Am Nachmittag ist es wieder soweit: Quad, das 2. in unserem Turn! So was großes mit Armlehnen für den Beifahrer war angedacht, unterwegs sind wir mit einem etwas kleineren Quad als auf Poros, dafür ist es etwas teurer *lach*
Die halbe Insel ist für heute geplant – warmes Gewand für den Quad-Abend im Gepäckträger – wir lernen dazu.
Schöne Sandstrände, kleine Häfen, Fischerdorf-Feeling, hügeliges Hinterland (für unser mitteleuropäisches Auge sehr dürftig bewachsen mit einigen wenigen Bäumen, es erinnert in seiner Gesamtheit an „über der Baumgrenze“, hier ist es wohl eher auf „unter der Baumgrenze zurückzuführen *smile*), asphaltierte, halb-asphaltierte als auch Schotterstrassen – wir haben das Gefühl, wir erkunden ALLES, was uns Paros bietet!
Hier auf Paros wie auch auf den anderen Inseln Griechenlands, die wir bis jetzt kennengerlernt haben, gibt es Palmen übrigens nicht „einfach so“. Die wenigen Palmen sind extra gepflanzt und werden gehegt und gepflegt.
Das „Schmetterlingstal“, unser einziger Besichtigungs-Wunsch auf Paros, erwartet uns mit einem leeren Besucherparkplatz, einem kettenverhangenen Eingangstor und der Info: „End of saison – no butterflys“.
Don´t worry – be happy! Weiter geht´s! Im Hinterland bringt uns Quad-Käpt´n Sepp zu einer kleinen Kirche – hoch oben, nur in weiter Ferne ein paar typisch weiße Häuser. Sie erstrahlt in den Farben Griechenlands: dunkel-blau + weiß.
Selten sind wir in den letzten Wochen zu „christlichen Zeiten“ vor einer Kirche gestanden – auch hier bleiben uns die Türen verschlossen.
Über ein Mauerl auf der Rückseite bietet es sich an, das Kirchendach zu ersteigen. Nein – nicht gefährlich. Kein Dach wie bei unseren Kirchen sondern großteils eben und wunderschön weiß gefärbelt, die Bogengänge im Inneren sind 1 : 1 auch oben nachzugehen (ebenfalls wunderschön weiß gefärbelt), und die Kuppel erstrahlt in dunklem Blau. Und jetzt bin ich mir ganz sicher, dass zuerst weiß und danach blau gefärbelt wird – ein paar Farbtupfer auf dem ansonsten makellosen Weiß verraten es.
Nachdem ich überprüft hatte, ob die Glocke leicht zu läuten ginge, habe ich es mir doch verkniffen, sie auch zu läuten – Predigt will ich keine halten, unser Jux-Pfarrer bei der Unterwasser-Hochzeit, Wolfi, ist nicht dabei…. Also besser nein.
Wieder am Meer gehen wir in einem netten Strandlokal auf einen frisch gepressten Orangensaft.
Kaum Platz genommen sehen wir, wie ein junger, gut gebauter Mann einen Liegestuhl in´s Wasser zieht. Samt bekleideter, älterer Frau, die zu schlafen scheint. Zuerst liegt sie ganz eben auf dem Liegestuhl, als das Wasser sie bereits benetzt, hebt sie den Kopf und bewegt die Arme. Okay. Sie schläft nicht. Immer weiter, immer weiter, bis der ganze Körper im Wasser ist. Der junge Mann zieht den Liegestuhl unter ihr weg, dreht sich um und bringt den Liegestuhl ohne alle Eile an Land.
Hm…….. Was wird das?
Wir sind bei weitem nicht die Einzigen möglichen Zuseher. Die Frau, im Wasser liegend, bleibt ganz ruhig, der Mann auch. Er geht zu ihr zurück, sie unterhalten sich, er beginnt, sie an ihren über den Kopf gehaltenen Armen langsam durch das Wasser zu ziehen, in unsere Richtung, vor das Lokal.
Ferndiagnose: Querschnittlähmung. Das war die Aufwärmphase – danach beginnen die 2 mit Physio-Übungen – mit der Zeit nehmen auch einige der Badegäste kurzen Kontakt mit ihr auf – es ist wohl nicht ihre erste Behandlung und für viele ein gewohntes Bild: Physiotherapie bei Sonnenschein im warmen Salzwasser. Möge es ihr gut tun – ja, möge diese Art der Therapie wahre Wunder vollbringen. Und möge sie sie jeden Tag genießen können!
Eine hübsche, rot-weiße Samtpfote hat sich zu uns gesellt, räkelt sich neben unserem Tisch und verstärkt unser Gefühl: „WIE guuuuuuuuuuut geht es uns!“
Nach ca. 85 gefahrenen Kilometern fallen wir mit enorm vielen schönen, interessanten und berührenden Eindrücken in die Koje.