Ciao Ostküste Siziliens – auf in´s NO-Eck bzw. in die Straße von Messina!
Zum Abschied blinzelt uns die Ätna-Spitze, heute erstmalig ohne Kopfbedeckung,, freundlich zu.

Das Ufer ist entlang der gesamten Ostküste durchgehend bebaut – ein Haus neben dem anderen. Aus der Entfernung scheint es eine geschlossene Häuserfront zu sein – es erinnert an eine typisch burgenländische Dorfzeile. Und interessanterweise nur EINE Zeile. Die Hänge sind nicht bevölkert bzw. behaust, werden evtl. als Gärten genutzt.

Etliche lokale Feuer qualmen am Ufer, nicht flächendeckend glücklicherweise.
Die fliegende Feuerwehr versucht mit Wasserflugzeugen zu retten, was zu retten ist.

Plötzlich ist das Wasser rund um uns sehr ….. gibbelig!
Es kocht!
Ja – es schaut tatsächlich so aus, wie ein Wasser im Kochtopf auf dem Herd, das gerade zu kochen beginnt!
Die langen Wellen sind nicht mehr lang, sondern die Wasseroberfläche wirkt, als ob 100e von Fischen immer wieder einen luftigen Ausflug machen. Nur – wo sind diese? Kein einziger springender Fisch ist zu sehen! Nicht einmal fliegende Fische, die evtl. von Delphinen im Jagdmodus aufgescheucht werden.
Ein Blick auf den Tiefenmesser ist beruhigend. Um die 30 Meter. Es liegt nicht an der plötzlich stark abgenommenen Tiefe. Ein Blick auf den Plotter ist ebenfalls beruhigend. Keine Untiefe im Umkreis. Bleibt diese seltsam gibbelige See, deren Grenzen vor dem Bug als auch hinter dem Heck auszumachen sind – wir sind nur gerade mittendrin. In…. Ja … in was eigentlich?
So wie in jeder Meerenge geht auch in der Straße von Messina (zwischen dem Festland Italiens und Sizilien) so richtig die Post ab bzw. wälzt sich der Strom durch.
Die Wassermassen zwängen sich gezeitenbedingt einmal vom Ionischen Meer in´s Tyrrhenische Meer (vom Süden in den Norden) und einige Stunden später retour.

Wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist kämpft man gegen 5 bis 6 Knoten Strom und evtl. noch zusätzlich Wind an.
Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, nimmt einem der Strom mit ebendiesen 5 bis 6 Knoten gemütlich mit und trägt einem wie auf Meeresflügeln dahin. Vitamine wird mit 12 Knoten Fahrt förmlich hindurchgeschossen. So schnell waren wir noch nie!

Die Straße von Messina ist stark befahren!

Viele Turbo-Fähren sind unterwegs, viele schnittige Sportboote cruisen hindurch und hin und wieder auch ein Segelboot.
Und sehr interessante Fischerboote. Mit einem bis zu 30 Meter (!) hohen Mast und einem extrem langen Bugsprit (abgespannt über den Mast) ausgestattet, geht eine solche „Feluca“ auf Schwertfisch-Fang! Oben auf dem Mast steht der Späher, steuert über Seilzüge das Schiff und gibt dem Harpunierer, vorne auf dem langen Ausleger, die Kommandos. Diese spezielle traditionsreiche Art der Fischerei wird hauptsächlich in der Meerenge von Messina praktiziert. Von Mai bis August.

Der Käpt´n hat sich eingehend mit den Gezeiten beschäftigt – und sie richtig erkannt – wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Schlau gemacht hat er sich auf einer extra dafür eingerichteten Website und deren Gezeitentabelle.
Es läuft gut – der Gezeitenplan als auch unser Zeitplan gehen auf!
Valentina und Manuel sind gerade auf dem Weg nach Neapel, (deren Zwischenziel) und wir auf dem Weg nach Palermo – unserem Treffpunkt!
Gemütlich geht´s weiter an der Nordküste von Sizilien bis zur Bucht Calomona, die die Bezeichnung „Bucht“ eigentlich gar nicht verdient:
der sich sachte dahinschlängelnde Sandstrand des Ufers, der sich unter Wasser auch meilenweit in´s Meer hinauszieht, bietet (fast) überall die Möglichkeit, zu ankern – wie angenehm! Und wie angenehm, das kein Wind vorhergesagt ist, der uns nötigen würde, mehr Schutz zu suchen. So ankern wir einfach vor der langgestreckten Küste, ca. 1 Meile vom Ufer entfernt – quasi auf dem offenen Meer!

Vom Strand klingt angenehm-rhythmische Country-Musik zu uns, die dem Sonnenuntergang noch eine besondere Note verleiht und auch dem Blick auf die Insel Vulcano (die uns nächstgelegene Insel der Liparen)
Am nächsten Tag zockeln wir weiter, werfen den Anker wiederum „quasi mitten am Meer“ vor steilen Felswänden, die wie mit Theatervorhang versehen wirken: Der Vorhang entpuppt sich als angewehter bzw. in die schroffen Felswände, in die Felsnischen hineingewehter Sand – perfekt zum Hochklettern und Hinunterlaufen bzw. Hinunterrollen lassen! Wir freuen uns als stille Beobachter der menschenähnlichen Zwergenwesen „da drüben“, die geschätzte 100 Meter, wohl nach dem Motto „zwei Schritte vor, einen zurück“ sich sanddünenaufwärts arbeiten, um sich dann dem Roll- und Laufvergnügen sanddünenabwärts hingeben zu können. Sehr cool!
Ein Grüppchen scheint sich häuslich niederzulassen und wird wohl die Nacht hier verbringen. Gute Idee! Wann dann, wenn nicht bei diesen angenehm-lauen Temperaturen, bei nahezu Windstille und an einem Wochenende!
Nur die Musikidee ist nicht so gut. Ab (kein Verschreiber!) Mitternacht tönt es á lá Rammstein bis zu uns. Naja – auch Musikgeschmäcker sind nunmal verschieden.
Während der Schätzung des Altersunterschiedes zwischen den Strand- und den Bootslebewesen als auch dem Brainstorming, ob wir noch einen Abstecher zu den Liparen machen können (ein bisschen Zeit bis zum Date in Palermo haben wir noch) versinken wir in Schlaf, von dem uns auch kein Rammstein mehr erwecken kann.