Über die Ostküste segeln wir bei gutem Wind gen Süden!
Zur Halbzeit, als die Südspitze der Klippen der Ostküste bereits in der beginnenden Dämmerung zu sehen ist, stellen wir fest, dass wir mit 30 Grad wahrem Wind gen Süd-Westen segeln können, OHNE dass der – ab ca. 45 Grad typische – Gegenbauch der Segel auftritt. Nach der Wende kommen wir allerdings nur bis 60 Grad am Wind gen Süd-Osten – und schon ist der Gegenbauch da. *grübelgrübel*
Fragen wir doch mal die Technik – schließlich hat der Käpt´n viel Zeit & Geld investiert, viele kalte Wintertage und -nächte auf der auf dem Trockendock stehenden Vitamine verbracht, um sie auf den neuesten Stand der Technik zu bringen!
Der Kartenplotter zeigt an, dass wir nur hin und her segeln, ohne Boden zu gewinnen (auch wenn der Boden -zig Meter unter uns ist – normalerweise funktioniert es!) bzw. uns sogar rückwärts, gen Norden, bewegen. Und das, obwohl wir doch GANZ SICHER nach vorne, Richtung Süden segeln. Kann ja nicht anders sein. Auch ein Blick auf die entfernten Klippen in der Dämmerung beweist das eindeutig!
Der Kompass im Cockpit als auch am Handy bestätigen diese unsere Meinung der Vorwärtsbewegung.
Gut. Bis jetzt steht es also 4 gegen 1.
Weiter geht die Befragung:
Verschiedene App´s auf verschiedenen Gerätschaften werden als nächstes zur Wahrheitsfindung herangezogen. Diese schließen sich ALLE der Meinung des Kartenplotters an. Somit hat sich das Kräfteverhältnis umgedreht. Es steht 4 gegen 5.
Sie behaupten allesamt, wir fahren zurück in den Nordwesten.
*grübelgrübelundstudier*
Wir haben ja noch mehr technische Hilfsmittel!
Das Radar kommt zum Einsatz: Hurra! Das Radar ist der gleichen Meinung wie der Kompass! Somit steht es 5 gegen 5.
Hm……….. wie wär´s mit einem Kompromiss? Aber ….. sind Kompromisse immer gut? Kein Mediator würde das wohl behaupten. Wenn eine Untiefe, sprich nackter, harter Fels, Vitamine´s Kiel oder gar Weichteilen partout nicht ausweichen will, dann ist z.B. ein Kompromiss in der Routenwahl nicht ziel- sondern felsführend gewesen. Gar nicht gut.
Die Meinungsdifferenz der befragten Gerätschaften beläuft sich auf beachtliche 50 bis 80 Grad.
Das sind bei solch delikaten Fragestellungen eindeutig um exakt 50 bis 80 Grad zu viel.
Kompass Kartenplotter – Ostküste von Astypalea Radar
Mittlerweile ist die Dämmerung in die Nacht übergegangen. In eine (noch) mondlose, sternenarme Nacht. Die Klippen sind unbewohnt, so ist auch auf dem Land kein Licht zu sehen. Es ist finster. Stockfinster. Es wird uns etwas unheimlich. Wohin segeln wir nun wirklich? Warum wird eigentlich nie über eine durchgehende Seestrassen-Beleuchtung diskutiert? Und warum gehört eine ordentliche Scheinwerferbeleuchtung nicht zur Pflicht-Ausstattung jeden Bootes?
Ha! Des Käpt´n grüblerische Stirn erhellt ein Geistesblitz!
Alle satellitengestützten Systeme sind der einen Meinung – und alle manuellen Geräte sind der anderen Meinung!
Huch! Ein Komplott außerirdischer Mächte? Eine militärische Miss-Weisung? Eine Covid-21-bedingte Satellitenabweichung durch genetische Mutationen? Eine Pol-Verschiebung? Fragen über Fragen……….
Der Käptn startet den Motor und somit einen erneuten Versuch der Wahrheitsfindung: Kurs unter Motor 180 Grad gen Süden. Je mehr Fahrt wir aufnehmen, desto einiger werden sich unsere Gerätschaften!
Des Käptn´s Geistesblitz geht in ein wahres Blitzlicht-Gewitter über – Halleluja – die Wahrheit kommt an´s Licht bzw. in das Dunkel der Nacht:
Die uns entgegenkommende Strömung ist so stark, dass sie uns nach hinten versetzt!
Wir segeln in den Süden – bewegen uns aber trotzdem in den Norden!
Strömungssegeln-Incentive in Griechenland – wie cooool !