Brasilien / Lencois: Dorfleben in aller Gemütlichkeit

Eine Sand-Insel ohne Asphalt, mit freilaufenden Hunden, Rindern (Zebus) und Eseln, mit roten Ibissen, mit einem Art „Almengebiet“ und einem Brunnen, der in der aktuellen Trockenzeit die einzige Versorgungsmöglichkeit mit dem lebensnotwendigen Nass darstellt. Zu diesem pilgert das ganze Dorf + die Nachbarinsel. (siehe auch den Beitrag „Brasilien – Lencois: Wasser fassen!“) ….. was für eine unglaublich andere Welt …. !

Und das nicht nur für die Boote, die 2 x täglich, bei jeder Ebbe, an ihrem Standplatz trocken fallen!
Das größte Lebensmittelgeschäft der Insel hat den Charakter eines kleinen Greißlers („eine Gemischtwarenhandlung, wie sie „früher“ in Österreich in Dörfern und kleinen Städten häuig anzutreffen waren)
Frische Ware gibt es, wenn das Versorgungsschiff vom Festland Nachschub gebracht hat. Was da ist, ist da. Also am besten man kauft statt der nicht vorhandenen Bananen die Zwiebeln, von denen ein paar herumkullern, solange noch welche vorrätig sind. Oder statt des frischen Brotes eine Art Zwieback. Solange noch einer vorrätig ist.
Dafür findet man 10 cm weiter auch gleich das Blinklicht für´s Dinghi, das man eh schon lange gesucht hat. Und das gleich in mehreren Farben.

Die Zäune sind wie die Häuser aus Holz, mehr oder weniger gerade und mehr oder weniger vollständig. Die Lücken machen auch nix. Hier wird kein Lebewesen eingesperrt. Seine Hauptfunktion ist es, dem Sand Einhalt zu gebieten.
Wenn ein Boot vom Land in´s Wasser soll, gibt es keinen Traktor, Kran oder ähnliche technische Hilfsmittel! Nein! Es gibt Stämme, die jeweils von hinten nach vorne gebracht werden, um als Rollen zu dienen, lange Leinen und viiiiiele Menschen, die ziehen……

(Galerie „2023.10 Brasilien Lencois unglaublich andere Welt)

Tagsüber ist es heiß! So heiß, dass man das Gefühl hat, auf dem Sand Spiegeleier braten zu können. Auf jeden Fall für die nackten Fuß-Sohlen zu heiß. Auch für die Einheimischen. Wenn jemand tagsüber unterwegs sein muß – und seine Flip-Flops (die häufigste Varante) gerade nicht bei der Hand bzw. am Fuß hat, springt man halt notgedrungen von Schatten zu Schatten.

Am späten Nachmittag, sobald die Sonne an Kraft verliert, trifft man sich auf dem Fußballplatz. Um Fußball zu spielen. Buben als auch Mädchen. Das Dress der Torfrau kann durchaus wie das Samstag-Abend-Ausgeh-Outfit anmuten.
Daneben wird Schnur-Gehüpft oder eine Art Baseball gespielt. Oder man schlägt ein Rad, spielt Abfangen oder man sitzt einfach im Sand und unterhält sich miteinander. Ohne Handy! Ja! Tatsächlich! Ja wo gibt es denn sowas noch? In Lencois!

Die Menschen sind freundlich, zu Beginn reserviert, schnell offener und erzählen gerne!
Wer portugiesisch kann, ist – auch hier – klar im Vorteil!
So z.B. unser argentinischer Segelkollege, der mit seinem Kat in die Karibik will, um Charter anzubieten. Er hätte sich hier wohl sehr schnell integriert. Seine Muttersprache ist zwar spanisch, aber er kann sehr gut verstehen und wird sehr gut verstanden. Die Ähnlichkeit der beiden Sprachen macht es möglich!

Das ganze Dorf feiert Feste mit Trommeln & Co am Dorfplatz und am Strand und wenn auf dem grossen Cashew-Baum, dem Mittelpunkt des Dorfplatzes, die reifen Früchte locken, klettern die jungen Leichtgewichte behende in den Ästen und einer der Dorfältesten holt Salz, Teller + Messer, um uns die exzellente Kombination von Cashew-Fruchtfleisch + Salz verkosten zu lassen!

Laura, (mit rosa Rock + weißem Oberteil) die Inhaberin des größten Lebensmittelgeschäftes der Insel, ist rege und quirlig.
Auf ein Bier gehen wir hin und wieder zu Fatima, (auf dem roten Sessel sitzend) die uns mit der Zeit ihre ganze Lebensgeschichte und ihre Erfahrungen mit Aufziehkindern erzählt. Sie ist stolz darauf und das kann sie auch sein! Enormer Einsatz für Menschenleben! Ihre ganz private Kinder-Hilfs-Mission! Auch Ihre Enkelin Sara ist entzückend!

Eines Nachmittags gable ich einen ehemaligen Polizisten vom Festland auf, der sich riesig freut, erstmalig ein Segelboot besuchen zu können – dafür setzt er sich sogar in unser blaues Vitaminchen – unser Schlauchkanu – als Nichtschwimmer!

Der Katamaran des Argentiniers hat zwar eines Nachts sehr pöbelhafte Kuschelversuche unternommen – sein Käptn war noch an Land – aber an sich hatten wir mit dem Käptn eine Menge Spaß.

(Galerie „2023.10 brasilien lencois dorfleben“)