Wir sind wieder „on tour“!
350 Meilen Wasserfläche trennen Sardinien und Mallorca.
350 Meilen bedeuten ca. 70 Stunden bei durchschnittlichen 5 Knoten Fahrtl
Laut Wettervorhersage haben wir Wind aus dem Norden, danach kommt eine Flaute.
Mit Schwung werden wir sie durchfahren, so hoffen wir!
„Vitamine“ trägt uns wacker vorwärts!
Wir verlassen das italienische Hoheitsgebiet (Vitamines Heimat für die letzen 30 Jahre), gleiten in den internationalen Bereich und werden dann, ab 12 Meilen vor Mallorca, erstmalig spanisches Hoheitsgebiet befahren.
Unser Tagesablauf ergibt sich aus den Notwendigkeiten des seglerischen Fahrtenlebens:
Wache haben, essen, schlafen. Und normalerweise auch Reparieren. Weil irgenetwas wird immer kaputt. Aber: Unsere Vitamine ist so fit, wie so eine alte Lady nur sein kann.
Und so bleibt mehr Zeit für die wihtigen Dinge: nämlich diese Form des Fortbewegens, der Zweisamkeit und des unendlich scheinenden Wassers um einen genießen, genießen und ncoh einmal genießen!
Es ergibt sich viel Zeit alleine ….
…. und ein bisschen Zeit für Zweisamkeit – vielleicht gerade deshalb so besonders wertvoll und stimmig!
Zum Beispiel: Vorlesen + Zuhören dürfen. Wie kuschelig und wohlfühlig!
Wir haben einen guten Raumschot-Wind und kommen rasch voran.
Unser Wach-Schlaf-Rhythmus ist flexibel – sozusagen situationselastisch – und trägt zur Einfachheit des Seins bei. Wer müde ist, legt sich – in Absprache mit dem zweiten Crewmitglied – hin und entspannt. Egal wo, egal wie, egal wie lange. Derweil ist der 2. wach und gibt Obacht auf Vitamine und Umgebung.
Die Tageszeit erleben mit all ihren Farb- und Schattenspielen!
Die Gesänge des Meeres hören, sehen und fühlen!
Den Wind und die Sonne auf der Haut spüren!
Den Tag in sich aufsaugen, ihn erfühlen, erspüren, erleben!
Das Kommen der Nacht wahrnehmen und genießen!
Alle Sinne nutzen, um Schönheit und Wahrhaftigkeit in sich aufzunehmen!
Und „auf der anderen Seite der Nacht“?
„Auf der anderen Seite der Nacht“ gibt es diese wundersamen Sonnenaufgänge!
Jeder für sich einzigartig, Jeder für sich faszinierend.
Das mystische, geheimnisvolle Schwarz der Nacht verwandelt sich in mindestens „50 shades of grey“ bis es in einem farbenfrohen pastell- bis neonfarbenen Himmelsspektakel übergeht und der Auslöser des gesamten Schauspiels – der glühende Feuerball – Stufe um Stufe die Himmelsleiter erklimmt.
Sowohl die Endlichkeit als auch die Unendlichkeit wird einem innerhalb weniger Minuten eindrücklichst vor Augen geführt.
Gefühlte Lichtjahre von jedem weiteren menschlichen Leben entfernt, mit allen Sinnen nur Wasser, Wind, Boot und seine eigene unwesentliche Wesentlichkeit wahrnehmend, sind in diesem Augenblick auch nur diese von Bedeutung.
Genuss pur!
Sein im Jetzt und Hier!
Der Tag beginnt! ‚
Die Sonne übernimmt die Schirmherrschaft und leuchtet gnadenlos aus, was das milde Mondlicht nicht zum Vorschein gebracht hat:
Hin und wieder sehen wir fliegende Fische, die über viele Meter quasi über der Wasseroberfläche schweben, um dann wieder in ihr flüssiges Element einzutauchen. Da sind wohl Jäger unter Wasser unterwegs, denen sie mit dieser speziellen Technik dank ihrer flügelartig ausgebildeten Seitenflossen entfliehen wollen
Manche sind – wohl bereits in der Nacht – vom Regen in die Traufe gekommen und auf unserem Deck gelandet.
In der Früh geben wir sie wieder dem Wasser zurück und gliedern sie somit wieder in die Nahrungskette ein.
Einige gefiederte Gesellen haben wohl eine Nacht auf dem Vordeck von Vitamine verbracht, sich ausgeruht und erholt.
In der Früh sehen wir auch, dass der Flug für eine Jungschwalbe zu anstrengend war – sie ist über Nacht in die ewigen Jagdgründe eingegangen.
Menorca ist 130, Sardinien 90 und die Afrikanische Küste 80 Seemeilen entfernt.
Von welcher Küste auch immer sie weggeflogen sind.
Ob Spanien, Italien oder Afrika. Es war für diesen gefiederten Gesellen auf jeden Fall zu weit.
…. und wieder …. das Meer beobachten, Relinggäste bewundern, die Gedanken fließen lassen, den Geist entfalten lassen, Leben und Leben lassen, Achstsamkeit üben, genießen …. !
Auch wenn wir uns gerade äusserst wohlfühlen in der „Unendlichkeit von Zeit + Raum“ – Mallorca kommt näher!
Und somit die spanischen Hoheitsgewässer!
Aber …. eine Spanisch-Flagge hat noch nicht Einzug an Bord gehalten.
Hm… wie sieht sie doch schnell aus, die spanische Flagge?
In einem unserer Segelbücher ist glücklicherweise eine Abbildung zu finden.
Mit schnell mal googeln ist gerade nichts. Schließlich sind wir im Nirgendwo und haben keinen Empfang. – Was für ein ungewohntes Lebensgefühl!
Diese Unerreichbarkeit hat sicher zu diesem „beschwingten Sein in Raum und Zeit“-Flair beigetragen“
Wie günstig, dass die spanische Flagge einen dicken gelben Streifen in der Mitte und oben und unten einen schmalen roten Streifen hat. So wird ein Stoff-Rest unseres sonnengelben Biminis mithilfe von einem roten Farbstift zu einer spanischen Flagge!
Viele Stunden tragen uns Genua und Gros in den Westen, viele Stunden der Gennacker und so manche Stunde auch unser braver Motor „Pauli“.
Dann, wenn den Segeln kein Wind zur Verfügung steht, sind wir sehr froh, dass er einspringt!
Nur mehr 75 Meilen bis zur SO-Spitze von Mallorca!
Guter Wind und wenig Verkehr – so schön kann Segeln sein!
Und als wir nur noch 25 Meilen entfernt sind, entdecken wir eine Überraschung auf dem Plotter:
ein Flugzeug wird uns angezeigt!
Also … uns kommt ja schon vor, dass wir „schnell“ unterwegs sind – aber uns am Flugverkehr zu messen, das scheint uns doch etwas verwegen…. *lach*