Nicht nur Segel brauchen Wartung – auch Motoren!
Sepp schlüpft in´s Mechaniker-Outfit und verschwindet im Motorraum:
Exkurs in die Funktionsweise eines Motors:
Unser Volvo Penta holt sich zur Kühlung Meerwasser. Dieses passiert einen Filter, bevor es durch den Impeller in den Wärmetauscher gepumpt wird. Die Aufgabe des Meerwassers ist es nun, das heiße Wasser des Motors abzukühlen. Nach erfolgtem Wärme-Austausch fließt das jetzt um ein paar Grad wärmere Seewasser durch den Auspuff wieder in´s Meer zurück.
Zurück zum Anfang und somit zum Filter: Der Originalfilter, der von Jozef, dem Vorbesitzer, repariert wurde, wartet auf Installation.
Der Motorraum ist klein. Sehr klein. Die Schläuche sind gut befestigt und bieten wenig Bewegungsspielraum. Eine Tätigkeit, die unter normalen Umständen 15 bis 30 min dauert, zieht sich in die Länge und dauert Stuuuuuuuunden.
Ein Phänomen, das wohl jeder Segler, der mit seinem Schiff auf Du & Du ist, sprich, der auch an versteckten, intimen Stellen herumfummeln darf bzw. kann, wohl nur zu gut kennt.
Nach gut ca. 2 Stunden (….. wie war das doch gleich mit den 15 minuten?….. ) ist der Filter getauscht, der 1. Probedurchgang scheint Erfolg zu versprechen, der 2. allerdings, nachdem alles fertig angeschlossen und wieder zusammengeräumt war, zeigt, dass Jozef´s Reparaturversuch nicht erfolgreich war. Beim Wasser-Zulauf wird Luft angesaugt, das hat zur Folge, dass das System nicht einsatzfähig ist. Wie gut, dass der alte, bis jetzt funktionierende Filter noch nicht den Weg in die Reserve-Ersatzteil-Kiste ganz hinten bzw. unten in Vitamine´s Bauch gefunden hat – so ist es ja eine Kleinigkeit *ächz*, das ganze wieder rückgängig zu machen und den alten Filter wieder einzubauen.
Resumee: Knapp 4 Stunden an Arbeitszeit, ohne auch nur einen kleinsten Erfolg verzeichnen zu können, (wobei ich der Meinung bin, dass auch das Wiederherstellen des alten Zustandes ein Erfolg ist) das steht unter dem Schlußstrich dieser Filter-Odyssee. *Humor ist, wenn man trotzdem lacht*
Und Zeit und Raum ist relativ – das wissen wir ja schon seit Einstein!
So ein Motorraum hat natürlich noch viel mehr zu bieten als Wasser-Filter!
Beim Tausch des Wasser-Filters hat der Käpt´n + Chef-Mechaniker an Bord mit der neben dem Wasserfilter eingebauten Handpumpe geliebäugelt und beschlossen, deren „funktions- und somit sinnbefreites Abhängen“-Dasein zu beenden.
Leitungen werden akribisch verfolgt, Handbücher gewälzt – die Vermutung bestätigt sich: Es handelt sich um eine „Dieselsumpf-Beseitigungs-Pumpe“!
An der tiefsten Stelle des Dieseltanks beginnt die Leitung, die über einen Absperrhahn mit der Handpumpe verbunden ist. Die ersten Pumpversuche kreieren Fragezeichen. Also wird die Handpumpe ausgebaut, zerlegt und auf Funktion geprüft.
Fazit: Die Membran als auch die Feder ist falsch eingebaut. Hm…. die Pumpe war wohl schon länger nicht einsatzbereit – da hat sich schon einmal jemand daran versucht!
Auf ein Neues! Die Pumpe ist glücklich wieder zusammengebaut und wird mit Wasser getestet. Sie funktioniert! Sie ist nicht ganz dicht – aber wer kann das schon von sich behaupten….
Nachdem Pumpe und Leitung mit sauberem Diesel gefüttert wurden, um das System zu füllen, (dankenswerterweise von Orai zur Verfügung gestellt) beginnt der erste „echte“ Pumpversuch:
Es funktioniert! Nur dicht ist sie nicht. Wie beim Test schon festgestellt.
Das nach oben beförderte Material ist zwar flüssig, schaut aber nicht aus wie Diesel – ergo ist es kein (reiner) Diesel – und hat in einem Dieseltank nichts verloren. Schleimig-trübe Substanzen, Wasser und dunkle Partikel tummeln sich in diesen ca. 1,5 Lliter abgepumptem „Dieselsumpf“. Nach dem Auspumpen von einem weiteren Liter in eine 2. Flasche zeigt sich schon eine sichtliche Besserung Richtung Normalzustand.
In anorganisch verschmutztem Diesel sinken die Verunreinigungen nach ca. 10 min ab und der Überstand ist wieder durchsichtig. Aber nicht so bei Flasche 1: Auch 12 Stunden später ist der Inhalt immer noch schleimig-trüb.
Viele Segler kennen dieses Problem. Gefürchtet unter dem Begriff „Dieselpest“.
Ein harter Ausdruck – Assoziationen zum Mittelalter und verheerenden Seuchenzügen, ausgelöst durch Bakterien, kommen unweigerlich auf.
Aber kann damit wohl nicht primär zusammenhängen. Wie sollen sich Bakterien im Diesel vermehren können? Unmöglich.
Doch der Natur ist nichts unmöglich!
Mikroorganismen haben das Unmögliche möglich gemacht und sich diesen Lebensraum „Dieseltank“ erobert, der Einsatz von Bio-Diesel unterstützt diese „Piraterie“ !
Bakterien, Hefen und Schimmelpilze ernähren sich von den Kohlenwasserstoffen des Diesels und leben, lieben und vermehren sich munter in dem Wasser, das sich (z.B. als Kondenswasser) in den Tiefen des Tanks sammelt bzw. schon im Diesel selbst vorhanden ist, und das sind immerhin 0,2 ml pro Liter Diesel. Bio-Diesel stellt im Vergleich zum herkömmlichen Diesel sowohl mehr Futter und mehr Wasser als auch eine größere „lebenswerte Zone“ für die „Tank-Piraten“ zur Verfügung.
Die Mikroorganismen selbst als auch ihre Stoffwechselprodukte bilden den „Bio-Schlamm“, einen zähflüssigen Schleim. Dieser Schleim setzt die Dieselfilter zu. Wer jetzt denkt, auf die Filter deshalb zu verzichten sei gesagt, dass der Schleim, wenn er ungefiltert in das Herz des Motors vordringt, Einspritzpumpe und Düsen lahmlegt!
Dieser Schlamm wird durch Wind, Welle und daraus bedingter Bewegung und Schräglage besonders stark aufgewirbelt.
Kein kräftiges, beständiges, vertrauenerweckendes Motorenknattern sondern beängstigende Ruhe im Motorraum.
Unbestritten, dass beständiger Motoren-Lärm in manchen Situationen (z.B. bei langen Überfahrten, in denen man wegen Flaute + Herannahen einer Schlechtwetterfront, Terminnot oder eines medizinischen Notfalls an Bord notgedrungen stunden- oder tagelang motort) auch sehr unangenehm, störend und unangenehm empfunden werden kann.
Aber wenn Motorversagen bei schwerem Wetter in Küstennähe bei auflandigem Wind, weit draussen in der Nähe von Untiefen oder in einer engen Passage passiert, dann, ja dann wünscht sich wohl jede Crew, im nächsten Moment von diesem Alptraum aufzuwachen – wo auch immer – Hauptsache, in Sicherheit.
Damit nicht genug enthalten die Stoffwechselprodukte der Mikroorganismen Schwefel-Wasserstoff. Dieser lässt Metalle rosten. Auch wenn so ein Tank nicht so schnell durchgerostet ist – Rostpartikel können sich ebenfalls fatal auf die Funktionstüchtigkeit des Motors auswirken.
Brrrr – klingt gruselig.
Wie gut, dass unser „Bodensatz“ abgesaugt ist!
Die Gelegenheit ist günstig und so wird auch gleich der Dieselfilter incl. Wasserabscheider gereinigt.
Und zum krönenden Abschluß des heutigen Motor-Wartungs-Tages kommt jetzt noch der Impeller an die Reihe:
Der Impeller schaut aus wie ein Schaufelrad, montiert in einem Pumpengehäuse. Seine Aufgabe ist es, das Salzwasser für die Motorkühlung aus dem Meer anzusaugen und durch den Wärmetauscher zu pumpen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wird durch die Formänderung der „Schaufeln“ beim Erreichen der Verjüngungen des Gehäuses ein Unterdruck erzeugt.
Es gibt zwar keine genauen Angaben, wie oft es notwendig und sinnvoll ist, den Impeller zu tauschen, aber so auge x pie heißt es: 1 x im Jahr. Lieber einmal zu früh als einmal zu spät. Wenn so ein Schaufelteil seinen Lebensabend erreicht hat, abbricht und im Wärmetauscher landet, ward es nie mehr gesehen und kann zur Überhitzung des Motors führen.
Halleluja! Das funktioniert sang- und klaglos! Wasser sprudelt planmässig aus dem Auspuff.
Ein Erfolgserlebnis ist immer ein guter Zeitpunkt, mit einer Tätigkeit aufzuhören. Die gerade freigesetzten Endorphine werden konserviert und sicher verstaut – die nächsten Wartungsarbeiten kommen bestimmt!
Motorraum-Türen zu – und aus!
Die Belohnung wird in Form eines Gyros frisch zubereitet! Gekonnt wird diese bombastisch-beladene frisch aufgebackene Pita-Scheibe zu einem Stanitzel gedreht
Kleiner Tipp am Rande:
sage in Griechenland niemals, niemals, NIEMALS Döner oder Kebap dazu!