Frisch-fröhlich und mächtig breitet sich der Oxley zwischen der Backbord- zur Steuerbordkufe aus, spielt „leichtseilig“ mit dem achterlichen Wind bzw. der Wind mit ihm und zieht die ca, 20 Tonnen schwere Trelax durch´s Wasser, fast als ob sie schweben würde – leicht wie eine Feder.
Dieses spezielle Leichtwindsegel mit den großen Schlitzen wird beworben als „böendämpfend“ und „aufrichtend“.
Ja! So ist es! Wir spüren und erleben es gerade!
Der Wind meint es gut mit uns seit dem Ablegen in „Puerto Marina de las Salinas“ im kleinen Ort San Pedro de Filadar“, 2 1/2 Autostunden östlich von Almerimar.
Wir nähern uns unserem Zwischenziel Gibraltar (Treibstoff-Tanks füllen, für den Fall des Falles, das der Wind eine Pause einlegt) mit Trelax-scher Aufwärm-Geschwindigkeit – um die 15 Knoten SOG („speed over ground“) Wow! Go, go, Trelax – go!
Am 14. Dezember sind wir in die komfortable Backbordkufe der „Trelax“ eingezogen, das erklärte Ziel: Auf zu den Kanaren!










Die ganze erste Nacht verläuft ruhig.
Egon kommt erstmalig in den Genuss, sich hinlegen und entspannen zu können, während die Trelax „on tour“ ist.
Im ersten Morgengrauen bleibt der Wind achterlich, aber er frischt auf: Um die 25 Knoten schieben die Trelax vor sich her. Wow! Vielleicht doch an der Zeit, den Oxley zu bergen (schließlich seines Zeichens ein Leichtwindsegel) und mit kleinerem Tuch (sprich Genua + Gros) weiterzusegeln?)
„PENG“ !
Der gerade noch mächtig-prächtig vom Wind geblähte Oxley, brav seinen Dienst erfüllend, spürt die raue Mittelmeer-See um sich und wird von den bis zu 3-m-Wellen brutal hin- und hergerissen.
Die Berge-Versuche, mit vollem Einsatz, gesichert mit Schwimm-Weste und Life-Belt werden nach gut 1 1/2 Stunden, vollkommen durchnässt von den meterhohen, über die Reling schlagenden Wellen, erschöpft abgebrochen. Der Oxley bleibt im Meer und zieht allein seines Weges.
Sehr ärgerlich – sehr schade. Nicht zu ändern.
Der Oxley nähert sich dem Meeresgrund – die Stimmung an Bord ist den Umständen entsprechend ebenfalls am Boden.
Morgenstund` hatte heute „Action“ im Mund bzw. für uns parat. Genug Aufregung für einen Tag. Dieses Kapitel wird geschlossen. „Klappe zu, Affe tot“
Oder?
Ein Blick Richtung Mastspitze zeigt, das das gerissene Fall, aufgrund dessen der Oxley blitzartig im Wasser landete, nicht nur den Oxley, sondern auch die knapp unter der Mastspitze montierte Kamera zu Fall gebracht hat bzw. aus der Verankerung gerissen hat. Diese pendelt ziel- und planlos umher, nur mehr von einem dünnen Seil gehalten.
Hm…. was tun? Was, wenn die Kamera mit ihren gut 5 kg ganz den Halt verliert und auf das Deck donnert?
Der Seegang ist noch beachtlich, die Mastspitze schwankt, die Kamera pendelt.
Was tun?
Die Entscheidung fällt: Sepp wird versuchen, die Kamera zu bergen.
Fazit:
Erfolgreich – er bringt die Kamera unbeschädigt herunter.
Sepp ist auch wieder an Deck – blutüberströmt – aber „nur“ aufgrund einer Mega-Platzwunde auf der Stirn. Folgeschäden? KEINE!
Die Minuten dazwischen sind an Anspannung und Dramatik kaum zu überbieten.
Ein Action-Film der schlimmsten Sorte. Ohne aufwendige Zusatzeffekte. Die brauchte es auch nicht.
Die schlimmste Szene daraus:
Sepp wird wie eine Marionette, eine Strohpuppe, ein Streichholzmännchen in gut 20 Meter Höhe waagrecht kreisförmig um den Mast geschleudert und prallt mit dem Kopf mit voller Wucht gegen diesen.
In diesem Moment bleibt die Zeit stehen.
In diesem Moment macht das Herz einen Sprung.
In diesem Moment geht es um „alles + nichts“.
In diesem Moment „funktionieren“ alle Beteiligten nur mehr.
in diesem Moment relativieren sich alle Sorgen + Nöte, werden unwichtig und klein.
In diesem Moment wird sonnenklar, was WIRKLICH zählt im Leben.
Und in diesem Moment sind Heerscharen von Schutzengeln rund um Sepp, rund um Trelax.









Die nächsten Tage verbringen wir in Estepona, ca. 130 Meilen westlich von Almerimar.
Erholung für den angeschlagenen Körper von Sepp.
Mentale Stärkung und Regeneration für die gesamte Crew.
Schadens-Ermittlung und -Minimierung für Trelax.
Entscheidungs-Findung für den weiteren Weg. Denn in der Mittelkufe von Trelax herrscht immer noch feucht-nasses Milieu. Salzwasser-Milieu. Diese wenigen Segelstunden bis Estepona zeigen bereits, das der letzte Werft-Aufenthalt nicht den endgültigen Erfolg gebracht hat.
Estepona lässt auch in der aktuellen Winterszeit erahnen, welche Blumenpracht auf den Plätzen und in den verschlungenen Gässchen die Besucher in der warmen Jahreszeit erfreuen!
Passend zu Weihnachten geben wunderschöne Weichnachtsstern-Arrangements ihr farbenfrohes Bestes!
Auch das Strandleben ist schön! Auch im Regen! Oder vielleicht sogar genau deshalb!











Auch „Lady Jane“ hat es hierherverschlagen. Aus einem kurzen Stop wurde ein längerer Stand-By.
Tja – das kommt uns bekannt vor!
Auch wenn wohl keiner von uns damit gerechnet hat, dass sich unsere Wege so schnell wieder kreuzen, freuen wir uns sehr darüber!
Und wir können berichten: Lady Jane hat sich seit Almerimar nicht verändert …..

….. Lady Jane ist eine Nachteule.
Oder liegt es an uns? Hm……..
In Estepona jedenfalls wirkt sich dies so aus, dass wir im Morgengrauen von Bord gehen – nach vielen gemütlichen, lustigen, interessanten Stunden!
Der Advent schreitet voran, im richtig großen Supermarkt gibt es richtig viel für das weihnachtliche Festessen und die Feiertage!
Besonders beeindruckend für mich als Binnenländlerin ist die Fisch- und Meeresfrüchte-Theke:




!!! Frohe Feiertage – Felices Fiestas !!!
!!! Frohe Weihnachten – FELIZ NAVIDAD !!!

Alex zaubert ein hervorragendes Festessen auf den Tisch!
Man sieht und schmeckt, das hier eine ambitionierte Köchin die Kombüse der Trelax in eine Profi-Küche verwandelt!








Die Entscheidung für die weitere Route fällt:
Wir werden, nach der Passage durch die Meerenge von Gibraltar, nicht links abbiegen sondern rechts.
Der Plan „Kanaren“ und dann weiter in die Karibik, ist für die Trelax nicht aufgehoben – nur aufgeschoben.
Rechts oben, im Norden der Biscaya, in La Rochelle, warten mittlerweile die Mannen der „Neel“, der Werft, in der Trelax vor 2 Jahren vom Stapel gelaufen ist, auf sie.
Um sie dicht zu machen. Salzwasserdicht. Wie sich das für den Rumpf eines Bootes nunmal gehört.
Es ist keine leichte Entscheidung für Egon.
Es geht schließlich um nichts geringeres als „Lebenszeit“.
Lebenszeit, in der die Trelax in der Werft auf Vorderfrau gebracht wird.
Lebenszeit, in der der große Plan, mit Trelax unterwegs zu sein, auf den Werft-Bock gehoben wird.
Wir sind überzeugt: es ist die richtige Entscheidung!

Ohja !
Die Trelax spielt im wahrsten Sinne des Wortes alle Stückln –
und hat auch Spiele an Bord …..

… um diese Entscheidung wurde aber nicht „gepokert“.
New plans. New. motivation.
Es gibt noch einen Grund, warum die Entscheidung schwer gefallen ist:
Die Trelax´sche Crew verkleinert sich. Alex bleibt bei Freunden in Estepona.
Bei ihrer 1. Biscaya-Überquerung hat „Seekrankheit“ massiv zugeschlagen.
Die 2 gehen mit viel „Mut“ durch´s Leben, ganz nach demMotto:
„Sei mutig! Du kannst nur einmal sterben!“
Aber – manche Erfahrungen will man einfach nicht noch einmal machen. Alex wird über den Landweg nach La Rochelle nachkommen.

Wie – was soll das heißen:
„Es war vielleicht nicht klug ….
aber saugeil!“
Tja –
diese Entscheidung IST mal ausnahmsweise klug!
*lach*
