Brasilien: auf in den Amazonas

Die Insel Lencois liegt hinter uns.
Der ideale Zeitpunkt des „Anker hoch“ in Lencois hat einiges an Planung + Berechnung erfordert. Die Ausfahrt mit bis zu 5 Meter Tidenhub und bis zu 4 Knoten Strömung garantiert nicht zu jeder Zeit „easy going“.
Der Käpt´n beschließt: ca. 1 Stunde vor Höchststand Anker hoch!
Und ja! Es hat sich als gut erwiesen – als geradezu perfekt!

Unmittelbar vor dem Ablegen, mitten in den letzten Handgriffen, kommt ein Boot auf uns zu, mit Lencoisianern, denen wir wärhend unseres fast 4-wöchigen Aufenthalts des öfteren über den Weg gelaufen sind.
Kokosnüsse sind mit an Bord ihres Holz-Bootes. Wie toll – die Kokos-Verpflegung für die Reise ist gesichert! Sie sind der letzte Besuch, den wir auf Lencois empfangen!
(Wenn auch nicht der netteste. Beim Gehen stellt sich heraus, dass sie eigentlich gekommen sind, weil sie sich Geldgeschenke erwartet haben. Der Sohn fragt, nachdem es beim Verabschieden „noch immer“ keines gegeben hat, nach. Die Tochter fragt 3 x (!) nach. Nein. So nicht. Da seid ihr bei uns falsch!)

Aber jetzt! Anker hoch! Lencois adé!
Mit uns verlässt das aktuell letzte Segelboot Lencois!
(Doch – das nächste kommt bestimmt! Es begegnet uns bereits nach den ersten Metern. ;-))

Wir setzen die Genua unmittelbar nach dem Anker-hoch-Manöver!
Paul, unser braver Volvo Penta, bleibt in Bereitschaft, muss aber nie einspringen und seinen Dienst antreten.
Die Strömung nimmt uns mit und auch wenn uns der Wind entgegenbläst – wir kreuzen „im Fluss“ (Meer mit Flußcharakter) auf und flutschen leicht und elegant wieder hinein
… hinein in die Weiten des Atlantiks vor der brasilianischen Küste …. auf geht´s gen Norden!

(Galerie 2023.11 Brasilien Lencois Anker hoch)

Es folgt ein gemütlicher Turn – ohne besondere Vorkommnisse – mit dankbaren Gedanken, die Inselschönheit Lencois so intensiv erlebt haben zu dürfen!

Der Wind kommt Raumschot, das ist ideal für unsere Esmeralda, (unser Leichtwindsegel, ein Oxley), das uns in aller Leichtigkeit voranzieht und mit ihrer großen Schwinge das Gefühl von „über dem Wasser schweben“ beschert!
Einzig auf viele kleine Fischerboote und deren Netze gilt es aufzupassen, die sich auch hier viele Meilen vor der Küste tummeln! Und auch auf ein paar große Frachter.

Wir sind in freudiger Erwartung unserer nächsten „Traumdestination“ – im Norden Brasiliens. (Diesmal im Bundesstaat Pará)
Schließlich liegt die Stadt Soure, unser nächster geplanter Stop, bereits IM Mündungsdelta des Amazonas, nämlich AUF der Insel Marajo – die wir in Folge umrunden wollen!
Die Stadt Soure liegt ca. 2 Meilen in den Paracauari-River hinein. der in den Rio Pará mündet. (Somit bildet die Insel Marajo das Nordufer des Rio Pará)

Auch hier erfordert Strömung + Tidenhub Planung.
Na ein bisschen Übung + Erfahrung haben wir ja schon!
Wir passen die Geschwindigkeit mithilfe der Größe der gesetzten Segel (Genua und Groß) so an, dass wir passend ankommen …. passend, um mit einlaufendem Strom + Rückenwind hineinzuflitzen ….
***yummmmiiiiii****
Die Abdeckung von Stadt bzw. dem umgebenden Land (den Flussufern) wird sofort spürbar: Wind weg. Welle ruhig.

2 1/3 Tage (und Nächte) unter Segel liegen hinter uns!
Nach einigen wenigen Minuten unter Motor erreichen wir in der Abenddämmerung den Ankerbereich vor der Stadt Soure.
Es ist ein großer Bereich, der zwar auch gut bestückt ist mit mehr oder weniger gut beleuchteten Fischerbooten, aber es ist – trotz anbrechender Nacht – kein Problem, einen guten Ankerplatz zu finden.
Beim 1. Versuch hat der Anker den Halt verweigert, aber beim 2. Mal hat er sich mit den Bodenbeschaffenheiten einverstanden erklärt.

Für alle Segelbegeisterten:
„NoForeignLand“ – eine App, die das Seglerleben erleichtert!
Es werden nicht nur seglerisch relevante Tipps + Tricks von der Segler-Community hier geteilt…..

… man sich auch gar keinen mühsamen Rechnereien mehr hingeben – die Strecke wird mitgetrackt!

–> Von Lencois bis Soure haben wir z.B. 271,6 nautische Meilen zurückgelegt!
Und das in 2 Tagen, 8 Stunden und 23 Minuten!

Angekommen!
Wir sind „im Amazonas“!
Wie toll ist das denn!