Maymuna hat sich für den Marktbesuch hübsch gemacht und trägt ein bodenlanges, creme-farbenes Kleid in Samt-Optik mit roten Ornamenten rund um den großzügigen Ausschnitt. Perfekt auf das Kopftuch abgestimmt.
Gibril´s Frau ist heute für das Mittagessen verantwortlich:
Teil 1: Einkaufen –> auf zum Markt!
Ich darf sie begleiten! Wie nett + wie interessant!
Gibril, alias Gee, bringt mich mit seinem Auto in sein Zuhause nach Lamin Village.
Ja, er ist ein tüchtiger Geschäftsmann und stolzer Besitzer eines Autos!
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde übergibt Maymuna ihre Jüngste der Großmutter –
ihrer Schwiegermutter.
Beide passen farblich perfekt in den großen Ohrensessel 😉
Es ist Mitte Vormittag – Zeit für den (täglichen) Marktgang!
Auf der Hauptstraße signalisiert Maymuna den Kleinbus-Fahrern, das hier ein neuer Fahrgast steht. Bzw. 2.
Diese Busse stellen die billigste Variante dar, um von A nach B zu kommen.
(Abgesehen von privatem Autostop ;-))
Der Bus ist gut gefüllt, für unsere mitteleuropäische Vorstellung: hoffnungslos überfüllt – aber –
solange Platz ist, ist eben Platz!
Männer, Frauen mit Kleinkindern und Babys, Arbeitswerkzeug und Einkaufstaschen – keine Tiere – eigentlich seltsam. *lol*
Alles geht sich aus,
Alle sind ruhig und gelassen.
Die Markthalle ist riesig, die Gänge sehr eng (insbesondere der Eingang), der Anblick bunt, die angebotenen Waren vielfältigst.
Wir sind in Serekunda, auf einem der 3 großen Märkte Gambias.
Maymuna weiß genau, was sie bei welchem Stand einkaufen möchte, sie kennt die Marktsteher und diese kennen sie.
Sie ist die Hälfte der Woche für Einkauf + Kochen zuständig. In der 2. Wochenhälfte übernimmt eine Schwägerin und Maymuna widmet sich dem restlichen Haushalt (Wäsche + Putzen & Co) und – natürlich – ihren 2 Kindern.
Eingekauft wird täglich. Das ist nicht nur schnell so geschrieben.
Eingekauft wird täglich und eingekauft wird täglich der GESAMTE Lebensmittel-Bedarf des Tages.
Von A wie Austern über Baobab, Erdnußbutter, Grillkohle, Hühnerhaxn, Kraut, Paprika, Salz, Speiseöl, Suppenwürfeln, Tomatenmark, Yamswurzeln und so weiter und so heiter bis Z wie Zucker und Zwiebeln.. Alles in „haushaltsüblichen“ Mengen – für ein Mittagessen für die entsprechende Personenanzahl eben.
Sowohl mangels an Kühl-Möglichkeiten als auch mangels an finanziellen Mitteln.
Und mangels der Gewohnheit der Vorratshaltung.
Und für viele Haushalte gilt tatsächlich: Heute wird das verdient, was morgen für den Einkauf des Mittagessens ausgegeben wird.
Unvorstellbar? Unvorstellbar!
Tatsache? Tatsache!
Heute z.B. werden für 18 Personen die Tassen Reis abgezählt und 18 tiefgefrorene Hendlstücke gekauft.
Die Gemüsevielfalt ist groß und von bester Qualität. die frischen Kräuter scheinen ebenfalls von Chlorophyll & Co zu strotzen.
Auch hier werden „haushaltsübliche Mengen“ angeboten: der Krautkopf z.B. ist bereits geviertelt.
Hübsch drapiert werden in kleinen Säckchen (in haushaltsüblichen Mengen eben) Zucker, Salz, Paprikapulver, Pfeffer und Co feilgeboten
Übrigens:
die Sackerlreihe gleich daneben besteht aus Waschmittel und anderem Reinigungsbedarf. In ebensolchen Säckchen – glücklicherweise ist der Inhalt oft in tiefblau-metallic oder giftig-grün gehalten: das erleichtert die Unterscheidung – da hat der Hersteller mitgedacht!
Die entsprechende Anzahl an Säckchen landet in unseren Einkaufskörben. so wie auch die entsprechende Menge an Erdnussbutter, die – frisch zubereitet – aus der großen Plastikschüssel in ein kleines Plastiksackerl verfrachtet wird und sodann vorsichtig (das Plastik ist dünn, auch die Sicherheitsvariante von 2 Sackerln nicht 100%ig vertrauenserweckend + die Erdnussbutter cremig-fettig – wie eine Erdnussbutter eben sein soll) auf unsere Einkäufe obenauf gelegt.
Zum Schluss noch ein geräucherter Fisch – als Unterstützung für die Suppenwürfel, die – wahrscheinlich in ganz Gambia – en mas Verwendung finden. Das klassische „Maggi“ aus meiner Kindheit ist hier modern!
Das Lächeln der Frauen hinter den Gemüseständen ist entzückend, für´s Foto verschwindet es meist. Vielleicht wird angenommen, dass es einen seriöseren Eindruck macht oder es ist ein gewisser Respekt vor Fremden, die hier auf diesem Markt nicht allzu oft gesehen werden. Schließlich bin ich heute die einzige Weisse!