Gambia – „Makati“ alias MacCarthey

Janjanbureh, die Hauptstadt der Central River Region von Gambia, liegt ca. 280 Kilometer weit hinein in´s Landesinnere. Früher hieß sie Georgetown – zu Ehren König George IV (Jawoll! Gambia war eine britische Kolonie)
Unter den Einwohnern ist sie unter dem Namen „Makati“ bekannt. (Wir hören immer wieder „Makati“ – klar – die Stadt heißt „Makati“!
Erst bei Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass Sir Charles MacCarthy ein Kämpfer GEGEN den Sklavenhandel war und ihm zu Ehren die Stadt MacCarthy getauft wurde.

Wir sind mit dem Auto von Sillah´s Freund unterwegs.
Ein bisschen Landluft schnuppern, ein paar Land-Eindrücke gewinnen.
Und damit geizt Gambia nicht!
Für uns ist es nach wie vor so „anders“, so „fremd“ – und so freundlich-sympathisch.


Dementsprechend vielfältig sind die Eindrücke, die vielen Augen-Blicke, die Staunen, Verwunderung und oftmals ein Lächeln auslösen. Oftmals ist das Handy nicht so schnell bei der Hand, um es auch auf Foto zu bannen. Wir kommen uns vor wie ein Teilnehmer in einer dieser Wimmelbücher aus der Kindheit.

Feuerwehrautos, die hier ihr 2. Leben verbringen, Eselgespanne, für europäische Verhältnisse absolut gesetzes-unkonforme Menschen- und Tiertransporte.
(wie auch schon im vorhergehenden Bericht („auf den Straßen Gambias – Richtung „Makati“) beschrieben.
Platz auf Fahrzeugen wird eben genutzt, solange einer vorhanden ist.
Von allen, die transportiert werden wollen oder sollen!

Hin und wieder tanzen „Kankurangs“ in unterschiedlichsten Gewändern bzw. Kostümen.
Eine Beschneidung wird gefeiert.


Alle 10 km ist eine Straßensperre, wo man entweder durchgewunken oder auch genau befragt wird, auf jeden Fall immer mit einem Lächeln.
Die Häufigkeit der Straßensperren ist ein Relikt aus der Diktator-Zeit:
Yahya Jammeh war von 1996 bis 2017 Staatspräsident. Er hat lange 20 Jahre mit eiserner Faust das Zepter geschwungen, bis er vom Volk selbst abgewählt wurde. Mit militärischer Unterstützung des „westafrikanischen Staatenbundes hat er denn das Land verlassen.

Mittlerweile ist die Anzahl der Sperren um die Hälfte reduziert.
Eine besonders lustige Anekdote – so geschehen bei einer der vielen Kontrollen:
Der Officer schaut freundlich bei der offenen Fensterscheibe herein und wir betreiben ein bisschen Konversation. Plötzlich stutzt er:
„Ihr habt getönte Scheiben!“
Ah…. ein Blick von uns nach hinten – tatsächlich.
„Ja – tatsächlich!“ (Wir lächeln freundlich hinaus)
„Nur VIP´s dürfen mit getönten Scheiben fahren !!!“ (Die Worte des Officers klingen streng)
„Wem gehört das Auto?“
„A friend from a friend from us.“ (Wir lächeln freundlich hinaus)
„A friend from a friend. And what´s his name?“ (Es tönt noch strenger als davor)
„Äh…. we don´t know… we know only the name of our friend.“ (Wir lächeln …… )
„You know only the name of your friend. Right?
And what´s his name?“ (Die Tonlage ändert sich Richtung „verärgert“ bis „zornig“)
„Sillah“ (Wir lächeln …… )
„Sillah! (jetzt ist er sich wohl sicher, dass wir uns über ihn lustig machen)
„Sillah! Sillah! Sillah! First name? Second name?“
„We don´t know … sorry“
(Wir sind mittlerweile ausgestiegen und stehen in der prallen afrikanischen
Sonne. unsere Papiere fest in des Officer´s Hand)
„Vielleicht wäre es Ihnen möglich, bei unserem Freund Sillah anzurufen? Hier
wäre die Nummer …….. „(ein Vorschlag zur Güte)
Wir hatten tatsächlich unser ganzes Wissen über die Besitzverhältnisse unseres fahrbaren Untersatzes preisgegeben. Die Übernahme gestaltete sich einfach und war schnell erledigt: Sillah hat uns das Auto gebracht, er hat uns den Schlüssel in die Hand gedrückt und gute Fahrt gewunschen. Soweit ein perfekter Ablauf!
Nach einem nicht gelungenen Anruf und einigen Minuten Wartezeit – glücklicherweise unter einem großen Baobab-Baum – ruft Sillah glücklicherweise retour und klärt mit dem Officer, dass das Auto Muhammed gehört, einem hochrangigen Regierungsbeamten.
Ja. Dieser darf tatsächlich mit getönten Scheiben unterwegs sein.
Wir bekommen unsere Papiere retour und werden freundlich verabschiedet.
Die Baobab-Frucht, die wir unter dem Baum während der Wartezeit gefunden haben, haben wir noch immer.

Wir kommen abends in „Makati“ an.
Die dunklen, staubigen Straßen sind voll mit Menschen.
Internet zum Herberge-Suchen ist nicht einsatzfähig. Hier gibt es kein Netz!
Dank Muhamed, ein „Zufallsfund“ im Gewirr der Stadt, finden wir eine Übernachtungsmöglichkeit.
Die Zimmer sind groß, wir sind die einzigen Gäste, kühle Getränke gibt es keine – der Kühlschrank ist gerade nicht im Dienst – die Klimaanlage in unserem Zimmer wird schnell repariert. Alles gut!
Der Herberge-Betreiber ist mit seinem kleinen Sohn voll ausgelastet.
Er ist froh, dass er uns kein Frühstück organisieren soll.

Das wir „ohne Frühstück“ gebucht hatten, war gut so! Das stellen wir fest, als wir gemeinsam mit Muhamed auf die Fähre warten, um über den Fluss zu setzen:
Eine Art Baguette, köstlich + frisch, wird mit einer undefinierbaren Soße, Salatblättern + gekochtem Ei befüllt – das perfekte Frühstück!
Hinter Gittern befindet sich ein Reisgericht, das gleichzeitig pikant und auch süß-zimtig schmeckt – hervorragend!
Ziegen und Schafe werden von der Fähre abgeladen und so manche auf das Dach eines Busses oder anderen Transportmöglichkeiten weiterverfrachtet. Der Rest benützt die Straße auf eigenen Füssen.
Mensch wie auch Tier finden das nicht weiter aufregend.
Probehalber stelle ich mich auch mal auf das Menschen-Beförderungs-Tritt-Brett.
Wenn die kleine Transportfähre mit Menschen gut befüllt ist, dann wird das motorisierte 2-Rad halt nur „über den Rand gehängt“.
Frauen balancieren geschickt große Teller auf dem Kopf.

Das „Freedom Tree Monument“ befindet sich in der Nähe.
Der tragische Hintergrund: Dieser Baum befand sich hinter einem Drahtnetz, und wenn ein Sklave flüchten wollte und es schaffte, diesen Baum zu berühren, dann hatte er seine Freiheit zurück. Die britische Armee wusste das zu verhindern.
Dieser Platz wird gewartet und gepflegt und ist mit Hinweistafeln, die die Geschichte erzählen, gut bestückt. Er ist ein Symbol für „Freiheit“ – und gleichzeitig aber auch eine Gedenkstätte an die Opfer der Sklaverei.

Wir nehmen mit unserem Boliden neben einem der für Gambia klassischen Mercedes-Taxis Platz. Gute deutsche Qualität ist hier im Einsatz, wenn es in Europa schon längst nicht mehr erlaubt wäre. Der große Vorteil: Ersatzteile werden ständig nachgeliefert – mit neuen alten Mercedes aus good old Europe!
Der Sack Reis aus Amerika findet auch Platz.