„Auffi auf´n echten Berg!“
Der Berg ruft! Nein- nicht der Präbichl ruft, um auf weißem Schnee und mit Brettln an den Füßen hinunterzuwedeln.
Der Vulcano ruft, um Lavagestein und Vulkankrater zu erkunden!
Um 4 h 30 folge ich dem Ruf und verlasse die Bugkabine, unser Schlafzimmer. Vitaminchen bringt mich an´s Ufer, der Fußweg führt durch die noch leise, verschlafene kleine Stadt bis zur Abzweigung des Wanderweges, hinauf auf den Vulcano.
Ein großes, gut hinter einem Baum verstecktes Hinweisschild warnt vor den Gefahren des austretenden Schwefels.
Ah! Und hier sind die heißen Quellen, die unten bereits erwähnt sind, die, von denen man sich fernhalten muss.
Ja – tatsächlich – es ist beeindruckend!
Der aufsteigende Rauch, der Geruch nach Schwefel, die gelben Kleckse bzw. Streifen, Punkte und Kleckse, die Hitze ,,,….
Was für eine lebens-feindliche, und doch (oder vielleicht gerade deshalb) so interessante, ungewöhnliche, unwirkliche Umgebung.
Bei der „Aussichtsplattform“ bin ich dank der frühen Stunde alleine.
Der aus 100en von Löchern kriechende, langsam aufsteigende, hin- und herwabernde Qualm, der sowohl links als auch rechts vom unsteten Wind wieder die Hänge hinuntergedrückt. Es ergibt sich ein immer wieder neues, faszinierendes Bild – direkt vor mir.
Ich bestaune die orange-gelb-weißen Gebilde am Boden vor mir, schätze die Distanz, die unter diesen giftigen Dämpfen zurückzulegen wäre.
Ich sehe, dass es leicht bergauf geht und danach mit einer beachtliche Steigung in schönstem Zickzack weiter hinauf auf den Gipfel.
Ohne Dämpfe, aber eben ordentlich bergauf.
Ich beschließe, dass ich tue wie es alle tun: rundherum gehen und entlang des kalten Kraterrandes und somit weit weg vom schwefeligen Rauch hinauf zum Gipfel.
Schön sind´s, die Steinmanderln!
Jetzt steht eines mehr in die Höhe – eines mehr steht stramm am Gipfel des Vulcano!
Ich freue mich, die Vulcano-Trolle freuen sich, Unwetter wird keines aufziehen und falls Nebel aufkommt, sind sie eine Orientierungshilfe. Soooo viele positive Effekte!
Die Aussicht ist atemberaubend! Stundenlang könnte ich hier sitzen und genießen!
„Norrnkastl schauen, Luftschlösser bauen.. und a bissal traman!“
Der Vormittag schreitet voran und auch die 2-Beiner, die von unten bis zur „Aussichtsplattform“ schreiten, wenden und – genauso brav wie ich – den gegenüberliegenden Weg zum Gipfel nehmen.
Der Wind entwickelt sich zu einem angenehm-sanften Ost-Wind, der die schwefeligen Schwaden konstant in Richtung Krater bläst. Somit erwecken sie nicht mehr den Eindruck, unter Drogen zu stehen und wilde Tänze zu vollführen.
Eine Gruppe von Italienern hält sich eine Zeitlang mit mir am Gipfel auf. Einige wenige beschließen, über den Blubber-Qualm-Weg wieder nach unten zu gehen, werden von der Gruppenchefin zurückgepfiffen und aufgeklärt, dass die andere Seite die bessere ist.
2 Querulanten gehen nicht mit ihrer Herde sondern gehen doch tatsächlich Richtung Zick-Zack-Haarnadelkurven-Abstieg und Schwefel-Blubber-Welt! Interessant!
Dort, wo der Wind herkommt und somit die giftigen Dämpfe in die andere Richtung weht.
Sehr klug! Schaut gut aus! Es ist also möglich, am Abhang zu gehen!
Ah! Sie wählen eine östliche Route, am Abhang,
rechts von der Qualmerei,
leicht unterhalb
und aktuell unbehelligt von den Schwefeldämpfen.
Interessiert und hochmotiviert mach ich mich ebenfalls auf den Weg.
Und bin begeistert!
Auch wieder ein Ort, an dem ich lange verweilen könnte.
Es zischt und qualmt und bläst rund um mich aus Hunderten von ameisen- bis maulwurfgroßen Löchern und Spalten.
Deren Umgebung erstrahlt in reinstem weiß über neongelb bis orange, deren kristalline Strukturen sind unglaublich formenprächtig, die Nebelschwaden wabern in immer wieder neuer Gestalt.
Einblicke in eine andere Welt – Eindrücke von einem anderen Stern!
Und ja – die Dämpfe sind tatsächlich atemberaubend.
Nicht nur sprichwörtlich.
Mit dieser selbstgemachten Erfahrung fällt es mir leicht, zu verstehen, dass die Arbeiter im Schwefelabbau (vor allem entlang des „Pazifischen Feuerrings“ z.B, in Neuseeland, Indonesien, Taiwan, Japan als auch in Bolivien, Chile und Argentinien) einem der weltweit härtesten und giftigsten Jobs nachgehen.
Und eine kurze Lebenserwartung haben.
Ich habe weder schwer zu schleppen noch habe ich mehr Zeit hier in den Dämpfen zu verbringen, als ich wirklich möchte.
Ich kann meine Lungen mit schwefelfreier Luft füllen, zum Fotografieren in die Knie und somit in die Schwefeldämpfe gehen und rechtzeitig wieder ausweichen – sobald mir die Luft ausgeht bzw. der Haut die heiße Belüftung unangenehm wird.
Auch beim Abstieg eröffnet sich nach jeder Biegung ein wunderschöner, neuer Ausblick.
Wieder auf Meereshöhe angekommen, trifft mich die Hitze des Tages und – in Erinnerung des monotonen, asphaltreichen Weges in der Früh – beschließe ich, mal einen Daumen in die Fahrbahnmitte zu strecken – vielleicht funktioniert es ja im fernen südlichsten Teil Ialiens so gut wie zuhause!
Und schon sitze ich neben einem netten Italiener (der Fahrer pensioniert, sein Auto nicht weit davon entfernt) und er bringt mich sogar genau vor die Tür eines „Mini-Markets“, so dass ich mit vollem Rucksack wieder mit Vitaminchen bei Vitamine anlande und den Käpt´n mittels guter Jause von seinen 4-eckigen Kastln hervorlocke.
Der Vulkan Vulcano „auf einem anderen Stern“ ist besucht!
Das uns empfohlene Highlight ist tatsächlich auch mein Highlight!
Wir legen ab und cruisen gemütlich mit dem Gennacker (erstmalig in Italien!) wieder an die Nordküste von Sizilien retour.
Die ganze Küste bietet so gut wie keine Buchten – aber so gut wie überall Ankermöglichkeiten! – zumindest für diese Wetterlage. Wie praktisch!
Wir haben so gut wie keinen Wind und es besteht keine Notwendigkeit, eine entsprechend geschützte Bucht aufzusuchen.