Der Ostersamstag unterbricht tagsüber die Reihe der Oster-Feiertage. Die Rumpfmänner sind da, arbeiten zu Dritt, schleifen bzw. „sanden“ Bereich für Bereich ab – langsam wird die Zeit knapp – in einer Woche kommen wir wieder in´s Wasser, viele Arbeitsschritte sind bis dahin noch zu erledigen.
Auch an einer anderen Stelle wird an Vitamine gearbeitet: Dimitri und Vasili montieren die Verstärkung für die Badeplattform – gute, saubere Arbeit!
Bei ihnen ist der Bau des neuen Geräteträgers sicher in guten Händen! Sie sind es, die hauptsächlich daran beteiligt sind, dass wir von der Ägäis zurück in´s Ionische Meer gefahren sind, um uns an Land heben zu lassen. Sie wurden uns von Andi, einem Segelkollegen aus dem www-netzwerk, empfohlen. Die Bilder, die er uns vom Geräteträger auf seinem Boot, den die 2 angefertigt haben, geschickt hat, haben dazu geführt, dass auch wir unseren Geräteträger genau von ihnen anfertigen lassen wollen.
Und so erleben wir nun die orthodoxen Ostern auf Lefkas!
Bei der Kirche in Nydri, direkt an der Hauptstrasse, sind wir auch tagsüber schon vorbeigekommen.
Heute, in der Ostersamstags-Nacht, ist sie hübsch geschmückt und erstrahlt im Lusterglanz.
Dieser Gottesdienst besticht nicht nur durch den festlichen Glanz der Gemäuer und der vielen Ikonen, sondern auch und vor allem durch die gelassen-getragene Heiterkeit (typisch für das orthodoxe Osterfest) und der selbstverständlichen Bewegung in den Reihen der Gläubigen. Es ist ein ruhiges Kommen und Gehen. Diese Kirchengemeinschaft ist nicht starr – sie lebt!
Im Hinterland erwartet uns noch ein besonderes Erlebnis in dieser Ostersamstag-Nacht:
Weit oben, mitten im Wald, folgen wir unserem Gefühl und dem unauffälligen Wegweiser zu einer „Monastere“. Über eine unbefestigte Zufahrt mit unzähligen Schlaglöchern, beidseits dicht gesäumt von hohen Bäumen, erreichen wir eine Lichtung, auf der einige Fahrzeuge abgestellt sind. Wir gesellen uns dazu.
Es ist kurz vor Mitternacht.. Ca. 100 Meter entfernt lassen sich Mauern in der Finsternis erahnen, seltsam anmutender Gesang tönt aus der Ferne zu uns herüber.
Eine in Schwarz gekleidete Gestalt in wallenden Gewändern und bis in´s Gesicht gezogener Kapuze kommt uns auf dem holprigen Weg entgegen.
Hierher, fernab jeder Zivilisation, hat sich keine Strassenlaterne verirrt. Die dünne Mondsichel ist aktuell die einzige Lichtquelle vor Ort.
In welche mystische Zusammenkunft geraten wir da bloß gerade? In welche (un-)erlaubte Zeremonie dringen wir hier ungebeten ein?
Der Durchgang durch die „Festungsmauer“ ist dezent beleuchtet – erst beim Näherkommen bemerken wir den Schein der Laterne.
Ein säulengeschmückter Innenhof öffnet sich, dessen Kern eine kleine, feine Kirche bildet.
Der Gottesdienst ist in vollem Gange.
Die bunten Glasscheiben der Fenster und der Tür machen sich ausnehmend gut im Schein der vielen echten (!) Kerzen.
Die meisten davon in dem großen Luster, der von der Decke hängt bzw. schwingt und immer wieder angestoßen und damit in Bewegung gehalten wird.
Besonders ansprechend finden wir, dass das Thema „Maske“ – hier und jetzt kein Thema ist. Menschen mit Maske bis zu den Augen sitzen oder stehen friedlich und entspannt neben solchen, die sie unter der Nase, unter dem Kinn oder überhaupt nicht tragen.
Beeindruckend ist das Charisma des Priesters, der mit langem schwarzen Kapuzen-Gewand und langem, schwarz-graumelierten Bart, in seiner Hand ein 3-armiger be-kerzter Leuchter, vor seinen Schäfchen steht, und lebhaft in Körper & Geist seine Predigt hält. Diese hätte ich gerne verstanden – von seinen Worten hätte ich mich gerne inspirieren lassen!
Kurz bevor wir bei der Kommunion an der Reihe sind, lässt er schnell Brot nachfüllen und bei der Aushändigung lässt er seinen Kommunionhelfer auf Englisch fragen, von wo wir kommen (nachdem wir seine in griechisch gehaltene Anfrage nicht verstanden haben). Und ob wir denn protestantisch sind – das hätte ihn gewundert und sicherlich auch gefreut.
Von dem großzügig ausgegebenen würfelig geschnittenen Weißbrot haben nicht nur die 2-Beiner etwas. Hier gibt es keine „armen Kirchenmäuse“, die am Hungertuch nagen – zumindest nicht, wenn häufig genug Messen stattfinden.