Seit 5 Tagen und 4 Nächten sind wir bereits durchgehend „auf See“! Ein gutes Gefühl!
Wir tuckern weiter in den Norden Richtung Lefkas, unsere Zeit- und Wetterplanung geht auf – der Motor hat stolze ca. 60 Stunden seit der Abfahrt in der Bucht Vathy hinter sich gebracht und für mich ist die ständige Geräuschkulisse viel weniger „nervig“ und aufreibend als ich es mir vorher gedacht hätte. Es ist eben so – für diese Etappe haben wir uns für diese Variante entschieden und es ist gut so. Die letzte Insel vor Lefkas, das kleine Atoll „Atokos“ ist bereits in Sicht. Der Plan ist, sie steuerbord liegen zu lassen. Als der Käpt´n mal kurz seinen Computerplatz verlässt, sieht er eine Grotte auf der SO-Seite von Atokos. Zeit für einen Abstecher haben wir. Sowohl im Hinblick auf den Termin in der Boatyard als auch vom angekündigten Nordwind, der in den nächsten Stunden noch deutlich auffrischen soll.
Wir fragen mal an bei Mr. Google, was er zu „Atokos“ zu sagen hat: „Privatinsel mit mehreren Grotten, es gibt ein Haus und eine Kapelle, diese stehen in der „one-house-bay“. Auch wenn auf Kreativität bei der Namensgebung offensichtlich nicht Wert gelegt wurde – kein Hinweis, dass Besucher unerwünscht sind – Nichts wie hin!
Manöver „ankern“ ist wohl das uns mittlerweile geläufigste von sämtlichen Segel-Manövern, und unter den heutigen vollkommen entspannten Bedingungen seitens der Bucht und der Wetterlage stehe zur Abwechslung mal ich am Steuer. Anker fällt, 30 Meter Kette folgen ihm, das Einfahren des Ankers bildet den Abschluß des Manövers, bei dem alles nach Plan verläuft. Wie aus dem Bilderbuch.
Bis mitten in der Rückwärtsbewegung der Motor abstirbt. Motor „aus“. Rückwärtsbewegung nach wie vor „ein“. So schnell wandelt sich Routine in „Ausnahmesituation“. Durch die Strömung vollzieht das jetzt unkontrollierbare Heck von Vitamine eine Richtungsänderung hin zur Felswand und hin zur geringen Wassertiefe.
Der Tiefenmesser ändert seine Anzeige innerhalb von Zehntelsekunden auf 2,8 Meter. Des Käptn´s Geistesblitz, die Kette zu verkürzen und damit die Rückwärtsbewegung zu stoppen, trifft GOTT SEI DANK auf einen bereits gut haltenden Anker: Wir pendeln uns mit 20 Meter Kette schließlich auf eine Tiefe von 4-6 Meter ein. Poseidon sei Dank. Und unseren Schutzengaln. Wie gut, dass wir im Rückwärtsgang nicht schneller gefahren sind als sie fliegen konnten.
Die Anzeige des Dieseltanks hat den Käpt´n schon eine Zeitlang irritiert. Da auf der To-Do-Liste für die Werft auch steht „Austausch des Dieseltank-Deckels“, wollen wir mit einem möglichst leeren Haupttank in der Werft ankommen. Das er schon ein paar Meilen davor leer sein soll – das steht nicht auf der Liste. Und war auch nicht auf der Tankanzeige abzulesen.
Wir sind für Notfälle gerüstet.
Wie gut, dass der Reservetank auf seinen Einsatz wartet. „Hahn auf“ und etliche Liter wechseln vom Reservetank in den Haupttank. Beim Entlüften des Motors reinigt der Käpt´n & Chefmechaniker auch gleich den Wasserabscheider und Filter. Mit der Handpumpe gelangt Diesel wieder in die Leitungen. Ready to go? Leider nein.
Okay. Dann wird eben auch noch der Dieselfilter mit der Handpumpe gefüllt. Ready to go? Leider nein.
Wie gut, dass der Käpt´n schon so alt ist… äh…. Schon so viel Erfahrung in seinem kurzen Leben gesammelt hat und „damals“ mit noch älteren Motoren gearbeitet hat als unser Penta einer ist. So kennt er den ultimativen Trick: er öffnet die Hochdruckleitung der Einspritzpumpe bei der Einspritzdüse, Luft und Diesel entweicht. Ready to go? Ready to go!
Brav tuckert er wieder auf allen Zylindern vor sich hin, nachdem ihm die ultimative Entlüftungs-Hilfe zuteil wurde!
Und JETZT ist es soweit – unser Motor bekommt einen Namen! Das unpersönliche „Volvo Penta“ wird persönlich. Ab sofort werden wir ihn als „Pauli“ ansprechen. Der Namensgeber in der Heimat, da Pauli eben, ist damit einverstanden! Servus, Pauli! Willkommen als wichtiges, somit personalisiertes Crew-Mitglied!
Wieder vollkommen entspannt, bietet sich in dieser idyllischen Bucht mit dem glasklaren Wasser, das in verschiedenen Grün- und Blautönen schillert und Karibikflair verbreitet, ein Schnorchelgang an.
Ein Fisch-Schwarm nimmt interessiert mit großen Augen mit mir Kontakt auf und ich kann sie sehen, die Sprechblasen, nur mein griechisch ist noch immer nicht gut genug, aber für ein „Geia sas“ in die Runde reicht es allemal. Wie schön! Manche schwimmen mir fast in die Arme und manchmal bin ich mitten unter ihnen. In solch schönen Momenten wird Kälte relativ und ich bin so lange im Wasser wie schon lange nicht mehr.
In der Dämmerung laufen wir in die Bucht „Osmos Sivota“ auf Lefkas ein – und jetzt ist er unser, der Kulturschock! Wir sind von 3 seiten (okay 2 ½ ) von einer Armee von Strassenlaternen umzingelt! Ganz zu schweigen von den unzähligen Häusern dahinter! Und ganz zu schweigen von der „happy-sailing-Charterflotte“ von ca. 10 Booten und 2 privaten Segelbooten am Steg. Also Massen an Masten!
Vom Pier nähert sich ein nettes kleines, leuchtend-oranges Fischerboot mit nettem Fischer in leuchtend-oranger Arbeitsmontur und tuckert bei uns vor.
Wir bleiben mal auf Abstand – am Wasser ist viiiiiiel Platz und dort sind wir die Einzigen.
Unser Anker beginnt zu rasseln – wir sind auf Lefkas!
Für das Empfangskomitee ist es das Startsignal. Es schießt so schnell es ihnen ihre Schwimmhäute erlauben, auf uns zu:
Enten im Salzwasser??!!?? Wie ungewöhnlich! In dieser Bucht muß es eine Süßwasserquelle geben für die 2 Hübschen!