Mittwoch 2.5.2018
Der Vormittag gestaltet sich als gemütlicher Hafenvormittag – noch eine Dusche, Abmelden und Bezahlen im Hafenamt (nur 21 Pfund pro Tag, der Extra-Strom schlägt sich mit 1 Pfund zu Buche und ist bei der geringen Maut absolut gerechtfertigt).
Glücklicherweise wurde das „Hafenamt-Kino“, das ich erleben durfte, nicht extra verrechnet: Jung-Marineuros beim Zählerstandablesen, um unseren Stromverbrauch zu eruieren + beim Kaffeemachen für die Hafenamtchefs – köstlich für´s Gemüt!
Beim Auslaufen füttern wir noch unsere „Mary-Anne“ mit 79 Litern (nach doch etlichen superbrav-gelaufenen Motorstunden hat sie es sich wahrlich verdient – aktuelle Motorstunden: 8427 h) und machen uns auf Richtung Valencia – rund 450 Meilen – wir rechnen mit 3,5 Tagen.
Wir verlassen gemeinsam mit einem der Dolphin-Watching-Boote den Hafen, und beschließen, kurzfristig sein „Follower“ zu werden (ist ja sehr aktuell derzeit bzw. in allerletzter Zeit auch schon wieder etwas in Verruf gekommen ;-))
Laut Gib-Reiseführer tummeln sich Common Dolphin, Striped Dolphin and Large bottle nose Dolphin rund um Gibraltar. Wir sind gespannt!
Das Dolphin-Boot bleibt entlang der Küste knapp außerhalb des Hafengebietes – und tatsächlich! Nach kurzer Zeit sind Delphin-Flossen zu sehen, die offensichtlich ihren Vormittagsfang hier absolvieren!
Nach kurzer Zeit beschliessen wir, das kommerzielle Dolphin-Watching hinter uns und uns von unseren höchsteigenen Delphinen finden zu lassen!
25 Knoten Wind erwarten uns und so geht es mit bis zu 12 Knoten Vorwind-Kurs dahin – das Seglerherz schlägt höher!
Und – oh Freude! Mittwoch ist Mittelmeer-Delphintag!
Immer wieder tauchen die freundlichen Gesellschafter auf und begleiten uns ein Stück unseres Weges. Oft hat es den Anschein, dass sie „extra für uns“ angeschossen kommen, einen Umweg in Kauf nehmen, um bei uns zu sein. (Ihre Route scheint unsere zu queren – aber nein! Sie bleiben bei uns, machen uns Freude und ziehen später weiter….)
Donnerstag 3.5.2018
Wieder ein Tag auf See! Schöööön!
Der Wind ist uns hold! Wir sind den ganzen Tag unter Segel, nehmen die „Verfolgung“ eines Segelbootes vor uns auf – ein freundlicher Däne in hübschem Karmin-rotem Look, seiner Ausstattung nach ein Fahrtensegler, wie sich beim Vorbeifahren herausstellt ….
Backbord von uns taucht eine Riiiiiesen-Bucht auf, „Mar Menor“ – 12 Meilen lang und bis zu 5,5 Meilen tief – die, bis auf eine einzige kleine Einfahrtsmöglichkeit, zum Meer hin durch einen schmalen Festlandstreifen abgetrennt ist. Im Bereich dieses „kleinen Meeres“ (wie treffend der Name doch auch gewählt ist) befinden sich viele kleine Marinas und kleine Buchten.
Freitag, 4. Mai 2018
Der Tag vergeht unter Segel … – wie schnell doch auch ein solcher Tag vergeht!
Welch ein Unterschied zu unserem normalen „Hektomatik-Alltag“ – in den ich jetzt gar nicht tiefer eintauchen will – Leben im Jetzt und Hier!
Zeit für mein e-book zum Englisch-Weiterbilden und auch meine Einführungslektüre in den Schamanismus – soviel halt Zeit bleibt… neben dem Genießen…. *lach*
In der beginnenden Dämmerung bekommen wir besonderen Besuch: unter der Wasseroberfläche taucht ein „großer Delphin“ auf, ein Späher der Waltruppe weiter draussen, begutachtet uns kurz, dreht wieder ab und erstattet Bericht – in der Ferne sehen wir die Flossen in gemütlichem Tempo ihres Weges ziehen.
Wie oft wir wohl schon Besucher in dieser Art gehabt haben? Phänomenal, das unser beider Blick genau in diesem kurzen Moment genau auf diesen Punkt im Wasser hinter´m Boot gerichtet war… !
Am Abend bietet die ruhige See wiederum neue An- und Einblicke in „Gott und die Welt“:
Durch die fast nicht vorhandene Bewegung des Wassers stellt sich der Horizont wie ein dunkelblauer Streifen dar, der von einem hellen Streifen begrenzt ist. Das heißt, der „Teller“ in mittelblau wird verzeirt von einem dunkelblauen und weißen Rand.
Absolut logisch und nachvollziehbar: Die Erde ist eine Scheibe und am Rand fällt man hinunter!
Samstag, 5. Mai 2018
Mit der Morgendämmerung verabschiedet sich der Wind – aber immerhin, bis jetzt konnten wir segeln und weitere stolze 222 Meilen dank der Kraft des Windes zurücklegen.
Den Rest des Tages bringt uns der Motor voran – verlässlich und geradlinig hinterlässt „Mary-Anne“ kurzfristig ihre Spur auf dem Wasser.
Schon gestern Abend haben wir beschlossen, aufgrund der fehlenden Windvorhersage (= die Vorhersage ist da, der Wind ist der, der fehlt ;-)) Valencia keinen Besuch abzustatten, sondern gleich Richtung Ibiza Kurs aufzunehmen. Das erspart uns gut 10 Stunden Fahrt unter Motor.
Und so taucht Ibiza (auch Ibiza hat einen beeindruckenden Willkommens-Felsen; ein Stierkopf ohne Hörner) bereits im Mittagslicht auf. 81 Stunden nonstop und 415 Meilen liegen seit Gibraltar hinter uns!
Den Rest des Tages als auch die Nacht verbringen wir in einer netten Bucht, „Cala Llentrisca“, als Nachbarin die „Vagabond“ – ein schmuckes Segel-Boot, die Accessoires ebenfalls in karminrot gehalten.
Ein gemütlicher Regen-Nachmittag – das „Landen“ der süßen Regentropfen auf ihren salzigen Heerscharen von Kollegen, das leichte Anklopfen an den Luken…. – hach Du angenehmes Salon-Leben!
Sonntag 6.5.2018
Sonnenstrahlen bringen wieder das besondere Glitzern auf die Wasseroberfläche!
Die letzten „Wind-und Wetterwochen“ haben wir nur das notwendigste an Hautoberfläche ungeschützt den Elementen preisgegeben – heute freut sich viel Haut über angenehm viel Sonne!
Der Käpt´n nutzt ein ausreichend großes Wolkenfenster und geht über Bord – für ein erfrischendes Bad! Er hat somit die Chance ergriffen und die erstmalig aufkommenden Gedanken an „baden gehen“ in die Tat umgesetzt! Mein Wärmebedürfnis ist etwas größer, die Aufwärmphase etwas länger – zu lange für die heutigen Sonne-Gegebenheiten – ich wähle wieder eine zusätzliche Schicht Gewand statt einen Sprung in die uns umgebenden Fluten.
Sonne und Wolken wechseln sich ab, wir verbringen einen angenehmen Vormittag im Stand-by-Modus und beobachten die 2 Weimaraner samt Anhang bei ihrem Sonntagsausflug als auch andere Wanderer, die jeweils auf einem Berghang hinunter zu uns und auf der anderen Seite wieder hinaufkraxln.
An und für sich war der Plan, hier noch eine Nacht zu verbringen … aber…. Es regt sich in uns beiden der Wunsch nach Sightseeing – vom Boot aus, versteht sich – und nach Wellen+Bewegung!
Mitte Nachmittag lichten wir den Anker, verlassen die holde Bucht und fahren Ibiza´s Süd-Ost-Küste entlang Richtung Norden – unter Motor – der Wind hat ja nach wie vor Urlaub genommen.
Die Entscheidung war goldrichtig!
Die Fahrt an der Küste ist interessant und abwechslungsreich. Verschiedenste Felsformationen + Gesteine, Nobel-Villen, in die Hänge geklebt oder auf hohe Steilwände direkt an den Abgrund gekleistert, wechseln sich ab mit kleinen Ortschaften – und dies bei schönen Lichtverhältnissen des beginnenden Abends.
Der Ort Ibiza taucht auf! Für viele Synonym für Party und intensives Nachtleben – „sex, drugs and alcohol“. Diesem Klischee entspricht durchaus der 1. Anblick: Hotelfronten vor Sandstrand, eine Betten-Hochburg neben der anderen, am Ende dieser „Front“ die Burg/Wehranlage von Ibiza.
Jedem das Seine! So manche Dinge muß man auch einmal erlebt haben, um zu wissen, das man nicht dafür geschaffen wurde ….
Wir lassen diesen Teil von Ibiza hinter uns, umrunden die Burg und fahren in den Hafenbereich ein… und entdecken den hübschen, kleinen, aber feinen Altstadtbereich der Stadt mit dem davor angelegten Segelboot-Hafen! Ein netter Anblick der sich in den Hang schmiegenden bunten, ineinander verschachtelten Häuser und Gassen!
Wir genießen von See aus, drehen eine Runde und verlassen Ibiza wieder, um einige Meilen weiter nördlich eine – laut Hafenbuch – wiederum idyllische Bucht anzusteuern.
Das Foto im Hafenbuch war tagsüber aufgenommen und das Hafenbuch ist vor 13 Jahren erschienen.
Schon von weitem leuchten uns viiiiiiiele Lichter entgegen – es erinnert uns an ein Kreuzfahrtschiff der Mammut-Variante plus einiger Beiboote.
Uns wird bewußt, wie RUHIG und IDYLLISCH die Bucht „Cala Llentrisca“ doch war!
Don´t worry – be happy – Abwechslung ist doch auch was Schönes!
30 Meilen und 6 Stunden nach dem Verlassen unserer 1. Bucht ankern wir in „Cala Boix“ neben einem Kat, direkt vor dem, dem „Mammut“ vorgelagerten abgesperrten Schwimmbereich und genießen wieder einmal das Abendessen im Salon – dank der guten Vorbereitungsarbeiten des Käpt´n untermalt mit Austropop vom USB-Stick!
Montag 7.5.2018
Unbeleuchtet schaut das „Mammut“ nur mehr wie ein Babyelefant aus. Nur ein paar Gestalten bevölkern den Strand, meditierend, sich dehnend oder mit Badminton-Schläger bewaffnet.
Das Kat neben uns lässt das Dinghi in´s Wasser – ein Landausflug ist geplant! Schon bald sieht man einen Teil der Crew den Fels-Hang hinaufgehen – das Dinghi weit auf den Sandstrand gezogen – sicher ist sicher! Der Rest der Crew bewegt das Kat …. Wohin bloß? – naja …. auch eine Möglichkeit, die Mannschaftsgröße den Essensvorräten anzupassen – muß ja nicht immer Kielholen sein! *grinssss*
Übrigens: unsere Essensvorräte sind für die paar verbleibenden Tage groß genug!!!
Gegen Mittag lichten auch wir den Anker und nehmen Fahrt auf Richtung Mallorca!
Langsam verschwindet Ibiza im Dunst – wir hätten bei dem bewölkt-diesigen Wetter schon früher damit gerechnet. Die Überfahrt dauert ca. 7 Stunden, das heißt, 2 Stunden lang können wir damit rechnen, nur „Blauwasser“ zu sehen *freu*
Es klart auf und wir motoren (Wind hat ja noch Urlaub 😉 bei schönstem Urlaubs-Wetter-Sonnenschein gen NO.
Heute ist Tag der Artenvielfalt!
Delphine! Des öfteren in kleinen Grüppchen oder auch mal 3, die den Rest der Truppe weiter dem Fischfang nachgehen lassen und die mal einen Abstecher zu uns machen.
Eine Schildkröte, mitten auf hoher See, die gerade mal zum Luftschnappen auf der Wasseroberfläche treibt.
Rückenflossen, die gemächlich auf- und abtauchen – sowohl die „Parallellstrasse“ steuerbord von uns nutzend als auch von steuerbord querend. Das Meer ist sehr ruhig – fast spiegelglatt, „Ententeich“ – so waren die in Ruhe dahinziehenden Gesellen schon von weitem auszumachen.
Ich bin gespannt: wie nah am Schiff der Kreuzungspunkt unserer Wege wohl sein wird? Ich stelle mich vor an den Bug, summe das „Rainbow whale“- Lied und erfreue mich an den neben und schräg vor mir immer wieder in regelmäßigen Abständen auftauchenden Flossen.
Mit der Zeit ist auch etwas Körper zu sehen…
Die querenden Flossen kommen nahe…. *huh* …. Noch immer stetig und regelmässiges Auf- und Abtauchen….
Ist DAS möglich! In diesen Weiten, in diesen Wassermassen – ein Kreuzen der Wege auf den Meter genau?
Er taucht „zum Greifen nahe“ vor der Bugspitze und dem staunenden Menschenwesen auf, schenkt mir einen tiefen Augen-Blick und mit dem nächsten Flossenschlag sehe ich ihn leicht backbord, quasi direkt unter der Bugspitze nahezu senkrecht in die Tiefe abtauchen.
Wow!
Ein meditierender, in sich ruhender, die Welt um sich vergessender Wal…. Sorry – das ich Dich aus Deiner Verbunden- und Versunkenheit herausgerissen habe!
Gute Reise! Danke für diesen Deinen ganz besonderen Augen-Blick!
Die Umrisse von Mallorca tauchen vor uns auf…
Strahle Wetter … mir wird bewußt: Das ist die letzte Fahrt weitweitweg von der Küste für diesen Turn!
Das schreit nach „Zeit anhalten“, nach Boxenstopp, nach „Leben im Moment der Weite und des Genusses des Augenblicks“!
In der nächsten „Mittelmeer-Parkbucht“ schleifen wir ein – Motor aus – Ruhe, Sonne, Wasser + Weite genießen….
Ein paar Vogelstimmen mischen sich in das Gesumme der Wellen – that´s all!
Mallorca empfängt uns „sanft strahlend“ im Licht des Sonnenuntergangs.
Auch Mallorca hat beeindruckende Felsformationen + grün bewachsene Hänge, Häuser in Gruppen, Grüppchen oder alleine für sich stehend….
Wir steuern die erste Bucht im NW an („Cala en Basset“) – morgen wollen wir noch weiter die NW-Küste von Mallorca erkunden. Der Anker sitzt – er hat sich wohl in einem Felsen „verfangen“ – aber des Käptn´s Blick ist kritisch. Relativ viel Welle + Wind. Die Felsen links als auch rechts relativ nah. Auch auf mich macht die Bucht keinen sehr einladenden Eindruck. Zu „eng“ – nach den Tagen der Weite…
Anker lichten und ca. 3 Meilen retour, Blinker rechts, Einbiegen nach links, und nach weiteren 4 Meilen haben wir unseren Liegeplatz in „Punta de s´Estaca“ gefunden! Hier ist es zum Wohlfühlen! Einige Kollegen um uns, einiges an Häusern und Hotels im ½-Kreis (nein – die stören gar nicht 😉 und Weite *smile*