Mit TRELAX im Atlantik

Die Biscaya, die große Bucht der französischen West- und der spanischen Nordküste im Atlantik, ist nicht nur bekannt für Delphine.
Sie ist vor allem bekannt für schwere Wetterverhältnisse: für massive Stürme und hohe Wellen. Dafür gibt es mehrere Gründe;

In der Biscaya nimmt die Wassertiefe schlagartig von 3 – 4000 Meter auf 200 Meter ab („Kontinentalschelf“). Dadurch werden die langen Atlantikwellen abrupt abgebremst und „steilen sich auf“.
Dieses Phänomen kann noch verstärkt werden durch die Refexion der Wellen aufgrund der Küstenform.
Alles kein Problem bei Ostwind und alles, was mit „Ost“ zusammenhängt. Aber sehr kritisch bei Westwind. Und da die Biscaya ein Durchzugsgebiet atlantischer Tiefdruckgebiete ist, bläst es – na so was – hauptsächlich aus dem Westen!
Schließlich hat sie einen Ruf zu verlieren – die Biscaya!

Wenn alle 3 Komponenten sich zusammengesprochen haben und einen gemeinsamen Auftritt inszenieren, ja dann kann es schon mal vorkommen, dass Schiff + Crew mit aller zur Verfügung stehender Kraft und Können von der Küste wegsteuern … und trotzdem an der Küste aufschlagen („Legerwall-Situation“)

Empfohlen wird die Überquerung in den Sommermonaten und vor Mitte September.
Eindrücklich abgeraten wird vor einer Überquerung im Herbst/Winter.
Wir sind jetzt zwischen Weihnachten und Neujahr.
No chance?

Die Wettermodelle sehen das nicht so strikt. Sie geben uns sogar ein Zeitfenster von 8 Tagen. In diesen 8 Tagen verhält sich die Biscaya ruhig.
Das schaffen wir!
Das geht sich aus, um von Estepona durch Gibraltar die Atlantikküste von Spanien, Portugal und Frankreich hinaufzustechen – das reicht, um Trelax „nach Hause“ zu bringen.

Nach 10 Tagen in Estepona (unverhofft kommt oft) machen wir uns am 28. Dezember
um 2 Uhr früh auf den Weg nach La Rochelle.
Next stop: Gibraltar. Die geschlossene Tankstelle verhilft uns nach 4 Stunden unter Motor zu einer „Zwangspause“ von 2 Stunden. Mr. Google und der schlussendlich pünktlich um 8 erscheinende Tankwart waren sich bezüglich der Öffnungszeit uneinig.

Die Meerenge von Gibraltar zeigt sich uns von ihrer sanften Seite, wir flutschen durch und befreien Trelax in Cadiz (an der spanischen Atlantikküste) noch von unnötigem Ballast (Dinghi, Wasserspielzeug und Sitzsäcke werden in der Werft sicher nicht gebraucht und gehen hier bei Freunden in Wartestellung).
Von Gibraltar bis Cadiz (an der spanischen Atlantikküste) zeigt die Trelax, dass sie auch unter Motor gut läuft!
Cadiz sehen wir nur bei Nacht – im abendlichen Glanz laufen wir ein, im abendlichen Glanz der gleichen Nacht laufen wir auch wieder aus.
Nonstop bis La Rochelle!

Auf nach La Rochelle!

Sobald wir um´s
„Cabo da Sao Vicente“
(das süd-westlichste Eck Portugals), herum sind,
kommt perfektes Segelfeeling auf:

Beständig um die 20 Knoten von der Seite,

Halbwindkurs.
Genua + Groß tragen uns gemütlich gen Norden ….

…. die Sonne bringt die unzähligen Wassertropfen so richtig zum Leuchten!

Und als i-Tüpfelchen der Freude – tummeln sich immer wieder Delphinschulen um uns und die freundlichen Freudenbringer begleiten uns – oft über lange Strecken!
Es wurlt nur so rund um uns!

Das Wasser hat überraschend-erfreuliche 21 Grad!
Die normale Reisegeschwindigkeit von Trelax sind normalerweise mindestens 5 Knoten. Entweder unter Segel oder eben unter Motor.
In einer Flaute wartet Egon mit Motor anwerfen – und bei unter 3 Knoten Fahrt lasse ich mich – immer brav mit einer Hand an der Badetreppe – vom Atlantikwasser umspülen!
So unverhofft, so schööööööön!
Danke, Egon, für dieses wunderbare atlantische Bad – am letzten Tag des Jahres!

Sonnentrocknung an Deck….

…. und kurzfristig ist es sogar warm genug für ´s ultimative Sommergewand!

Ein bißchen „Ääääääktschn“ muß natürlich noch sein.
Wär ja sonst fad…. oder so….. !

Eine Nacht hat Bruchpotential x 2:
Hoppala, das 1.:
loctite-gesicherte Schäkel lösen sich (von Genua UND Groß) Das passiert normal nicht. Das gibt´s normal nicht. Schon gar nicht innerhalb von einer Nacht.
Lustigerweise sind alle Teile noch an Bord! Kein einziges hat sich auf Nimmerwiedersehen in´den Atlantik verabschiedet. Das passiert normal nicht. Das gibt´s normal nicht. Schon gar nicht innerhalb von einer Nacht! *lach*
Wieder hineingedreht + fixiert – und passt!
Hoppala, das 2.:
Die Trelax hat heute nicht ihre ganze Segelfläche zur Verfügung – wir fahren im Reff – des relativ starken böigen Windes wegen. Das heißt, ein Teil des Segels ruht sich im Lazy-Bag aus (eine Art „Tasche“ um das Segel darin zu bergen – eine „Faulenzer-Tasche“ eben). Auf einer Seite reißt ein Seil des Halterungsmechanismus (des Lazy-Jack´s), was zur Folge hat, das das Segel teilweise herausrutscht und der Wind ungehindert seine Spielchen mit ihm treiben kann.

Diesmal verschwinde ich im Mast.
Auf halbe Höhe und bei ruhiger See. Was für ein Unterschied zu Sepp´s Bergemanöver an der Mastspitze!


Sepp hat noch Kletterverbot!


So schaut ein ordnungsgemäßer Lazy-Bag aus!

Geschafft!


Vor „Cabo de Finisterre“, am südlichsten Zipfel der Costa da Morte (die „Küste des Todes“ erhielt ihren Namen wegen der vielen Schiffsunglücke – ohooooh!) erleben wir
– vollkommen unbehelligt davon – Silvester 2021 „ohne besondere Vorkommnisse „
– weit draußen, umgeben von Wasser, Wind und Wellen!

!!! Happy New Year 2022 !!!

Die Biscaya empfängt uns ruhig, sonnig, gemütlich!
„Der sanfte Riese“?
Wir genießen jedenfalls……

Die Aussicht aus der Koje unserer Backbordkufe
– fast wie im Flugzeug!

De Welle durch das „Objektiv“ einer der Netz-Quadranten

– fast wie die Bugwelle eines Ozeanriesens!

Die Trelax hat seit Estepona 1049 meilen in 6 Tagen + 15 stunden zurückgelegt!