Moped-Erlebnisse

An diesem Sonntag machen wir mal so richtig auf Sonntag!
Einem Morgenspaziergang am kleinen Kiesstrand folgt ein Frühstückskakao im Treffpunkt der Einheimischen mit der Option, eine Stange Knoblauch – frisch geknüpft – zu erstehen.

Um die Mittagszeit schwingen wir uns auf das frisch gewaschene, gerade aus dem Winterschlaf geholte stärkste Moped, das die Vermieterin zu bieten hat und auf geht´s in´s Hinterland:

Sehenswürdigkeiten gibt es laut Mr. Google, der ja im Normalfall ALLES weiß, wenn nicht noch ein bißchen mehr, keine. Einfach keine.

Aber des Moped-Käpt´n Sepp´s untrügliches Gespür weiß mehr und er bringt uns zu einer wild-romantischen, in den Berg integrierten Kirche im „hochalpinen“ Gelände. Der einzige Strassenmitbenützer ist eine griechische „Bergschildkröte“, die 500 Meter über dem Meer ihres Weges zieht.
Die Zufahrtsstrasse windet sich (durchsetzt mit großen und kleinen Felsbrocken, und den Schotter-Erde-Fels-und-Sand-Ansammlungen von den durch die winterlichen Regenfälle ausgelösten Hangrutschungen), in engen Serpentinen und Haarnadelkurven in die Höhe und ist so steil, dass unser williges Blech-Ross ob der großen Mühe schwer in´s Keuchen kommt und fast ko gibt.

Das letzte Stück gehe ich zu Fuß und erfreue mich an der prächtig vielfältig blühenden Magerwiese!

Weiter geht´s der Küstenstraße entlang in den Süden – Kontrastprogramm pur – sachte plätschernde Wellen, Strandleben, Boote und Eisgeschäfte in dem kleinen Ort Mytikas.
Die warme Jacke verschwindet wieder im Rucksack.

Im Norden von Paleros liegt unser nächstes Ziel: der Salzwasser-Binnen-See Limni Voulkaria. In diesen ist damals Cleopatra vor ihren Verfolgern – aufgrund des geringen Tiefgangs ihrer Flotte –  erfolgreich geflüchtet, damals, als er noch eine Lagune mit Meeranschluß war und noch kein GPS verraten hat, das sich Cleopatra in eine Sackstraße  begeben hat.

Den See sehen wir zwar nur aus der Ferne (trotz des geschichtlichen Hintergrunds wird er offensichtlich nicht touristisch vermarktet) aber eine friedlich in der Ferne grasende Herde Schafe birgt das Potential für ein ganz besonderes Erlebnis!

Auf einer geschotterten Nebenstraße mit Steppencharakter rund um uns tuckern wir gemütlich dahin. Kein Haus, kein Fahrzeug, kein Mensch weit und breit, wir sind alleine auf weiter Flur.

Hundegebell hinter uns. 3 Hunde lösen sich von der friedlich grasenden Schafherde. Sie haben uns als Eindringlinge erkannt und geben Alarm. Brave 4-Beiner. Wir fahren gemütlich weiter. Das Gebell kommt näher. 2 der 3 Schaf-Wächter haben ihrem Kollegen die ganze Verantwortung übertragen, lassen ihn bei der Schafherde zurück und setzen auf Arbeitsteilung – schließlich haben hier laute Störefriede nichts verloren! In gestrecktem Galopp kommen uns 2 große, braun-befellte Ordnungshüter hinterher. Sepp macht auf Karnickel und schlägt einen Haken von 90 Grad, indem er in eine Nebenstrasse der Nebenstrasse einfährt. Er gibt Gas, und rast die gut bewachsene Schotterstrasse mit gut 30 km/h dahin. Das Gebell ist verstummt. Die Sprinter hinter uns konzentrieren sich auf „Jagen“. Und sie sind erfolgreich. Sie kommen tatsächlich näher! Der Feldweg entpuppt sich als Sackstrasse. Vor dem geschlossenen Tor eines Gehöftes drehen wir um und stellen uns unseren Verfolgern. Und sofort wird das Gespräch am Round Table eröffnet: Verfolger: „Haben wir das gut gemacht? Ganz sicher sind wir uns nicht…. aber…. werden wir jetzt eh gestreichelt?“ Verfolgte: „Ah! Ja! Ihr seid´s toll! Kommt´s her! Diese Streicheleinheiten habt Ihr Euch schwer erarbeitet!“

Genauso lieb wie deren Hunde sind die Besitzer, eine 4-köpfige Familie, die mittlerweile staunend am Zaun steht und das Schauspiel beobachtet.

Das jüngste Familienmitglied, ein 5-monatiger weißer Hütehund-Welpe, so ein richtig süßer Finger-Knabberer, darf nun auch heraus, um uns zu begrüßen. Der Kleine hat noch „Welpenfreiheit“ – in den nächsten Monaten wird er von den großen Kollegen in die Rechte und Pflichten eines Hütehundes eingeführt werden.

Sobald sich das Moped und unsere Wadln wieder bewegen, kommt lustigerweise wieder der Hüteinstinkt durch. Unter Geleitschutz der ganzen Familie, die den Eindruck macht, noch nie so ein Spektakel erlebt zu haben, queren wir den Hof und ziehen auf der Hauptstrasse wieder von dannen.

Und zu guter Letzt läuft uns auch noch eine Hochzeit über den Weg! Unmengen hübsch gekleideter, fröhlicher Menschen, Blumen und festliche Bänder….