Am Ufer von Elinkine in Casamance in Süd-Senegal ist ein Segelboot eingeparkt, mit Landleinen und Heckanker.
Hm….. ob dieser „Pier“ auch für Vitamine geeignet wäre?
Olivier hat bei seiner „Escondida“(was für ein klingender Name – benannt nach einer anspruchsvollen, in Frankreich sehr bekannten Comic-Figur der maritimen Lebens-Art), einen einziehbaren Kiel und lässt sich bei Ebbe trockenfallen bzw. in den Schlamm fallen. (Binta, Olivier´s senegalesischen Freundin, ist es lieber, Land gleich neben sich zu haben.)
DAS haben wir nicht – das können wir nicht. Wir sind ein klassischer Einrümpfer.
Und so landen wir mit unserem blauen Plastik-Roß an.
Wenn dies bei Ebbe geschieht, kann´s schonmal sein, dass man mit weit hinaufgezogenen Schlamm-Socken schlußendlich an Land kommt.
Aber wir sind ja Glücksis – hier gibt´s sogar eine Strand-Dusche!






Mit Olivier sind wir auch im Restaurant „Mama Africa“: Sein Lieblings-Platzal. Und „Mama Africa“ ist wirklich entzückend. Und zaubert uns auch ein gutes Essen auf die Teller. Huhn mit Pommes und Fisch mit Reis. Der Bissap-Saft (Hibiskusblüten-Saft) schmeckt guuuuut! Er wird aus den roten Blüten gemacht (dementsprechend gibt es ihn in weiß oder rot), die Blüten werden kalt oder heiß aufgestellt und mit Orangenblüten, Muskatnuss, Zimt und Zucker verfeinert.

Olivier erzählt uns, dass das Militärboot geschmückt wurde, weil Elinkine ein Militärfahrzeug von den USA geschenkt bekommen hat.
Und von ihm hören wir, dass der Grund, warum jeder auf dem Wasser rund um Elinkine Schwimmwesten tragen MUSS, ein Fährunglück ist, das sich vor einigen wenigen Monaten ereignet hat. 4 junge Frauen sind tragischerweise dabei ertrunken. (Weit über 90 % der Bevölkerung sind Nichtschwimmer. Unglaublich. Und das am Meer. )
Und von ihm hören wir auch von dem Streik der Fahrer im öffentlichen Verkehr. Sie streiken, um eine gesetzliche Überprüfungspflicht für Autos, Busse & Co. zu erwirken. Also für eine „Pickerlüberprüfung“. Für uns in Europa selbstverständlich. Manchmal lästig. Manchmal teuer. Hier ist der Auslöser für den Streik ein Unfall mit mehr als 40 Toten, bei dem vor ein paar Wochen 2 voll besetzte Busse frontal gegeneinandergekracht sind.
Ursache: technische Mängel!
(Die Vehikel sind oft in einem katastrophalen Zustand, werden gefahren, bis sie eben nicht mehr fahren. Viele kommen aus Europa. Hm. Komisch. Was das wohl für Gründe hat? Wie war das doch nochmal mit dem „Pickerl“ in Europa?
Der Blick auf Elinkine und die davor parkenden Pirogen ist idyllisch. Manchmal gehen wir doch an Land. Das Restaurant direkt am Fisch-Umschlaplatz hat ebenfalls eine entzückende Köchin. Sie bringt uns zum Fisch einen großen Berg Reis, auf dem eigenen Grund gewachsen und in der Regenzeit von den Männern der Familie erwirtschaftet.
Die Reiskörner sind etwas kleiner als gwohnt und – natürlich – besser!
Vor der Tür spaziert während unseres Essens so einiges vorbei:
Vieles an „menschlichen 2-Beinern“ – und so zwischendurch und immer wieder mal auch andere Spezies: Ziegen, Schweine, Schafe, Hühner, eine wuselnde Ferkel-Truppe … wie idyllisch!
Die hausgemachte Bananenmarmelade schmeckt übrigens köstlich! Mit vielen Gewürzen versehen. Genau kann ich mich nicht mehr an die Aufzählung erinnern. Darum zähle ich sie jetzt und hier nicht auf. Ich schreibe nur mene Vermutungen nieder: Muskatnuss, Ingwer, Zimt, Kardamom oder Gewürznelken. Oder beides. Auf jeden Fall: KÖSTLICH !











Wie gut, dass wir eine Axt an Bord haben! Sie kommt erstmalig zum Einsatz – denn HEUTE ist es soweit: Heute muß sie dran glauben! Unsere 1. selbstgepflückte Kokosnuss wird (erstmalig für uns) eigenhändig geschlachtet!







Erfolgreich!
Und superlecker!
Aber nie wieder an Bord. Beim Zerhacken des grünen Schutzmantels der Kokosnuss spritzt grüner Saft auf Vitamines Gelcoat – und ist nicht mehr herunterzubekommen. Die nächste wird an Land bearbeitet!



Alkohol gibt´s keinen. Gut so.


Was wohl auf dem Einkaufszettel der Ziegen steht?

Die „Arbeit“ dieser Krokodile im Bereich eines Restaurants ist es, für potentielle Gäste interessant zu sein, sich bestaunen zu lassen. Der Platz, den sie zur Verfügung haben, ist klein. Das Wasser ist wenig und abgestanden. Natürliches Ambiente nicht vorhanden.
Nach dem ersten „Wow! Krokos!“ kommt das Gefühl von Trauer auf. Die Tiere sind zwischen 7 und 14 Jahre alt. Puh!

Der Militärstützpunkt von Elinkine hat beim 4. Mal vorbeifahren DOCH das Bedürfnis, uns näher kennenzulernen. Ein Fischer wird losgeschickt, um uns die Kunde zu überbringen. Mein Hinweis, daß ich vor ein paar Tagen „zu Fuß“ dort war und alles für gut befunden wurde, wurde wohlwollend entgegengenommen – der Fischermann bekräftigt aber sein „S´il vous plait – venez“ – Bitte kommen. So ein Bote hat´s nicht leicht!
Also schwinge ich mich schnell mit den Papieren in unser blaues Kanu-Geschoß und paddle hinüber. Die Daten werden tatsächlich erfasst, auf einem Eselohr-A5-Zettel mit „Gebrauchsspuren“. Aber das akribisch genau. Meine Französisch-Kenntnisse + due Englisch-Kenntnisse des adretten Herrn Uniform ergeben zwar bereits einen guten Mix, aber manchmal muß doch einTranslator aushelfen. Zur Nerven- und sonstigen Stärkung gibt´s zwischendurch einen kräftigen Schluck schaumig geschlagenen grünen Tees. Ganz klassisch zubereitet und uns beiden serviert, von einem ebenso adretten jungen Kollegen. Auf Silbertablettchen und im Kännchen+Schnapsgläschen-Look.
Währenddessen hält der Käpt´n Vitamine stabil in den Fluten und vermeidet es gekonnt, auf militärische Tuchfühlung zu gehen.




Laut den Behörden in Dakar ist Ein- und Ausklarieren Hauptstadt-Angelegenheit. Es ist nur in Dakar möglich. Und NUR in Dakar.
Naja. Wir sind jetzt nunmal da und werden es hier probieren, das Ausklarieren.
Nach Dakar zu reisen wäre langwierig und mühsam. Der wohl angenehmste Weg wäre eine Fährenfahrt über Nacht.
Erste Hürde: Wie komme ich von Elinkine nach Ziguinchor?
Mit dem Auto? Mit dem eigenen Boot? Mit Fähre? Oder anders?
Schlußendlich, und über Vermittlung von Olivier, bin ich auf 2 Rädern wohlbehalten von Elinkine nach Ziguinchor („Sigunschoh“ – jaja – französisch ;-)) gebracht worden und retour. Vor mir Babi, der Mechaniker lernt und gerade auf seinen Auto-Führerschein anspart.
Ja – er sollte ihn machen, den Führerschein. Er ist ein aufmerksamer, vorsichtiger Fahrer!
(Und Babi hat sich auch bei den Behördenwegen als sehr nett, geduldig und hilfreich erwiesen!)

Die „Police central“ in Ziguinchor weiß von nichts. Das ist die einzige Information, die in 2 Stunden, in denen wir von einem Büro in´s nächste geschickt worden sind, zu haben war.
Nächste Chance: „Police du port“ Klingt logisch. Ist es auch. Direkt im Hafengelände sind wir zwar nicht richtig, aber bei der Polizeistation ganz in der Nähe werden wir freundlich empfangen, und in einem kühlen Büro auf die Warte-Sessel gebeten, weil der Chef gerade nicht da ist. Unsere Pässe bleiben beim Checkpoint an der Tür. Coooool – was für eine Überraschung! Und bei einer Temperatur im Freien an die 40 Grad eine willkommene Abwechslung. Ein paar Minuten später bin ich froh, für´s Mopedfahren eine Jacke mitgenommen zu haben.
Die Helme warten auf gleicher Höhe mit der Teekanne.
Die Stunden vergehen. Hin und wieder schaut der Inhaber einer der beiden im Raum befindlichen Schreibtische vorbei. Hin und wieder durchquert jemand den Raum, um zu den Toiletten zu gelangen. Es gibt schlimmere Orte, um Zeit totzuschlagen!


Und dann ist er da, der Chef. Und er veranlasst, dass der Stempel-Kollege, der eigentlich bereits dienstfrei hat, noch einmal in die Dienststelle kommt. Derweil gibt es Small-Talk mit dem Chef. Von den Kollegen in Dakar hält er nichts. Und selbstverständlich und natürlich kann man hier ausklarieren. Auch einklarieren! Es ist absolut nicht notwendig, nach Dakar zu gehen! Wer will dort schon hin…
Und dann ist er auch schon da, der Kollege mit den Stempeln, in Freizeitkleidung, mit einem durchsichtigen Plastiksackerl, in dem die begehrten Objekte sind.
Er setzt sich hin, stempelt unsere Pässe und … das war´s.
Das er sich mit diesem löblichen Einsatz ein kleines Dankeschön verdient hat, ist verständlich. Schließlich ist er – nur für mich – Treibstoff verfahren. Und schließlich sind die Treibstoffpreise hoch!
Da brauchst gar net so schauen, Du naseweise Piroge Du!

