Die Ostküste von Fuerte hat´s in sich!

Noch ein Versuch, von Morro Jable im Süd-Osten von Fuerteventura, mit seinem extravaganten Sanddünenhügel, in den Norden zu stechen. Diesmal gelingt es – Morro Jable wird am Heck von VITAMINE kleiner und kleiner…. Nach 5 Stunden sind die 23 Meilen im Kielwasser verschwunden.
Eine normale, gemütliche Durchschnittsgeschwindigkeit für VITAMINE!

…. auf nach Gran Tarajal

Beim angenehmen Aufkreuzen mit großen Schlägen – auf dem Platter ein großes Zickzackmuster hinterlassend – ist das Seglerleben einfach schöööööön!



Und schon liegt Vitamine gut vertäut im Hafen von „Gran Tarajal“ – so imposant-autoritär die Frau Portpolice von hinten wirkt – so freundlich strahlt sie von vorne!
Der Landgang in die Stadt entpuppt sich als unverhofft nett!
Gran Tarajal hat etliches an schmucken Booten als auch schmucker Straßenkunst zu bieten, nette Gassen, gute Pizzas….

Hauswand-Kunst

Die nächste Etappe bringt uns von Gran Tarajal nach Puerto del Rosario, der Hauptstadt von Fuerteventura.
Insgesamt nur 23 Seemeilen. Nicht weiter aufregend. So rein meilentechnisch.

Noch im durch Wellenbrecher geschützten Bereich des Hafens von Gran Tarajal montieren wir erstmalig Kutterstag und Fog. Wind bis 40 Knoten sind vorhergesagt, wir werden hart am Wind segeln und schließlich haben wir in Mallorca genau für solche Bedingungen von Rafa den Kutterstag machen lassen und von Marco unsere bestehende Fog kutterstag-tauglich umjustieren lassen.

Die Wettervorhersagen (von welchen Modellen auch immer verlautbart) erwecken hier auf den Kanaren den Eindruck, jeweils frisch der wahrsagerischen Glaskugel zu entspringen. Und jedes Modell hat seine eigene Glaskugel. So hat jedes Modell sein eigenes Wetter. So unsere Erfahrung nach 4 Monaten.
Die Ablenkung der Inseln, die Strömung, der grundsätzlich ständige Nordwind sorgen für Düsen Effekte, höhere Wellen, dementsprechend falsche Windrichtungen wie auch wesentlich mehr Welle incl. schnellerer Strömung, als sich das die globaler agiernden Modelle vorstellen können. Und vorhersehen können in ihrer Glaskugel.

Mit der für uns neuen Software „Luckgrip“ hat der Käpt´n auf mehreren Windvorhersagemodellen die Idealroute berechnet. Keine davon ist für uns fahrbar:

Kreuzseen prägen das Wellen- bzw. Wasserbild. Die See ist sehr gibbelig, überschlägt sich selbst und kommt aus verschiedensten Richtungen, so dass die Wellenbewegungen aufeinander treffen und sich wie Gipfel aus dem Wasser heben.
Nix Wellenreiten – Gipfelstürmen ist angesagt! Es ergibt sich das Bild von „in die Hände klatschenden Freudefontänen“.
Wir sind nicht von normalen Wellen umgeben, die „im Flow“ sind – nein – unzählige Gebirgszüge mit markanten Gipfeln türmen sich auf, zerfallen wieder in sich und türmen sich wieder auf.
Und wie verhält sich der Wind bei diesen freudetaumelnden Wellenbewegungen?
Von einem auf die andere Sekunde wechselt der Wind sowohl die Richtung als auch die Stärke. Das Repertoir geht rund um den Kompass und reicht von 5 bis 25 Knoten.

Für 3- 4 Stunden sucht sich VITAMINE ihren Weg durch diese ruppelige Wasser-Landschaft. Sobald wir um´s Kap herum sind und nach einigen Meilen genug Abstand vom Festland haben, entsteht wieder eine Welle -wenn auch sehr kurz und hoch (über 2 Meter) und direkt auf uns zu.
Hm… VITAMINE hält von diesen Bedingungen nichts. Und ihr Käpt´n noch weniger.

Diese Art von Welle bremst die Geschwindigkeit von VITAMINE dermaßen ab, dass sie nur mehr von einer Welle zur anderen torkelt.
Eine Kursänderung ist dringend notwendig: retour zum Festland.
Besser angenehmere Welle und schlechterer Wind.

Einige Stunden später können wir endlich Fahrt aufnehmen. Der Wind ist gleichmäßiger (zwischen 18 und 25 Knoten, Böen bis 30). Der Zickzack-Kurs auf dem Plotter ist immer noch eng.

Plan und gefahrene Route

Diese erste Fahrt mit Kutterstag und Fog  lässt uns wieder einiges lernen: Das Segel darf nur in einer eng begrenzten Stellung stehen, da es sonst entweder bei Reling, Wanten oder Saling ansteht.
Und es muß stramm und richtig fest angeknallt sein. Sonst flattert es.
In engem Zickzack zischen wir gen Norden

Sepp kann die 12 h Segelzeit nutzen, um seinen Geist wieder mal ein bißchen frei werden zu lassen. In den letzten Wochen/Monaten wurde er überfüllt – sozusagen zugemüllt mit Dingen des täglichen Geschäfts, den Herausforderungen des daily business.
Da hatte sich ein großer Berg an Belastung angehäuft. Diese 12 Stunden, zum einen arbeitsfrei, zum anderen intensiv beschäftigt mit den sich ständig ändernden Umgebungsbedingungen, hat einen Reinigungsmechanismus in Gang gesetzt – wie schön!.

Statt der ohnehin vorsichtigen Schätzung von 22 Uhr laufen  wir erst am Samstag um 2 h 30 Uhr in der Früh in Puerto del Rosario ein .
Müde. Und gut gelaunt. Und dankbar für diese intensive seglerische Erfahrung.
Wie fein – wir können gleich am Hammer-Steg, längsseits, festmachen und müssen nicht in eine Park-Koje hineinmanövrieren.

WE-Dienst macht die Port-Polizei. Der Diensthabende ist froh, dass wir bis Montag bleiben wollen – so muss er sich nicht um die Verrechnung kümmern.
Der Morgen naht… heute sind wir froh, dass wir einen Teil des Vormittags zur Nacht dazunehmen können – nächster Programmpunkt !

Der Papayakern-Speckstreifen-Ei-Smiley lacht frisch-fröhlich vom vitamin´schen Frühstücksteller (zufällig entstanden – wie schön – die „Blumen am Wegesrand“)

und ebenso frisch-fröhlich fangen wir an, VITAMINE aufzuklarieren …..

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…. z.B. vom Salzwasser zu befreien,
den Leinen als auch den Life-belts wieder mal ein Süßwasserbad zu gönnen und auch unsere Jacken wieder gut durchzutrocknen

Die Port-Polizei hat offensichtlich gewartet, bis es an Bord Bewegung gibt:
Der ebenfalls sehr nette Tagdienst-Kollege naht, stellt fest, dass er nicht versteht, warum uns sein Nachtdienst-Kollege hier an den Längssteg gelegt hat – und nicht gleich in die Parkkoje, denn – hier kostet´s mehr! Wir können uns umlegen, wenn wir das möchten …

Danke – sehr lieb – wir verstehen seinen Nachtdienst-Kollegen durchaus, er hat die einfachste Möglichkeit gewählt – und dies war uns spätnächtens und nach den herausfordernden Stunden davor durchaus recht. Aufgrund der erstaunlich moderaten Preise beschließen wir, gleich am Längssteg zu bleiben. Bis Morgen, Sonntag.
Die Kreditkartenzahlung erfolgt dann beim 3. Kollegen – ebenfalls von der sehr netten Sorte.

Der Tag vergeht mit Werken an und auf Vitamine.

Die Fogg braucht Zuwendung!

Sanitäranlagen?
Derzeit nicht vorhanden – Status: „in Arbeit“.
Eine Aussen-Dusche – und das direkt am Pier – ist eh nur sehr schwer zu topen!

Die Stadt Puerto del Rosario ist ebenfalls einen Besuch wert!

Puerto del Rosario – die Hauptstadt von Fuerteventura

Der Hafenbereich ist neu – und in der weiten Bucht steht nun ein schmuck angelegter Bereich mit schön geschwungenen Mauern, schönen Bepflanzungen, hübsch anzusehenden Eye-Catchern….

Vom Ort selbst haben wir nicht viel gesehen – vielleicht gibt es ein nächstes Mal.- aber „Povidro uruguayano“ – DIE Nachspeise aus fernem Lande (Uruguay), in der man die von Weihnachten übriggebliebene Windbäckerei unterbringen kann, haben wir in einem netten kleinen Restaurant kennengelernt, in dem auch diese hübsche bunte Schildkröte von der Wand lacht.