Der Anker rasselt um 2 Uhr in der Früh vor Funchal Richtung Grund.
Das erste Mal berührt er den Boden von Madeira und somit von Portugal! Auch für die Crew von Vitamine ist es „das erste Mal“!
Hinter uns im Kielwasser liegen 331 Meilen und 65 Stunden hart am Wind, das heißt (fast) ebenso viele Meilen und ebenso viele Stunden mit viel Schräglage und das (fast) immer auf der linken Backe!
Das „fast“ bezieht sich auf die Abdeckung von Funchal, in der es keinen Wind, aber unangenehme Kreuzseen gab. Dazupassend zu dieser unruhigen See kommt auch noch ein Squal auf uns zu, eine mächtige, dunkle, regenverheißende Wolke. Incl. Sturmböe.
Der Wettergott hat sich wohl gedacht: nach sooooo vielen Stunden der Gemütlichkeit gönne ich ihnen noch ein bisschen Action! Soll ja nicht fad werden!
Die ganze Strecke davor waren die Segelmanöver überschaubaur!
Segel gesetzt, für gut befunden und Segel wieder eingerollt. Nur einmal hat´s „PENGGGGG“ gemacht und das Groß freute sich über die gewonnene Freiheit.
Das hatten wir doch schonmal? War das nicht im Süden von Teneriffa?
Auch jetzt peitscht das harte, verstärkte Schothorn wie wild über das Vordeck.
„Born to be wild“?
Gott sei Dank – nur kurz – und schon ist es eingerollt und gezähmt.
Was ist passiert?
Die Groß-Schot ist am eingespleißten Auge gerissen.
Na bum.
Sofort geht der Käpt´n an´s Werk: Groß-Schot direkt nach der Bruchstelle abschneiden, die einzelnen Fasern am Schnitt mit Hilfe eines Feuerzeugs versengen, neu einfädeln und wieder neu verknoten.
So weit so gut! Bis Funchal wieder funktionsfähig!
Eines der Etmale auf dieser Überfahrt: 149 Meilen! Das heißt, die Durchschnittsgeschwindigkeit von Vitamine an diesem Tag war 6,2 Knoten!
Bravo, Vitamine!
(„Ein Etmal ist die Zeit von Schiffsmittag zu Schiffsmittag, als auch die in dieser Zeit von einem Schiff zurückgelegte Wegstrecke“)
Bravo, Luckgrip!
Die App ist gut adjustiert!
Die Berechnungen waren stimmig und gut für uns fahrbar.
Und ein Bravo an den Käpt´n!
Den Luckgrip-Adjustierer und Kümmerer für alle Bootslagen!
Diese kleinen Herausforderungen schmälern nicht den Gesamteindruck – im Gegenteil! – sie verstärken ihn noch!
Sonne, Wind, das Rauschen der Wellen, eine Vitamine, die sich stundenlang, ohne irgendwelche Beschwerden oder Müdigkeitserscheinungen von beständigen 25 Knoten Wind aus Nordost willig in Schräglage bringen lässt und so Meile um Meile zügig durch die Wellen gleitet….. unser Resumé: eine extraorbitant angenehme Überfahrt!
„Which boat is approaching marina funchal ?“
Ertönte es aus dem Funkgerät, als wir uns der Hafeneinfahrt von Funchal näherten.
Ups! Wie aufmerksam! Und das um 2 Uhr morgens!
Wir folgen brav der Order und gehen „outside“ vor Anker.
Das Wetter ist gut, die See ist ruhig. Niemand macht uns den Ankerplatz zwischen den Mauern des Fährverkehrs und den Mauern der Stadt streitig.
Absolut verständlich, dass der diensthabende Nacht-Marineur das „aktive Tun“ lieber dem Tagdienst überlässt. Wir werden uns morgen, so wie die Weisung aus dem Funkgerät geschallt hat, gegen Mittag wieder melden.
Es ist eine gute Art, in Funchal „anzukommen“!
Wir liegen „1. Reihe fußfrei“! Wir schaukeln gemütlich mit freiem Blick auf die Kathedrale von Funchal, mit vollem Namen „Sé Catedral de Nossa Senhora da Assunção“…..
und fühlen uns fast wie vor La Palma auf Mallorca!
Aber hier verpassen wir dem Teak kein Allround-Service – hier bekommt „nur“ die Groß-Schot eine Schutzscheibe montiert, um ein Scheuern der Groß-Schot zu verhindern.
„Born to be wild“ ist damit wohl Geschichte!
Insgesamt schlagen sich diese 331 Meilen mit nur 10 Stunden in Paulchen´s Motorbuch nieder. Und das incl. der Fahrt unter Motor von Corralejo nach Rubicon zum Tanken und dem Hinausmotoren aus der Abdeckung von Lanzarote und dem Hineinmotoren in den Hafen von Funchal).
Apropos Rubicon:
Mit uns bei der Tankstelle: ein Motorboot mit gelungener UV-Schutzabdeckung.
Für die Wartezeiten, die Vitaminchen am Vordeck verbringt, haben wir beeiets eine. Aber noch nicht für Vitaminchen´s Arbeitstage. Kommt in die Ideensammlung
Und auf dem Blau vor Rubicon: Einzelunterricht im Wing-Foiling!
Am späten Nachmittag wird uns im Hafen Funchal auf Madeira ein Platz freigegeben.
Beim Anlegen am Hammersteg hilft uns Danilo, der Marineur, der gerade in seinen Spätdienst gestartet ist. Er hilft umsichtig, motiviert und wortgewaltig, Wenn auch sein Englisch hin und wieder schwer zu verstehen ist – die Sprache seines Herzens ist freundlich – und auf dieser Wellenlänge verstehen wir uns prächtig! Auch beim Erledigen des Bürokrams und beim anschließenden Manöverschluck!