Einzigartige Nächte

Auf dem Vordeck, unter Tausenden von Sternen habe ich in den letzten Wochen schon so manche Nacht verbracht.
Zuerst mit Schlafsack, dann mit dicker Decke, dann mit dünner Decke, dann nur mehr mit einer Schicht dünnem Sari-Stoff. Aber noch nie ohne Decke und schon gar nicht ohne Gewand. Mit Nichts sozusagen. Und das während der ganzen Nacht! Diese Nacht war es möglich! Diese Nacht war mehr als „lauwarm“!

Gestern am späten Abend, bei der Nachspeise im Ort Kyparrissi, nördlich von Monemvasia, ist ein dermaßen kräftiger lauwarmer Wind aus den Bergen gekommen (vorhergesagt und doch höchst überraschend) dass die Kühlung durch das wohlschmeckende Eis nicht effizient genug war – Sepp hat richtiggehend Hitzewallungen bekommen – und das knapp vor Mitternacht!

Vitaminchen blieb festgezurrt auf dem Vordeck und wir sind am Abend an´s Ufer geschwommen, sind durch die Brandung gesurft und haben am feinen Sandstrand festen Boden unter den Füssen gewonnen.

Nachdem wir durch das gefühlt lauwarme Wasser (29 Grad!) auch zurückgeschwommen waren, haben wir festgestellt: das Metall auf Vitamine ist ebenfalls richtiggehend warm.
Und unsere Temperaturanzeige im Salon behauptet steif und fest, trotz mehrmaliger Nachfrage: 33 Grad! Und das um Mitternacht!

Die Medien haben von einer Hitzewelle bis zu 41 Grad berichtet, die aktuell Griechenland heimsucht. Vor allem den östlichen Peloponnes! Jaha….. ! Können wir somit bestätigen!
Heute früh sind erstmalig Asche- und Rußpartikel auf Vitamine verteilt zu finden.
Achja – von verheerenden Waldbränden in Griechenland haben die Medien ja auch berichtet! Im Norden bzw. in der Mitte vom Peloponnes z.B.
Das Erstemal, das wir durch diese windvertragenen „Boten“ davon Etwas direkt mitbekommen.

Wir fahren weiter in den Süden, auch in der Hoffnung, dass es dort etwas kühler ist. Die Wassertemperatur zumindest ist es, unserer bisherigen Beobachtung nach.
Wir segeln – wieder einmal – um die Spitze des östlichsten Fingers des Peloponnes – Hurra!
Ab jetzt geht´s Richtung Westen!

Aus dem Abstecher Richtung Osten (in die Türkei) sind wir aus Zeit- und Informationsgründen, aktueller politscher Lage & Co wieder abgekommen. Für dieses Mal.

Zum 2. x ankern wir in der Bucht „Frangos“, und diesmal beschnorcheln bzw. betauchen wir auch das „historische Wrack“:


Sepp probiert hier erstmalig seine Apnoe-Atemtechnik-Übungen in natura aus.
Erfolgreich! Enorm, wie lange er unter Wasser bleiben kann und wie tief er hinunterkommt!
Sehr gut! Setzen! Weiterüben!

Die Unterwasser-Fels- und Makro-Bucht-Landschaft am Ufer hat hübsch einzufangende Sonnenstrahlen und auch einiges Skuriles zu bieten!

(Was sich hier darstellt, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen)


Beim Entlangsegeln war mir ein verschlungener – mehr oder weniger gut sichtbarer – Fußweg zu 2 entlegenen Kapellen, annähernd parallel zum Küstenverlauf, aufgefallen und hat meine Wander- und Entdeckerlust geweckt.


Es ist auch heute irre heiß /die Sonne will wohl auch heute den Jahresrekord wiederum brechen), so mache ich mich erst um 20 Uhr mit Vitaminchen auf den Weg zum kleinen Sandstrand-Abschnitt.
Dort bekommt es ein exquisites Sandplätzchen. Und ich mache mich auf den Weg, meine Wanderlust zu befriedigen.

Der Hohlweg ist zuerst noch autogängig, bietet wunderbare Ausblicke auf´s Meer und einige Häuser liegen zu Beginn noch am Weg.

Die Richtung stimmt!


Schnell wandelt sich der Weg in einen reinen Gehweg, zuerst breit, rasch immer enger werdend und mit allerlei Gestrüpp durchsetzt,
Über weite Teile ist er gut sicht- und begehbar, auch in der rasch zunehmenden Dunkelheit…..

….. nur über manche kurze Strecken ist es eine Kletterei im rohen Fels und dier Weg scheint im „Nirgendwo“ zu enden.

Der Handy-Fotoapparat gibt sein Bestes und hellt auf, was der Restlichtverstärker hergibt…..

…. und sagt aber sehr bald:
Jetzt ist Schluss mit lustig!

Nur mehr die Beleuchtung der großen Dampfer weit draußen sind für ihn erkennbar.

Das menschliche Auge ist in so manchen Situationen eben doch NOCH genialer!
Es ist ja auch der Schöpfung entsprungen und kein Nachbau aus Menschenhand.

Dieser verschlungene Pfad, die fast nicht vorhandene Geräuschkulisse, die laue Temperatur, der leichte Windhauch, das Meer zu meiner Rechten und Fels zu meiner Linken – dies alles ist ganz nach meinem Geschmack!
Die Augen haben sich gut an die Dunkelheit gewöhnt. Der Pfad ist interessant und abwechslungsreich. Manchmal sandig, eben und leichtgängig, manchmal holprig-steinig ins Nichts führend – und doch geht es weiter. Wie sinnbildlich für´s ganze Leben!

Wo bleibt bloß der Mond? Ahso! Um den Neumond herum taucht er ja erst sehr spät auf… schade …. Mit der Assistenz des Vollmondes wäre es wohl unübertrefflich!

Als ich vor einem Trümmerfed an menschlicher Behausung stehe (so vermute ich zumindest) und tatsächlich keinen Weg mehr ausmachen kann, wünsche ich mir die Stirnlampe herbei. Genau diese, die es schlussendlich doch vorgezogen hat, auf Vitamine zu bleiben und an dieser nächtlichen Exkursion nicht teilzunehmen. Aber diese neumodernen Handys haben ja soviele Features, dass es verwunderlich ist, dass man mit ihnen sogar auch noch telefonieren kann. Im Moment bin ich ganz froh darüber und suche die Taschenlampe. Die muss ja irgendwo sein. Ich weiß es genau!
Nur lässt sie sich nicht finden. Hm….. Sepp anrufen, der hoffentlich genüsslich eingeschlafen ist? Immerhin bin ich schon 1 ½ Stunden unterwegs. Nachdem er mir gut zugeredet und mich losgeschickt hat, mein Seebärli, Goldjunge und Herzbube – er weiß, wie sehr mir „solche Unternehmungen“ zusagen.

Zurücksuchen und darauf verzichten, hier vielleicht doch noch weiterzukommen?
Irgendwo da vorne MUSS er ja sein, der Weg!

Sepp hebt schnell ab – mit seiner Hilfe finde ich die handyeigene Taschenlampe.
Ja, geschlafen hat er schon. Hoffentlich bald wieder!

Vorher macht er noch geschwinde ein Bildschirmfoto von meinem aktuellen Aufenthaltsort („GN“)

(blau-weißer Kreis: Standort von Vitamine)

Die Licht-Hilfe hält sich in Grenzen. Auch im hellen Lichtkegel ist kein Weg auszumachen. Da der Akku schon verdächtig nah an der „Stromspar-Modus-Grenze“ ist (es geht doch nichts über gute Vorbereitung), verzichte ich auf neue Erkundigungen und schalte das Licht am wiedergefundenen Weg wieder aus, bereit, den Heimweg anzutreten.
Außerdem wäre es mir sehr unangenehm, wenn ein besorgter Mitmensch meine Lichtkegel in dieser einsamen Gegend als SOS-Morse-Zeichen interpretieren würde und eine nächtliche Suchaktion bei der Seerettung oder beim örtlichen Alpenverein (oder wäre es hier ein Hügelverein?) in Gang setzen würde.

Für ein paar Minuten setze ich mich auf den wiedergefundenen Weg, damit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen können und genieße in diesen ganz besonderen Minuten das „Sein“ in der mich umgebenden Stille, untermalt vom leisen Anschlagen der Wellen an die Felswände in der Tiefe. Weit in der Ferne leuchten auf dem Wasser einige wenige kleine Punkte in grün, rot und weiss – die vorschriftsmäßige nächtliche Beleuchtung von „Schiff in Fahrt“.

Wieder zuhause auf Vitamine sehe ich kurz nach Mitternacht bei einem Mitternachtssnack (Joghurt mit Früchten) den Mond hinter einem Felsvorsprung hervorlugen. Na sowas! Seine nächtliche Himmelswanderung beschränkt sich aktuell auf die 2. Nachthälfte, seine Leuchstärke ist gering. Der Mann im Mond ist nicht auszumachen.
Don´t worry – be happy! In spätestens 2 Wochen wird es wieder gelingen!