Afrika, Afrika…. ! Senegal, wir kommen!


Afrika – wir kommen!
Jetzt aber echt! Jetzt oder nie!
Wir nehmen zum 2. mal Anlauf – am 23. Dezember 2022 – am späten Nachmittag.
Und es ist wieder ein gutes Gefühl!
Diesmal sind es auch besondere Tage im „traditionellen“ Kalender:
es sind die Weihnachtsfeiertage, die wir auf hoher See, zwischen Kapverden und Senegal, verbringen werden!

Die Wetterfrösche prognostizieren Wind aus Nordost, das bedeutet für uns:
Hart am Wind für 3 Tage. Schräglage ist schöööön!
Als die Wal das hört, beginnt eine kurze, lustige Kommunikation:
Wal: „Hart, härter – Ihr seid die härtesten!“
Vitamine: „Wartmal – ich stups ihn mal … nööö – fühlt sich ganz weich an!“

Die Kurs-Berechnung über die App Luckgrip passt wieder perfekt.
Weniger perfekt sind die gut 2 Meter Welle und die Kreuzsee:
Lange 2 Tage fühlt sich der Käpt´n nicht wohl und der Genuss ist nicht soooo ausgeprägt, seine Stimmung ist gedämpft.
Wie schade!
Vielleicht tut seinem Gleichgewichtssinn der Anblick des Weihnachtsmann-Sterns, der sehr beschwingt im Cockpit herumtanzt, nicht gut?
Sicherheitshalber bekommt er einen neuen Platz, auf dem er „Ruhe“ vermittelt.
Die Nacht it ruhig, wir fahren in die aufgehende Sonne ….
die Wassertropfen auf der Schiebe im Cockpit kamen von unten – es ist Seewasser – schließlich fahren wir „Hart-am-Wind“!

Sonnenaufgang am Christtag (Weihnachten 2022)

Der Plotter zeigt die Zickzacklinie unseres Aufkreuz-Kurses von Boavista zurück nach Sal und weist die Richtung zu u nserem aktuellen Ziel:
Dakar – die Hauptstadt von Senegal

Ich genieße das Schaukeln, die Sonne und das Meer, manchmal rein blau und fast glatt, manchmal brodelnd und weiß. Ich genieße die Gischt, die steuerbord immer wieder mal auch die Reling unter Wasser setzt und dem Teak zu einer Meerwasserspülung verhilft, den weißen Wellensaum, die die Sonnenstrahlen einfängt und glitzert und funkelt, die Sonne auf der Haut und den Wind im Haar, die strahlend-blaue Weite rund um uns…. !
Und in der Nacht das glitzernd-funkelnde Sternendach mit Mondsichel…. !

Segelfreuden – von kapverden nach Senegal


Ich genieße den Blick in de Weite, den Anblick der fliegenden Fische und deren geschickten Flug knapp über der Wasseroberfläche.
Jede Nacht (jaha – Orientierung im Dunkeln ist schwierig – wir wissen das!) landen 1 bis 3 von ihnen an Deck. Erstaunlich stark, robust und solide sind deren „Flügel“!
Wie ideenreich ist doch Mutter Natur!
Mit ihren flügelähnlichen Flossen sind diese kleinen Luft- und Wassertorpedos gleichermaßen gut für das Gleiten durch Wasser und Luft ausgerüstet!
Sie katapultieren sich mit einem Sprung aus dem Wasser und segeln im Gleitflug über die Wasseroberfläche, Kurskorrekturen inclusive – sie schlagen sogar Haken – Lufthaken sozusagen!
Wenn ein Boot in Schräglage daherkommt, dessen Reling nahe dem Wasser ist, kann es schonmal zu einer sehr harten Landung im falschen Element kommen. Todesursache: walähnlicher Fremdkörper im Meer (das Boot)
Die weitesten Flugstrecken erreichen die Fische, wenn sie sehr nahe über und parallel zur Wasseroberfläche (zwischen 1/2 und 1 1/2 Meter über dem Meer) durch die Luft gleiten:
Für die Spitzensportler unter ihnen gilt:
Flugdauer: über 30 Sekunden (!)
Flugstrecke: bis zu 400 Metern (!)
Geschwindigkeit: bis zu 70 km/h (!)
Klein, aber oho! Wahre Wunder der Schöpfung!

fliegender Fisch

Die Senegal-Flagge entsteht und die Kurzgeschichten in französischer Sprache haben endlich ihre Daseinsberechtigung an Bord.
Ja – wir wollen nach Senegal! Amtssprache: Französisch!
Dakar, die Hauptstadt von Senegal, ist unser 1. Ziel am – für uns – neuen Kontinent!

Die Weihnachtskekse kommen aus einem Supermarkt in La Palma auf den Kanaren – die klassischen kanarischen Kaufhaus-Weihnachtskekse. Es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen und sie zerfallen herrlich auf der Zunge und munden hervorragend!
Weihnacht auf hoher See!

Und das Christkind hat mir ein entzückendes Delfin- Fußkettchen gebracht – es hat seinen Weg von der Ilha Grande in Brasilien zu mir gefunden! Wie schön!
Danke, lieber Sohn!

Nach einem knappen Tag unterwegs, so gegen Mittag des Christtages, kommt uns in nur 3 Meilen Entfernung ein Segelschiff entgegen!
Jöööö! Wir kennen es! (der Plotter mit eingebautem AIS ist eine alte Tratschtante)
Es ist die Yupanqui! Mit Otis, Caleb aus Peru, Elise aus Frankreich, den 2 Kids und Otis, dem Labrador.
Na sowas! Das erste (und wie sich herausstellt einzige) Segelboot, das uns zwischen Sal auf Kapverden und Dakar in Senegal begegnet – und wir kennen es! Die Welt ist klein!
Die Yupanqui haben wir in Las Palmas kennengelernt. Otis wurde schnell zu Mutti´s Freund!

Caleb´s Stimme klingt am Funk etwas angespannt.
Das Wechseln auf einen anderen Kanal (um den 16er, denNotruf-Kanal, zu entlasten, funktioniert nicht. Zu wenig Reichweite der weniger priorisiertenKanäle) wir bleiben auf dem 16er und es schallt daraus: „We have a problem with the engine! It doesn´t work!“
O…oh… Die Armen! Der Motor funktioniert nicht, keine Möglichkeit, in kritischen Situationen, ihn zu Hilfe zu holen. Sie laufen Boavista an, meint Caleb. Was wir meinen? – fragt er.
Hmmmm …. Auf Boavista haben wir nur eine Nacht in einer Bucht verbracht und haben diese aufgrund des starken Schwells fluchtartig wieder verlassen. In der Bucht Palmeira auf Sal gibt es ein großes Ankerfeld, und auch dicke Brummer (Frachter + Fähren) fahren ein und legen an. Da wären wir zuversichtlich, dass ein Mechaniker aufzutreiben ist. Und dann gibt es da ja auch noch Jay, der uns seine Dienste angeboten hat – der Mann für alle Fälle – er kann wohl auch einen guten Mechaniker auftreiben bzw. bei der Thematik weiterhelfen.

Außerdem ist die Anfahrt in den Hafen von Boavista als sehr schwierig beschrieben. Mit Untiefen und Schwell. Ohne Motor würden wir das nicht wagen bzw. uns nicht aussuchen.
Nach ein bisschen Weihnachts-Smalltalk + unseren besten Genesungswünschen für den Motor ist die Funkverbindung auch schon wieder weg. Good luck, Ihr Lieben!
Im Nachhinein meint der Käpt´n: Hätten wir ihnen anbieten sollen, mit ihnen zu kommen? (Das heißt, umdrehen, mit ihnen zurück und beim ankern helfen, wo es notwendig ist? Z.b. Schiffe zusammenbinden und gemeinsam den Ankerplatz aufsuchen?“
Hm… tja… hätten wir? Die Frage kam von Yupanqui nicht  – aber vielleicht hat Caleb auch einfach nicht daran gedacht und wäre froh gewesen?
DAS werden wir im Nachhinein klären….. wir wollen ja dazulernen!
Natürlich hätten wir es gemacht! Zumindest sind wir einen Schritt weitergekommen mit diesem nachträglichen internen Bainstorming, und werden es, FALLS sich die Situation wieder einmal ergibt , überlegen, anzubieten!
Sofortige funktechnische Verbesserung an Bord: Dem Hand-Funkgerät wird ein neuer, dauerhafter Platz im Cockpit zugewiesen. So dass es leichter erreichbar ist. So dass wir leichter erreichbar sind.

Nach 2 Tagen beruhigt sich die See. Die Welle ist nur mehr einen Meter hoch (statt 2-3 Meter), und das nur aus einer Richtung (keine Kreuzsee mehr) und der „Sehr-hart-am-Wind“-Kurs (zwischen 30 und 50 Grad) wird zu einem „Hart-am-Wind-Kurs“ zwischen 50 und 60 Grad. Und das direkt auf´s Ziel zu! Wie schön!
Und wie schön, dass der Käpt´n nun auch in den Genuß kommt! Er ist wieder gut gelaunt und steckt wieder voller Ideen!

Und wie gut Luckgrip + Käpt´n aber auch zusammenarbeiten!
Die gefahrene Route sieht seltsam aus.
Ohne computergesteuerte Wetterberechnungen würde wohl kein normaler Segler so eine Route wählen, um von A nah B zu kommen!


Auch die Temperatur ändert sich: Wir erleben die ersten Nächte unter Segel, in denen wir uns nur „leicht bekleidet“ (maximal mit Weste und langer Hose) hinter dem Kälteschutz wohlfühlen!
Und wenn nur ca. jede 1/2 Stunde der Wecker abgeht, der Diesnthabende einen Kontrollblick rund um Vitamine wirft und den Plotter beäugt und dazwischen im Salon kuschelt, dann reicht sogar ein T-Shirt!
Der running gag bei unserem 1. Kapverdenaufenthalt war: „Heute wird es – ausnahmsweise – wieder ein sonniger Tag!“ Dieser Satz gilt auch jetzt und hier!

Ca. 100 Meilen vor Dakar   kommen wir in die Schiffahrtsroute – der dicken Brummer sind nun etliche auf dem Plotter zu sehen, aber wir kreuzen deren Route ohne jegliche Notwendigkeit der Kurskorrektur.

Ca. 20 Meilen vor Dakar, wir sitzen gerade gemütlich im Cockpit und unterhalten uns, taucht plötzlich seitlich ein langgestrecktes Boot auf. In der nächsten Sekunde ist es wieder im Wellental verschwunden. Eine Fata Morgana.
Nein! Es sind etliche Boote, die für eine Sekunde zu sehen sind – und für viele Sekunden nicht. Na bum. Ab jetzt wird das Wasser vor uns wieder genauer beobachtet! So ein Fischerboot aus Holz ist schnell versenkt auch!

Wir sind in Landnähe!
Zeit, die Q-Flagge, die Quarantäne-Flagge zu hissen.
Darin haben wir Übung. Schließlich haben wir sie auf Kapverden auch gesetzt. Zum 1. Mal.

Nach den ersten Felsen der Halbinsel Kap Vert kommt bereits ein Teil der Skyline der Stadt. Immer wieder kreuzen Pirogen unseren Weg, nach Umfahren der Insel Gorée liegt die riesige Bucht von Dakar vor uns.
Renate, eine Einhandseglerin, Bekanntschaft geschlossen in Las Palmas auf den Kanaren, liegt bereits seit ein paar Tagen hier mit ihrer SY Cataleya.

Der Ankerplatz in Dakar bei Nacht