Um 9 h 45 rufen wir bei der PortPolice in Nydri auf der Insel Lefkas an. Wie uns gestern aufgetragen wurde. Schließlich wollen wir um 10 Uhr den Anker lichten und uns auf den Weg machen – und das mitten im Lockdown – von der Bucht Syvota in die Bucht Vliho zur Boatyard Konidaris. Es wird am anderen Ende auch schnell abgehoben. Und ebenso schnell wieder aufgelegt: „Hilfe! Hier will frau in fremder Sprache kommunizieren!“ Der Überraschungseffekt hat somit auf beiden Seiten gepunktet. Nach -zig Versuchen der telefonischen Kontaktaufnahme in der folgenden halben Stunde (natürlich haben wir um 10 Uhr abgelegt – wir haben ja schließlich ein Date), ist es gelungen, einen sprachtalentierten Kollegen zu organisieren – der Anruf wird zum 2. Mal angenommen. Er ist erstaunt, denn er hat noch nie von uns gehört, er wurde nicht informiert. Die Stimme seines cholerischen Kollegen überschlägt sich wiederholt im Hintergrund, der gute Mann am Telefon zeigt sich nach wie vor überrascht, aber er bleibt freundlich und höflich. Jedoch bekommen wir den Auftrag, in Nydri bei der Polizeistation vorstellig zu werden.
Überrascht lege ich auf, versuche vorher noch zu erklären, dass gestern Kollegen von ihm bei uns in der Bucht waren, unsere Daten aufgenommen haben und wir somit bereits aktenkundig sind. Erfolglos – nunja – wir müssen wohl einen Zwischenstopp in Nydri einlegen. Der Landsitz der Coastguard befindet sich ja eh direkt in der Einfahrt in die Bucht Vliho, also auf der Strecke.
Einige Minuten später klingelt mein Handy: die freundlich-höfliche Coastguard-Stimme von vorhin teilt mit, dass es nicht notwendig ist, vorbeizukommen – es ist alles geklärt. Erleichterung klingt auf beiden Seiten durch den Äther. Efcharisto poly! Sehr lieb, dass er sich noch einmal gemeldet hat!
Um 13 Uhr sind wir – wie bestellt – bei der Boatyard Konidaris und schon ist es so weit: Vitamine wird aus dem Wasser geholt (dieser kleine Traktor soll die 9 tonnen schaffen?) und bekommt ihren Landplatz zugewiesen.
Sie wird für die nächsten 3 Wochen sorgfältig aufgebockt und findet sich in null komma nix zwischen vielen Masten wieder!
420 Seemeilen, das sind 777 Kilomerter, haben wir in 6 Tagen und 5 Nächten, also in 120 Stunden zurückgelegt, davon 4 Tage und 3 Nächte nonstop! Etliche Stunden davon sind wir gesegelt, etliche in der Flaute getümpelt, 2 Nächte und den Tag dazwischen haben wir in Syvota vor Anker gelegen und uns wieder „ein-zivilisiert“ und ca. 62 Stunden haben wir unter Motor Meilen gemacht. Schööööööön war´s!
So viele Motorstunden findet man zwar auf der How-to-travel-Wunschliste eines Seglers sicher nicht vermerkt, aber wenn der Wind nicht das tut, was sich Segler wünscht, ist man doch froh und glücklich, auf den Motor zurückgreifen zu können. Danke Pauli!
Zu meiner Überraschung hat mich der Motor-Lärm über 62 Stunden viel weniger belastet (physisch als auch psychisch), als ich vermutet hätte – und so bin ich auch in dieser Hinsicht um eine positive Erfahrung reicher!
Vitamine steht auf dem Trockenen – aber ihre Crew hat immerhin die Möglichkeit, im kühlen Nass von Nydri zu stehen!