Stefanitag – Klippentag !

Ein bißchen vertraut sind wir den Ziegen schon geworden – sie lassen uns Etwas näher herankommen. Genau die Ziegen, deren Glockengeläute eine nette Geräuschkulisse ergibt – direkt vor den Bullaugen von Vitamine.

Das nächste Lebewesen, das wir sichten, ist Maria, die mit großem Messer auf einem im frischen Grün erstrahlenden Feld steht, 2 große, bereits gut gefüllte Säcke stehen neben ihr.

Maria beim Röhrlsalat stechen! Auch in Griechenland wächst der Löwenzahn und wird auch gestochen! Wie fein! Gut zu wissen!

Bei uns ist er als Frühlingsbote willkommen, der Röhrlsalat – wie auch junge Brennesseln – und hier freut sich die Natur, nach der trockenen Hitze des Sommers, über die vermehrten herbstlichen Regenfälle und so gibt es eben auch jetzt, im griechischen Winter, Röhrlsalat!

Frostige Temperaturen als Wintergehilfen und als potentieller Widersacher des rundherum und allerortens aufkommenden frischen Grüns hat´s hier seit der letzten Eiszeit wohl nicht mehr gegeben.

Wir bekommen einen großen Beutel von dem „grünen Schatz“ – *oh Freude* – und sie meint, wenn wir nicht gerade zufällig aufgetaucht wären, wäre sie vor Vitamine stehengeblieben und hätte laut gerufen und gepfiffen …. Sooo lieb!

Die jungen Brennesseln haben wir gedanklich schon für eine Brennessel-Eierspeis „reserviert“!

Nachdenklich und betroffen macht uns, dass ihr Mann Manuel jeden Tag auf Fischfang unterwegs ist – wir sehen ihn ja auch täglich über Stunden – aber derzeit nur sehr selten erfolgreich ist. Maria erklärt uns, dass der japanische Markt goßen Bedarf hat und so ist auch hier der Bestand und auch der Nachwuchs großteils weggefischt und die Meere sind leergefischt.
Ein großes Thema in wohl allen fischflottentauglichen Meeresgebieten dieser Welt.

Wie kurzsichtig und ressourcen-vernichtend weltweit langfristig betrachtet und wie dramatisch auch schon kurz- bis mittelfristig für die Einheimischen, die jeweils lokale Bevölkerung!

Und heute schaffen wir es! Wir kommen bis zu den Klippen!
Heute, wo mir eigentlich gar nicht nach „hoch hinaus“ ist, sondern meine Stimmungslage ruhig, nachdenklich, etwas melancholisch-gedrückt ist.

Tja – wie das Leben so spielt – gerade heute!
Und wie schön, dass „das Leben“ soooo viele Möglichkeiten, überraschende Wendungen und unvorhergesehene Entwicklungen bereithält!
Man bzw. frau braucht sich nur inspirieren und motivieren zu lassen….

Herrliche Ausblicke und tiefe Einblicke – Nature at it´s best – das Gefühl des Hier-Seins, Hier und Jetzt, ist großartig – ehrfürchtiges Staunen vor Mutter Natur und dem ganzen Universum kommt auf – der Zauber des Augenblicks hat mich erfasst…

Stundenlang könnte ich mich hier rund um diese steil abfallenden Felsformationen aufhalten!

Sie wirken einerseits wie eine Anhäufung loser Steine, die Obelix mal schnell „an die Kante“ geworfen hat und Idefix andere Pläne als apportieren hatte. Andererseits wirken sie so stabil und massiv, als ob sie „für die Ewigkeit“ gemacht sind. Wir springen von Stein zu Stein, von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und genießen die jeweils und mit jedem Schritt sich neu auftuenden Blickwinkel, Landschaftsszenarien und Licht- und Schattenspiele.

Hin und wieder hört man in der Tiefe Geräusche von rollenden Steinen, deren letzte Lautmeldung ein mehr oder weniger lautes „platsch“ ist.

Seltsam – so viel Wind geht doch gar nicht, auch die Wellen schlagen doch nur sanft an´s Ufer?

Aber wer sollte sich in diese senkrechten Wände verirren? Da wird doch wohl auch keine noch so wagemutige Ziege sich verleiten lassen, sich zu verklettern, auf der Suche nach dem besonders leckeren Kraut-Halm? Die astypaleischen Ziegen sind sicher durch die lebenslange Übung sehr gebirgsgängig und trittsicher, aber nein – da unten ist auch kein Ziegengelände mehr.

Es poltert weiter. Wir setzen uns hin und beäugen die Steilwand genauer. Sepp´s Adlerblick entdeckt sie: Ziegen! Unglaublich! Und kein leichtsinniger Einzelgänger! Viele klettern munter in verschiedenen Höhen, manche so weit unten, dass wir den Eindruck haben, bald geben sie die Bestellung auf: „Bitte 1 x frisches Salzwasser, aufgspritzt.“

Wir beschließen, dass es sich hierbei um die Fraktion des griechischen Alpenvereins handelt. Selbstlos, mit vollem Einsatz, unermüdlich und unentgeltlich unterwegs, um die Wege frei von losem Geröll zu halten.
Da wir nicht eruieren können, ob sie sich von Nord nach Süd oder umgekehrt vorarbeiten, beschließen wir für für diesmal, ihnen nicht zu folgen sondern sie in Ruhe ihre Arbeit fertigmachen zu lassen.