Marina Orikum, einzulaufen. Vor dessen Landzunge plagen wir uns gerade ab. Bei den Überlegungen gibt Covid den Ausschlag. Da wir die genaue Situation und die aktuellen Bestimmungen in Albanien nicht kennen, beschliessen wir, unseren Weg fortzusetzen – wir haben null Bock auf evtl. Testungen oder Quarantänezeiten, auch wenn der Törnführer Orikum + Umgebung als durchaus reizvoll beschreibt und die Lage des Hafens mit der vorgelagerten Halbinsel eine ruhige Zeit versprochen hätte.
Und so ringen wir weiterhin um jeden Meter, so geht es den ganzen Tag und die ganze Nacht dahin.