Menschen erleben – Rund um Djirnda

Der Baobab-Baum auf dem Weg in´s Zuhause von Bouba reckt seine für die Trockenzeit typisch kahlen Arme weit in den wolkenverhangenen Himmel, der heute die Sonnenstrahlen die Kraft der Sonne dahinter nur erahnen lässt.
Vitaminchen bringt uns einen Seitenarm des Saloum-Rivers hinauf, bis zu dem kleinen Ort Wandie, in der Nähe der Hakuna Lodge, dem Zuhause von Bouba und seiner Familie.

Am Abend davor gibt´s noch Fisch!
Und zwar seeeehr leckeren!
Bouba, der gelernte Koch, zaubert ein hervorragendes Abendessen aus dem in Foundiounge auf dem Fisch-Gemüsemarkt gekauften Exemplaren und taffinierten Gewürz-Varianten incl. Gemüsebeilage und Zwiebelsoße!
Er arbeitet mit Begeisterung und Hingabe und auch sehr sauber und ordentlich.
Es ist eine Freude, ihm zuzusehen!
Renate steuert wohlschmeckende Bratkartoffeln bei – Bon appetit!

Vorbereitungen für´s „Abendessen de luxe“ an Bord!

Der Käpt´n hatte lobenswerterweise das „Putzen“ übernommen.
Einer der Fische ist in´s Flußwasser zurückgehüpft – und ward sehr schnell von der Strömung davongetragen.
Macht nix – wir wurden trotzdem satt!

Nach dem erlesenen Mahl besteigt Renate ihr Dinghi, um nach Hause zu rudern. Wir haben sinkende Tide, Cataleya liegt vor unserem Bug.
Renate rudert und rudert (der E-Motor ist gerade außer Gefecht), aber sie gewinnt keine Fluß-Höhenmeter – im Gegenteil – sie verliert langsam aber sicher an Höhe – sie treibt ab!
Ach herrje!
Die Rettungsaktion läuft an: Schnell Vitaminchen vom Vordeck in´s Wasser hieven, der Käpt´n kontrolliert derweil (er ist schließlich gelernter Feuerwehrmann) die Tankfüllung von Paulchen: dieser ist fast leer! So schnell könnte eine Rettungsaktion eine Rettungsaktion bedingen, die in diesem Fall mangels Material in „Selbsthilfe“ (sich an´s Ufer retten) ausarten hätte müssen).

Die 2 Rettungsmannen entschwinden im Dunkeln, um kurz danach mit Renate im Schlepptau wieder aufzutauchen und an Vitamine vorbeizudüsen – zu Cataleya + Findus.. Rettungsaktion geglückt!

Wir Bleichgesichter haben dazugelernt:

Unterschätze nie die Stärke der Strömung eines Flusses!

Am nächsten Morgen bringt uns unser braves Vitaminchen + Paulchen in Bouba´s Zuhause.
Der Seitenarm schlängelt sich gemütlich dahin, Bouba kennt seinen Fluss und tuckert, sich mal links, mal rechts nahe dem Ufer haltend, flussaufwärts.

Etliche Pirogen parken im Wasser und etliche Häuser tauchen auf, ebenso ein „Holzpfad auf Stelzen“, der Mar Lothie, Mar Soulou und Mar Fafaco miteinander verbindet und auch in der Regenzeit erreichbar macht, lugt zwischen dem Gebüsch hervor.


Im Schlaf und Wohnzimmer wird gerade Wasser auf dem Gaskocher heißgemacht ….

… und die 2 älteren Brüder von Bouba (Abdoulaye und Oussmaïla) und seine Mutter (Awa thior) schauen sich interessiert die soeben von mir erhaltenen Fotos auf dem Smartphone an.

Mama Awa hat 9 Kinder geboren und großgezogen (6 Buben und 3 Mädchen, Bouba ist der Jüngste.
Der Vater (leider vor ein paar Jahren verstorben) hatte 3 Frauen und insgesamt 22 Kinder.
(Der Koran (die heilige Schrift des Islams, die gemäß dem Glauben der Muslime die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed enthält), erlaubt maximal 4 Frauen. Diese Polygamie wird sehr unterschiedlich gelebt – von 0 bis 4 Frauen ist alles möglich und alles gesellschaftlich gut und richtig und akzeptiert.)

Die Jungs können sogar ein bisschen Englisch – zusammen mit meinem bisschen Französisch ergibt es einen guten Verständigungsmix!
Einer der Brüder hat seine Ideen für ein eigenes Geschäft bei der Regierung eingereicht. Er wartet auf Antwort. Das kann dauern – Behördenwege eben.

Und dann mache ich mich wieder auf den Heimweg – und hoffe, dass ich die richtige Fahrrinne finde, um ohne aufzusitzen (mindestens 2 Meilen) wieder den mangrovenbewachsenen Flussarm hinauszumotoren. Geglückt!

„Draußen“, auf dem Hauptarm des Saloum-Rivers, ist viel Wind und Welle und entgegengesetzte Strömung. Ich bin froh, dass der Benzin in unserem kleinen Paulchen-Tank gereicht hat und ich wieder gut bei Vitamine gelandet bin – nach der Erfahrung von gestern ist dies ja bei weitem nicht selbstverständlich!

Ups! Haben wir ein Gewehr an Bord? Wird dieses gerade scharf gemacht?
Für See- oder Landpiraten?Neinneinnein – wir sind schußwaffenfrei.


Werkeln an Vitamine steht wieder einmal an, Wäsche waschen, Badeplattform reparieren und Co.
Der Käpt´n kümmert sich gerade um den Antrieb unseres Autopiloten, um Maja!

Kümmerei rund um die Badeplattform

Von Segelkollegen haben wir gehört, dass es hier in Djirnda auch so Etwas wie ein Restaurant gibt, eine Möglichkeit, um fertiges Essen zu kaufen. ‚
Na dann… wir machen uns eines Abends auf die Suche…..
und treffen auf einen netten Senegalesen, der mit uns zu dem von uns gewünschten Platz geht, denn: dass HIER Essen zu haben ist, na auf diese Idee muss man erst einmal kommen!

„privates Restaurant“ in Djirnda

Als sie uns herankommen sieht, ruft die gut gelaunte, quirlige Küchenschefin ganz aufgeregt:
„Les touristes viennent à moi!“ („Touristen kommen zu mir!“)
Schnell werden 2 Sessel gebracht, um uns die Wartezeit zu verschönern.
Die Touris haben natürlich kein eigenes Geschirr dabei. Aber auch für solche seltene Fälle ist Frau Küchenchefin gewappnet und gibt uns unsere Portion an Hendl + Pommes in einen Einweg-Alubehälter.

Uns zieht es weiter – wir bunkern „Gemüse aus dem eigenen Garten“ an den Ständen entlang der sandigen Straßen, laufen Pferdefuhrwerken und Frau+Kind über den Weg, während das Kanu am Pier wartet.

Bouba und eine seiner weit verzweigten Verwandtschaft begleiten mich an unserem letzten Tag zum Pier – dazupassend der anschließend stimmungsvolle Sonnenuntergang in Pastelltönen!

Sonnenuntergang vor Djirnda