Nach Flaute kommt Wind. Alte Seemanns-Weisheit. Seit Menschengedenken und schon lange davor war es so und sogar zu Zeiten von Wetter-Apps ist es noch immer so – evtl. lässt sich dank der Letztgenannten Etwas Weiter in die Zukunft blicken, und zumindest für uns Greehnhorns bzw. Blueshells auch kurzfristig Etwas sicherere Kalkulationen und Turnplanungen bewerkstelligen.
Ein aktueller Blick in die WetterApp-Glaskugel besagt: Die nächsten Tage zieht westlich vom Peloponnes eine Nordwind-Front auf. Das heißt für uns: Tagelang Wind auf die Schnauze. Bis zu 30 Knoten.
„Früher“, in unseren seglerischen Anfängen, sind wir stundenlang begeistert aufgekreuzt, haben die Segel von back- nach steuerbord geworfen und haben uns bei jeder Wende oder Halse ob dieses gelungenen Manövers gefreut. „Früher“ war mein Stamm- und Lieblingsplatz stundenlang bei Sonne oder Regen gaaaanz vorne am Bug, dort, wo das Heranrollen der Wellen am intensivsten und das Erleben von „Meer“ am „meerigsten“ ist und die Wahrscheinlichkeit, die heraufbrandende Gischt hautnah zu spüren, am größten ist. „Früher“ haben wir das mehr oder weniger enge Zickzackmuster des zurückgelegten Kurses am Plotter bewundert und uns nochmal über jedes geglückte Manöver gefreut.
„Heute“ beschließen wir, die kürzestmögliche Entfernung bis zum Ziel zurückzulegen – unter Motor mit Wind genau von vorne. „Heute“ vertagen wir die idyllischen Seglerherz-Freuden mit dem Hauch von Freiheit und Abenteuer einfach auf „später“. Denn „heute“ ist ja beides in Bälde wieder zu erwarten! Wie schön solche „zeitlosen Zeitfenster“ des Fahrtensegler-Feelings aber auch sind!
„Früher“ hat der Käpt´n an Bord auch nicht sooooo intensiv gearbeitet. Solange er sich entspannt zurücklehnen kann ist alles in Ordnung.
Ein untrügliches Zeichen, dass wir die Pforten in´s Fahrtensegler-Dasein durchsegelt haben und wir uns in den Gewässern der Langzeitsegler befinden, und auch soweit gut angekommen sind. Auch wenn es für uns noch sehr neu und „anders“ ist und wir mit unserer Einstellung und „Geschwindigkeit“ bei weitem noch nicht „dazugehören“ – und es vielleicht auch nie tun werden.
In den frühen Morgenstunden, nach etlichen nächtlichen Motorstunden, umrunden wir die Süd-West-Spitze des Peloponnes und fangen die ersten Sonnenstrahlen des Tages ein.
Stunde um Stunde motoren wir westlich vom Peloponnes Richtung Norden, Richtung Lefkas.
Unser braver Autopilot „Fritzi“ und unser braver VolvoPenta zeigen wieder einmal, dass auf sie Verlass ist.
Die Küste zieht bei 4-5 Knoten langsam vorbei, auffällig sind die vielen kleinen Feuer, die gefühlt alle paar 100 Meter auf den hügeligen Hängen lodern – naja – qualmen. Erklärung dafür hat auch Katerina auf Astypalea keine. Dies könnte auch daran liegen, dass sie wohl noch nie in diesen weit entfernten Gefilden ihrer Heimat gewesen ist – ihr bevorzugter Aufenthaltsort ist ihre Insel – sobald sie unter sich „Schaukeln“ verspürt, wird sie fürchterlich seekrank, egal ob es auf dem kleinen Fischerboot ihres Mannes oder auf der großen Fähre ist, die Astypalea mit der „Aussenwelt“ verbindet.
Mit diesen Feuern geht auch eine ganz andere Geruchskomponente einher als wir die letzten Monate gewohnt waren. Die ersten sensorischen Anzeichen von „Zivilisation“. Hilfe – ein Kulturschock kündigt sich über unsere Geruchsepithelien an!