In den frühen, noch finsteren Morgenstunden erreichen wir Monopoli. Der Hafen hätte am Außen Pier noch Potential für uns, aber die aktuell liegenden Schiffe haben sich nach dem Motto „nimm 2, zahl 1“ so ungünstig verteilt, dass für uns kein Platz mehr bleibt. Der Versuch, uns an den Platz am Ende des äußeren Piers zu quetschen, hat Vitamine mit einem leichten Knirschen am Kiel quittiert. Okay – die Tiefe nimmt hier tatsächlich schnell ab – der Törnführer hat´s wieder mal genau richtig beschrieben. Und einfach längsseits an ein Boot zu gehen, haben wir uns nicht getraut. Sepp weiß, in Griechenland ist das üblich, aber… wir sind ja (noch) in Italien….
Der eigentliche Hafen wäre noch eine Idee – bei der Erkundung ruckelt es zu unserem Entsetzen wiederum am Kiel! Diesmal stärker! Der Käpt´n dreht Vitamine gekonnt von der Untiefe herunter und bringt sie in Sicherheit.
Eine Untiefe mitten im Hafenbereich? Die nicht gekennzeichnet ist?? Das kann´s doch wohl nicht sein???
Nach dem ersten Schock stellt sich heraus: „…. Das nicht sein kann, was nicht sein darf…. „. Die Untiefe IST eingezeichnet, ein Warnsignal des Plotters hat sich genau über diese Untiefe gelegt und war dadurch im entscheidenden Moment nicht sichtbar. Shit happens. Wieder um eine Erfahrung reicher. Bei späterer Begutachtung des Kiels per Schnorchel + Brille hat Sepp Gott sei Dank nur Kratzer an den tiefsten Punkten festgestellt – und Kratzer in diesem Bereich waren vorher auch schon. Wir sind einfach Glücksis!
An der weiteren Erkundung des Hafenbereichs und evtl. Anlegemöglichkeiten ist uns die Freude und Motivation zu 150 % abhandengekommen. Am frühen, noch finsteren Morgen legen wir uns am Kai der Berufsschiffahrt längsseits.
Im Cockpit liegend höre ich eine Stimme im Halbschlaf. Mein Beschluß, sie für´s erste zu ignorieren, hat nicht lange gefruchtet, die Stimme bleibt. Der „Hafenoffizier“ am Pier erklärt mir freundlich (die Entschuldigung, dass er mich geweckt hat, hat er wortlos mitgeschickt *smile*), dass wir hier weg müssen, weil dieser Bereich Bewegungsfläche für die Gross-Schiffahrt darstellt. Bitte wechseln in den Hafen. Und eine mitfühlende Nachfrage: „Are you alone?“ „Nein, nein, nein“, beruhige ich ihn, „der Käpt´n ist nur gerade unten“.
Am frühen, bereits hellen Morgen wechseln wir an den „Tagespier“. Das ist der Pier, der mit der „zahl 1 nimm 2“-Taktik belegt war. Jetzt ist Platz und wir legen uns brav + platzsparend längsseits so nah wie möglich an deutsche Segler. 24 h ist es hier erlaubt, „wild“ festzumachen. Das immer ein Crew-Mitglied an Bord bleiben muss, überlesen wir geflissentlich.
Exponate der internationalen Fotoausstellung, rundum in Monopoli platziert, sind auch hier, direkt an unserem Pier, ausgestellt. Welch ein exquisiter Liegeplatz!
Bei der Stadterkundung laufen uns noch viele schöne Ausstellungsstücke, oft im Über-Meter-Format, über den Weg. Die Ausstellung gliedert sich in unterschiedliche Themenbereiche, am ansprechendsten ist für mich das Thema „Landleben“. Und hier mein persönlicher Favorit:
Fotooooooo
ein Foto von einem Kuh-Kopf, leicht nach oben gestreckt, Zunge leicht heraussen, sich der Hand entgegenstreckend, die von oben in die Box greift. Zarte Speichelfäden ziehen vom Flotzmaul zur Hand, im Sonnenfenster, das sich auf der Boxenwand hinter dem Kuhkopf abzeichnet, ist der Schattenriss des Eigentümers der Hand zu sehen, über die Kuh-Wange ziehen die Schatten der Gitterstäbe, über dem ganzen Bild liegt Friedfertigkeit, Wertschätzung und Geruhsamkeit …….
Fotooooooo
Den 2. Platz auf meiner Favoritenliste hat eine Pferdeherde eingenommen, die ihre ansprechende Hinterhand zeigt (also Hinterteil + Schweif) und im Hintergrund steht und sich annähernd im Halbrund um ein liegendes Fohlen (im Vordergrund zu sehen) angeordnet hat. Hach – immer diese Entscheidungen im Leben! *lach*
Platz 3 teilen sich viele Bilder ex equo.
Durch einen steinernen Torbogen betreten wir die Stadt, dessen Altstadt sich uns auch als sehr hübsch und adrett präsentiert – durchaus einen Besuch wert! Monopoli hat den Nachteil, das wir vor kurzem Vieste kennengelernt hatten. Wir sind sozusagen noch Vieste-versaut. Mit der Fotoausstellung konnte Monopoli aber auf jeden Fall punkten!
Mitte Nachmittag liegt Kartenstudium für die Weiterreise nach Griechenland an und Sepp plagt sich durch griechische Behördenportale – es gilt, den Antrag für das Antragsformular zu finden, um den Antrag stellen zu können, es ausfüllen zu dürfen (frei nach Reinhard Mey 😉)
Als wir dann am Abend und zur Belohnung essen gehen wollen, setzen wir uns um 19 Uhr zu einem Tisch, in Vorfreude auf die Genüsse in der Speisekarte. Diese bleiben uns aber verwährt – wer will schon soooo früh essen? Warme Küche gibt es ab 20 Uhr! So genießen wir Bier + (wirklich exquisiten) Longdrink (welche?) und ziehen weiter.