Für die vorherrschenden Geräusche in der Nacht zeichnen Wind + Regen verantwortlich. Vitamine torkelt vor Anker in den Wellen vor Trapani auf Sizilien, diese schlagen an den Bug und an die Längsseiten.
Entsprechend „bewegt“ geht es im Inneren von Vitamine und auch in der Koje zu.
Wir machen uns möglichst lang, strecken alle 4e von uns, und keilen uns in die Latten der Teakverkleidung, um maximale Stabilität auf beiden Seiten zu gewinnen.
Der Erholungswert ist gering.
Rund um 4 Uhr kriecht der Käpt´n mal für eine Stunde aus den Federn, macht einen Kontrollgang, wirft einen kurzen Blick auf den Windanzeiger, dieser meldet 35 Knoten (und das wird nicht seine Höchstmeldung in den letzten Stunden gewesen sein), stellt fest, dass die Salonluke leider noch immer nicht dicht ist, setzt sich in´s nasse Cockpit, beobachtet die darniederzischenden Blitze und lauscht den im kurzen Abstand folgenden Donnergeheul.
Mann gönnt sich ja sonst nichts!
Seit spätabends haben wir Nachbarn. Sie haben sich steuerbord recht nah neben uns gelegt.
Kein Problem, der Wind ist stark, aber beständig und es ist ebenfalls ein Einrümpfer, in etwa so lang wie wir – wir torkeln in etwa im gleichen Radius.
Das Morgengrauen bringt eine Überraschung!
Ca. um 6 Uhr frischt der Wind ordentlich auf – und macht einen ordentlichen Schlenker Richtung Nord!
Die Anker-App meldet „Gefahr in Verzug“, der Käpt´n hat es wohl in seinem Seebein gespürt, ist schon im Cockpit und der Motor läuft bereits.
Es schüttet wie aus Kübeln – das Gewitter ist direkt über uns.
Unser Nachbar ist uns gefährlich nahegekommen. Oder wir ihm? Egal – wir beschließen, unser Ankerglück an einer anderen Stelle zu finden. Und wir sind froh, auch im Cockpit des Nebenbootes menschliche Gestalten zu sehen.
Nur mit der Regenjacke bekleidet, die Kapuze weit in´s Gesicht gezogen, hantel ich mich vor zum Bug, schnappe die Fernbedienung der Ankerwinch – und halleluja – der Anker lässt sich ohne Widerstand wieder an Deck holen!
Unser Nachbar hat offensichtlich Probleme, sein Ankergeschirr einzuholen. Wir überlegen, wie wir ihm in dieser stürmischen See helfen könnten…. Die zündende Idee bleibt aus…. Wir bleiben im Beobachterstatus mit Sicherheitsabstand, um unsere beider Boote, die sich in alle Richtungen biegen und sich dabei nur bedingt die Richtung vorgeben lassen, nicht zu gefährden.
Gefühlt eine halbe Ewigkeit später ist auch er frei. Halleluja!
Wir machen uns auf an die hafennähere Mauer, dem 2. Ankerplatz hier vor dem Hafen von Trapani, der bei Wind aus Nord vielversprechenderen Schutz bietet.
Leider hat sich Paulchens Abdeckung nicht als sturmfest erwiesen bzw. als sturmsicher festgemacht. Sie wurde uns von den Gewalten geraubt. Ärgerlich. Aber…. möge uns nie Schlimmeres passieren!
Am Vormittag scheint wieder die Sonne und alles ist gut. Das Ölzeug (unsere seglerische Schlechtwetterbekleidung) das erstmalig nach der „Sommerpause“ wieder aus dem Kasten geholt worden ist, hängt zum Trocknen im Cockpit.
Wir machen Vitaminchen startklar und tuckern zu unseren nächtlichen Nachbarn – auch jetzt wieder direkt neben uns – und begrüßen sie mit: „What an interesting morning!“
Bei ihnen hatte sich die Ankerkette um den Kiel gelegt, so hat sich das Ankerlichten in ein langes Abenteuer verwandelt. Aber Gott sei Dank – Ende gut, alles gut!
Nach dem Austausch über unser gemeinsames „stürmisches Erlebnis“ in Englisch wechseln wir auf Deutsch, denn die beiden Italiener wohnen seit 20 Jahren in Deutschland!
Deren Urlaub ist in ein paar Tagen vorbei, so werden wir uns wohl nicht so schnell wiedersehen.
Wir tuckern mit Vitaminchen weiter in den Hafen,
um die Regen- und Windpause für einen Landgang zu nutzen…..
…. und schlendern ein bisschen durch die Stadt – zumindest durch das Hafengebiet – die Stadt ist groß!
Es ist wieder heiß! Nur die Schwüle und die riesigen Wasserpfützen, die allerortens stehen zeugen noch von den Wolkenbrüchen der Nacht.
So manches Kleinod versteckt sich in den Strassen und Gassen – hier z.B. eine originelle „Garagenbar“ ….
… die zum Verweilen und Konsumieren einlädt.
In diesem kunterbunten Lebensmittelladen haben wir unseren Bordproviant wieder mit frischen Lebensmitteln ordentlich aufgestockt ….
…. und das Basilikum-Stöckerl hat bei seinem ersten Zwischenstopp als frisch-grüne Tischdekoration und als Ergänzung zum Mittags-Snack hervorragende Dienste geleistet.
Die „Cattedrale di San Lorenzo“
in der Nähe des Hafens ist eine der vielen schmucken Gotteshäuser Trapanis.
Sie ist nicht nur von oben gut behütet!
(Strassenstand mit Strohhüten direkt vor dem Eingang)
Helle frühbarocke Pracht
im Inneren…..
…. dessen Freundlichkeit
bei der Gemäldekunst beibehalten wird.
In jeder Kirche oder Kapelle, die wir betreten, zünden wir ein Licht an.
Ein Licht für allumfassenden Frieden für alle Lebewesen – im Kleinen wie im Großen – in der Ursprungs- als auch in der gesamten Welten-Familie.
und wir lassen ein gesungenes
„Vater-unser“ erschallen.
Kaum zu glauben, dass wir heute früh im wahrsten Sinne des Wortes bis auf die Unterhose nass geworden sind, uns erstmalig nach Monaten wieder richtig kalt war und das „schwere Segelgewand“, dass die letzten Monate im Dornröschenschlaf verbracht hat, zum Trocknen im Cockpit hängt! Von den waagrecht heranpeitschenden Regentropfen wachgeküsst.