Auf nach La Gomera – mit KnalleffektEN

„Alles was Kaputt werden kann, alles was reissen kann, alles was brechen kann tut es auch! Irgendwann …. Irgendwie …. Irgendwo.
Und natürlich in sowieso schon schwierigen, angespannten Situationen.
Dann, wenn Material + Mensch „unter Druck“ sind.“
So oder so ähnlich haben wir es des öfteren von erfahrenen Seglern vernommen.
Nur Seemannsgarn !? Gesponnen in dunklen Seglerkneipen während langer Vollmondnächten !?

Die letzten Monate waren wir unterwegs, ohne das beim Segeln irgendwelche „Hoppalas“ passiert wären.
VITAMINE lief „wie am Schnürchen“ bzw. „wie nach Wellchen“.

Heute machen wir in Las Palmas im Nordosten von Gran Canaria die Leinen los und segeln nach San Sebastian auf La Gomera.
Eine der „kleinen“ Inseln von den Kanaren, die mittlere der 3 West-Inseln.

*PENNNNNNNG* …

Hoppala ! (Nummer 1)
Was war das?
Plötzlich – kurz nach dem Auslaufen aus Las Palmas – schlägt das Gros wild und im wahrsten Sine des Wortes „ungehalten“ um sich.
Das harte Auge der Großschot peitscht durch die Luft zwischen den Fenstern des Cockpits und dem Mast. Es scheint bereit, alles zu zerstören, was ihm in den Weg kommt.
An ihm hängt der Unterliek-Strecker (an sich „nur“ eine normale Leine mit einem Durchmesser von 10 mm) – jetzt hat sie plötzlich das Potential einer geflochtenen Lederpeitsche.

Uuuuups ?!!?
Was ist passiert?
Der Schäkel am Groß-Fall hatte sich gelöst.
Resultat: *PENNNNNNNG* und das wild um sich schlagende Groß.

Erstmaßnahme: in den Wind steuern und Groß dichtholen.
Uff. Das hat ja bestens funktioniert.
Die Lage am Deck ist somit wieder „unter Kontrolle“.

Jetzt stellt sich die Frage: Ist die Reparatur „mit bordeigenen Mitteln“ möglich?
Die nächste Ferreteria (Bootszubehörgeschäft) ist schließlich weitweitweg.

Yeah! Der Käpt´n ist erfolgreich!

Ein neuer Schäkel ist montiert, die Leine um das Notwendige gekürzt und das Groß ist wieder einsatzbereit!

Das bordeigene Schäkel-Ersatzteil-Lager hat sich erstmalig ernsthaft unter Beweis gestellt.

Die Nacht verläuft über viele Stunden ruhig. Wir kommen gut voran mit Wind zwischen 20 und 25 Knoten. Wir haben somit guten Segelwind – Genua und Groß sind im Einsatz.

Hoppala! (Nummer 2)
In der Nacht ist unser braver Autopilot „Fritzi“ bei plötzlich auftretenden Böen von über 30 Knoten überfordert und schon schaut die Genua aus wie eine Sanduhr – in der Mitte um das Vorstag gewickelt, oben und unten gebläht.

Hoppala! (Nummer 3)
„Ein Unglück kommt selten allein“ und „aller guten Dinge sind (schließlich) 3“:
Beim Dichtholen vom Groß bricht der 3-fach Umlenker der Groß-Schot. (3a)
Somit kein Dichtholen mehr möglich.
Die Patenthalse (3b) nutzt schamlos die Gunst der Stunde (sprich die verwirrten Sekunden der Crew) und lässt den Baum ungebremst von einer Seite auf die andere sausen
*wums-knall-krach*

Vor lauter Schreck (oder war es doch die massive Krafteinwirkung? ) rutscht das Groß
1/2 Meter nach unten (3c).
Somit kann das Groß weder dicht geholt noch gerefft werden.
Und das bei mehr als 25 Knoten Wind und – natürlich – mitten in der Nacht.
Na das ist doch mal spannend!

Gott sei Dank ist der Käpt´n nicht nur im Büro perfekt organisiert sondern auch sein Ersatzteillager!
Jetzt ist Geschwindigkeit gefragt – es windet nach wie vor ordentlich:
Schnell das Seil vom 3-fach-Umlenker ausfadeln, die gebrochene Rolle entfernen und das Seil wieder herumschlagen.
Uff. Es sind zwar nur mehr 2 Umlenkermechanismen im Dienst – aber hurra – das Groß lässt sich damit dichtholen! So steht es jetzt wieder festgezurrt in der Mitte, kann nicht mehr von der einen Seite auf die andere schlagen und keine (weiteren) Schäden verursachen.

Es windet nach wie vor bis zu 25 Knoten.
Keine Verschnaufpause in Sicht – aber immerhin: weniger Wind als noch vor Kurzem.

In der Früh, so gegen 5 Uhr, lässt der Wind nach.
Wir sind dank Genua und Groß immerhin bis in den Süden von Teneriffa gekommen und steuern die erste Bucht an, deren wir habhaft werden können.
In der „Playa de Tejita“ liegen ein paar unbeleuchtete Boote vor Anker. Kaum zu sehen.
Wie gut, dass wir „aller guten Dinge sind 3“ innerhalb der letzten 24 Stunden schon durchhaben. Wir rammen keines, tasten uns bis in die Tiefen der Bucht vor, um zumindest ein bisschen Windschutz zu haben, räumen die Genua weg und setzen das Groß durch.

Yeah! Es ist geglückt! Das Groß ist am Mast wieder die ca. 30 cm weiter oben. Die genauere Begutachtung muss warten. Dafür ist es hier viel zu bewegt. VITAMINE schwankt.
Aber das Groß ist wieder dort, wo es hingehört.
Wir tasten uns wieder hinaus, nehmen bei mittlerweile nur mehr 8 Knoten Wind, aber Böen bis zu 25 Knoten, weiter Fahrt auf Richtung Westen.
Die 2. Bucht, die wir Im Süden von Teneriffa anlaufen, ist „Marina del Sur“. Sie bietet Etwas, was wir jetzt brauchen: einen Berg davor, der Windschutz verspricht – und er hält das Versprechen auch.
Der Ankerplatz vor dem Hafen bietet ausreichend Platz, ausreichend ruhiges Wasser ausreichend Windschatten, um das ganze Groß zu setzen und zu checken.
Puh – geglückt! jetzt ist es kontrolliert und wieder in richtiger Position und Lage – alles gut, alles richtig!

Auch der 3-fach-Umlenker bekommt noch einmal Zuwendung: Aus 2 mach 3 (dank des vom Käpt´n gut sortierten bordeigenen Ersatzteillagers)! Ab sofort versieht er wieder mit seinen für ihn vorgesehenen 3 Rollen seinen Dienst!

Auf nach La Gomera! Vitamine ist wieder fit und einsatzbereit!
Voller Enthusiasmus verlassen wir die Bucht und ziehen unter voller Besegelung (der Wind hat mittlerweile nachgelassen) weiter gen Westen.
Und wer schwächelt jetzt?
Der Wind!
Er wird weniger und weniger bis er schließlich ganz aufhört und wir in der Flaute dümpeln.

Najaaaaaa…… auch gut! Nach den Erlebnissen der Nacht sagen wir: Besser ein bißchen zu wenig als viel zu viel!
Und nach den Erlebnissen der Nacht ist es besonders schön, soooo viele Delphine als Begleiter zu haben, die fröhlichen Gesellen zu sehen, zu erfühlen, zu erleben, zu genießen!

Rainbow-Dolphins….
… Rainbow dolphins….
…. is guiding you!
Blick auf La Gomera – die Gipfel ragen über die Wolkendecke

Bis kurz vor La Gomera ist unser braver Motor Pauli wegen Flaute im Einsatz, die letzten 10 Meilen wegen Starkwind..
Bis zu 30 Knoten und unruhige, kabbelige See mit 1,5 bis 2 Meter hohen Wellen.
Obwohl wir unter Motor sind und somit keine Schräglage haben, kommt oft eine Welle über Bord und sogar immer wieder mal auch eine über´s Sprayhood und in´s Cockpit.

Die Welle beruhigt sich in der Anfahrt zum Hafen.

Die Hoffnung, dass auch der Wind ruhiger sein wird, wird von 25 Knoten hinweggeblasen.

Na bum. An- und Ablegemanöver bieten immer Gefahrenquellen. Je mehr Wind, desto kritischer. 25 Knoten sind viel. Und das in einem unbekannten Hafen. Wie unlustig.
Das Warten auf bessere Wetterlage ist keine Option – zumal diese laut Vorhersagen erst in etlichen Stunden zu erwarten wäre.

Die Crew der SY „Zeezot“ unterstützt uns an steuerbord, der Marineure backbord, am Fingersteg stehend. Die Fender sind schwer im Einsatz.

3 Anläufe später – incl. gefinkelten Wendemanövern – sind wir drin, in unserer Parklücke!
Der Käpt´n hat wiederum viel Vitamine-Gefühl bewiesen! Manöver geglückt!
Beim Manöverschluck bekommt – natürlich – Poseidon und all seine Helfer und Helferleins den 1. Schluck!

Mitgefiebert und daumengedrückt am Steg hat die um unsere Gibraltarkatzaln erweiterte Crew der SY „Tina“!
Wie schön, dass wir uns hier in La Gomera noch einmal treffen!

Yvonne & Paul, (unsere lieben Pier-Nachbarn in Port Pollenca/Mallorca) werden mit unseren Gibraltarkatzaln in 3 Tagen ablegen – crossing Atlantic!

Aufgrund unserer „uneingeschränkten Empfehlung“ haben Yvonne & Paul beschlossen, dass Tina Platz für 4 hat – auch auf dieser langen Strecke von ca. 3 Wochen.
Wir freuen uns für Euch!

4 Antworten auf „Auf nach La Gomera – mit KnalleffektEN“

  1. Greetings! Very useful advice in this particular article! Its the little changes that will make the largest changes. Thanks a lot for sharing!

  2. Hallo ihr Seebaerlis. Wenn ich diese Zeilen so lese, fehlt es nichts an Erlebnissen. Freue mich das es immer gelingt alles wieder zu meistern. 👍 Wünsche euch weiterhin ein Schiff Ahoi und bleibt gesund. Lg.Ferd

    1. Danke, lieber Ferdl! Jaha! Manchmal gaaaanz gemütlich, manchmal richtig spannend, so auf Boot – insgesamt genau richtig! Alles Liebe in unsere Land-Heimat! Herzliche Grüßli aus Lanzarote!

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