Eines haben wir auf den Kanaren mit Erstaunen festgestellt, und bei jeder neuen Befragung der digitalen Wetterfrösche hat sich der Verdacht erhärtet:
Die Wetter-Apps sprechen sich ab!
Nicht, dass sie immer der gleichen Meinung wären. Bei weitem nicht. Nein – das wäre gar zu einfach. Sie sprechen sich insofern ab, dass sie das gegenteilige Wetter kundtun!
Wenn die eine App z.B. sagt:
„Wind aus Süd mit 10 Knoten“ und die andere: „Wind aus Nord mit 30 Knoten“, dann einigen sie sich um 8 Uhr auf´s 8-Uhr Wetter: „Wind aus Ost mit 20 Knoten“.
Okay – etwas überspitzt – aber die Tendenz ist so. Genau so!
Diese „Vorhersage in Echtzeit“ stimmt dann aber auch. Einigermassen.
Na prima! Man muss ja nur wissen, wie man sie einzuschätzen hat, die Wetterfrösche! „Quaaak, Quaaaaak!“
Irgendwann müssen wir halt zurück in den Osten – nach Las Palmas.
Dann nehmen wir doch „heute“:





Der Plotter meint wohl, wir nähern uns der „Überboot-Geschwindigkeit“- vorsichtshalber blendet er den Flugverkehr mit ein, als wir uns, von La Gomera kommend, über den Süden von Teneriffa in den Süden von Las Palmas bewegen. (unterste lila Linie)

Nach ein paar Stunden
hart-härter- am härtesten Am-Wind-Kurs bei 25 Knoten, schönstem Sonnenschein und bester Laune ….
…. taucht an diesem Freudentag noch eine besonders große Freude auf::
eine Delphinschule – vielleicht die größte, die uns bis jetzt begleitet hat!



Lang – länger – am längsten schwimmen sie mit uns!
Sogar, als wir die Segel wegräumen und den Motor starten, weil wir in eine – natürlich nicht vorhergesagte – Flaute eintauchen, bleiben sie bei uns!




Delphine gehören zu den Walen und sind somit – so wie wir Menschen – Säugetiere.
Der Sauerstoff gelangt über das sogenannte „Blasloch“ auf der Stirn ….

… (bei uns über die Nase im Gesicht) in die Luftröhre und in die Lunge, von wo aus der Sauerstoff-Transport in´s Blut stattfindet. Soweit „funktionieren“ wir gleich.
Ein großer Unterschied liegt in der Geschwindigkeit und in der Effizienz eines Atemzuges:
Ein Delfin erneuert bei jedem Atemzug 80 bis 90 % seines Luftvolumens (der Mensch nur 15 bis 20 %)
Ein Delfin kann bis zu 18 x mehr Sauerstoff im Blut speichern als wir.
Ein Delfin braucht nur 3/10 Sekunden, um 4 bis 10 Liter Luft zu erneuern. Wir benötigen 3 Sekunden)
Mega interessant, so ein delphinisches Luftholen!
Und noch viel mehr Interessantes, alleine rund um „Luft“ gibt es!
Delphine atmen z.B. bewußt, das heißt, sie haben keinen Atemrefelex (so wie wir) und sie würden deshalb eine Vollnarkose nicht überleben.




Als der Wind schwächer und schwächer wird, quert ein großer, schwarzer Meeressäuger. weit hinter uns unsere Bahn. Ruhig und gemütlich zieht er konstant durch die ruhige See Wir sind gerade noch unter Segel. Es ist so ruhig, das wir ihn atmen hören und die Wasserfontäne hoch in die Luft beim Ausatmen aufsteigen sehen! Wow!
Diese Atemluft der Wale, die nach dem Tauchvorgang ausgestoßen wird, wird übrigens als „Blas“ bezeichnet. Die Luft wird mit hohem Druck ausgestoßen und ist mit Feuchtigkeit gesättigt. Dieser Druck lässt nach, sobald sie das „Blasloch“ verlassen hat. Durch den geringeren Druck und die niedrigere Außentemperatur kondensiert die Feuchtigkeit der Atemluft und wird als Nebelfontäne sichtbar.
Wie schön, dieses physikalische Prinzip so hautnah miterleben zu dürfen!
Die Flaute kommt innerhalb von 2 Minuten. Innerhalb von 2 Minuten verabschiedet sich der Wind von 25 Knoten abwärts bis er schließlich ganz einschläft.
Und das mitten zwischen den Inseln. Naja – Kanaren eben !!!!???

Glücklicherweise haben wir kein DRINGENDES Date.
Unsere Fähre an´s Festland ist erst für in einer Woche gebucht

Die Überlegung, welchen Hafen im Süden von Teneriffa wir anlaufen wollen, fällt zugunsten der Bucht „Playa de la Bellena“ dazwischen aus. Roll-Gefahr – aber – wer nicht wagt, der nicht gewinnt!. Es zahlt sich aus. Die Nacht ist erholsam!
Und es ist ein gutes Gefühl, wieder einmal zu ankern! Das letzte Mal hatte unser Rocna-Anker auf La Graciosa Anfang Februar Bodenkontakt.


Diesen schnittigen „Wasser-Rennsemmeln“ gefällt es auch in unserer Bucht!
Nach der – natürlich nicht vorhergesagten – Flaute, kommt – natürlich nicht vorhergesagter – Wind zwischen 25 und 30 Knoten. Auf die Nase mit 2 Meter Welle.

Über weite Strecken auch ordentlich bewegt!
Vitamine stampft tüchtig, stemmt sich kräftig gegen Wind und Welle, schafft aber mit 2000 Pauli-Umdrehungen nur 1 (!) bis 3 Knoten.
Im Schnitt fahren wir unter 3 Knoten SOG (speed over ground).
Das ist wie Seekuh-Melken für Pauli.
Halte durch! Du kannst dann wieder laaaange verschnaufen.

Erst im Norden von Gran Canaria können wir wieder die Segel hissen. Die ganze Westseite hinauf, bemühte sich Pauli, uns voranzubringen.
Keine leichte Aufgabe bei Wind (25 Knoten, manchmal über 30 Knoten) und Welle, und das genau von vorne.
In den Hafen von Las Palmas laufen wir bei schönstem Sonnenschein ein. Als ob das „davor“ sich in einer Parallel-Welt abgespielt hat. Naja. Im Prinzip war es ja auch so.

Insgesamt motoren wir von diesen 132 Meilen von San Sebastian auf La Gomera über Teneriffa Süd und Gran Canaria Nord nach Las Palmas auf Gran Canaria 17 h von den 29 Stunden on tour. Mehr als man sich als Segler wünscht – aber – alles gut!

Am Wartepier von Las Palmas sehen wir, das die Wasserlinie von VITAMINE Schräglage hat, und das, ohne das „Wind und Welle“ dafür verantwortlich wären.
Das merkt man auch im Bauch von Vitamine! Diese 1 bis 2 Grad Schräglage fallen auf!
Da ist wohl der Dieseltank leer
– oder macht eppa gar
der Käpt´n nur gerade auf der rechten Seite ein Nickerchen?
Richard und sein Jack Russell helfen uns beim Anlegen am Gastpier in Las Palmas – very friendly – very british! Richard vermittelt uns Max. Er wird auf Vitamine ein Auge werfen in der Zeit, wenn wir Landheimat-Urlaub machen.
Vitamine hat ihren Platz für die nächsten Wochen auf Pier K bekommen, dem Steg für Dauerlieger, für diejenigen, die Wochen bis Monate bleiben wollen.
So wie Schoko-Labrador „Otis“ mit seiner Familie (eine Frankreich-Peru-Liaison )
An unserem Liegeplatz, einfach so am Bug vorne stehend, bietet sich morgens (wenn es die Wolkendecke erlaubt) ein ganz besonderer Anblick:



Wenn ein Dauerlieger zu einem Langlieger mutiert, bekommt er einen fixen Liegeplatz auf Pier L – für Jahre. Dauerlieger haben das Privileg, dass sie auch zu Zeiten der ARC („Atlantic Race Crossing“) nicht das Feld bzw. den Liegeplatz räumen müssen, um Platz für die motivierten ARC-Flotillenfahrer zu schaffen. Ab Mitte September trudeln sie ein, die ARC-Teilnehmer – ab Mitte September herrscht Hochbetrieb. Falls es 2 Starts gibt (so wie 2021/2022) bis in den Februar hinein.
Aber das haben wir nicht vor. So schön es hier auch ist – uns zieht es noch weiter – viele schöne Orte unserer schönen Erde wollen noch erkundet werden!

Und so gibt es Immer und überall planungstecchnisch Etwas zu tun:
Die Tische sind in der „Sailor´s Bay“ in der Hafen-Restaurant-Zeile, mit Seekarten dekoriert – standesgemäß!
Der Käpt´n plant die nächsten Seemeilen ….

…. beim Thunfisch-Salat. Ebenfalls standesgemäß.
Die Sailor´s Bay heißt übrigens deshalb „Sailor´s Bay“, weil ihr per Gerichtsbeschluß verboten wurde, sich – wie die Jahrzehnte davor – „Sailor´s Bar“ zu nennen.
Auch Neid, Missgunst und Gehässigkeiten gibt es wohl überall.




Der Grund, warum wir in Las Palmas aufschlagen und uns Richtung Landheimat auf den Weg machen, ist die Hochzeit von Sara Ende April.
Da müssen wir dabei sein!
Schließlich muss die Braut vom Braut-Papa zum Altar gebracht werden!
Wir freuen uns auf dieses ganz besondere Event!
Davor wird VITAMINE noch aufklariert:
Fallen abmontieren, Leinen waschen, Fenster putzen, Deck waschen und so weiter und so heiter.


Zusätzlich wird an Verbesserungen und Optimierungen puncto Sicherheit beim Segelhandling gebastelt – zumindest mal gedanklich – nämlich an der Leinenführung beim Ausbaumen sowie für einen Bullenstander.

Zu guter Letzt wird sie zugedeckt und die Passerella – die Gangway zwischen Vitamine und dem Pier
(eine Erinnerung an die Werft in Lefkas in Griechenland) auf Vitamine verstaut..

Sodale! Ready to stay!
