Eine Dunstglocke hängt über der ganzen, extrem weitläufigen Bucht „Baia de Hann“, die sich über fast 2 Meilen erstreckt..
Dakar ist zusammengewachsenen mit einstmals davon getrennten Ortschaften , okkupiert die gesamte Halbinsel Cap-Vert und reicht mittlerweile auch weit in´s Hinterland hinein.
1 1/2 Millionen Menschen müssen schließlich erstmal Platz finden.
Die Dunstglocke ist mehr als doppelt so hoch wie das höchste Gebäude bzw. der höchste Sender.
Müll ist allgegenwärtig. Das Wasser der Bucht bekommt weder optisch noch olfaktorisch eine positive Bewertung. Erstaunlich, dass immer wieder Fische springen und Seevögel in´s Wasser schießen, um sich Beute zu holen.
Bei der 1. Fahrt an´s Ufer staunen wir darüber, wie kaputt und „niedergerissen“ ein Steg sein kann – und trotzdem voll im Dienst. Und wir staunen darüber, welchen Verschleißerscheinungen auch ein französischer Yachtclub unterliegt.
Es gibt Sandstrand. Wie man ihn findet? Man braucht nur bei Ebbe kiloweise Müll wegräumen – und schon ist er da – voilà – il est là!
Die Amtssprache in Senegal ist Französisch! Ein Relikt aus der Kolonialzeit. C´est très bien!
Hier kann ich mein Schul-Französisch ausgraben und die für mich „schönste Sprache der Welt“ aus den Hinterstübchen meines Gedächtnisses kramen!
(Irgendwie passt die Sprache nicht zu den Bedingungen, die hier herrschen. Aber das spielt sich ja nur in meinem Kopf ab. )
Der gesamte formelle Sektor und alle administrativen Vorgänge, Lehre und Forschung finden auf Französisch statt. Verkehrs- bzw. Umgangssprache ist aber „Wolof“, das von ca.. 90 % der Senegalesen verstanden wird. Senegal hat sprachlich aber noch viel mehr zu bieten! Alleine die Küste entlang in den Süden ist man stolz darauf, eine wiederum eigene Sprache zu sprechen. Anschließend an´s Wolof-Gebiet wird untereinander „Seref“ gesprochen und entlang der Küste in Südsenegal unterhält man sich auf „Diola“. Insgesamt gibt es in Senegal 20 verschiedene, anerkannte Nationalsprachen, um die 36 Sprachen werden gesprochen. In einem Land, dass rund 2 1/2 x so groß ist wie Österreich und das in etwa doppelt so viele Einwohner hat. Na bum.
„Schweinestallaroma“ in der Bucht von Dakar – diese Formulierung ist im lustig-unterhaltsam-informativ-charmant geschriebenen Buch „7 Jahre 7 Meere“ von Paul zu finden. Jetzt, mit der eigenen Erfahrung, kann ich vieles, was Paul so locker-luftig über Dakar beschreibt, nachvollzehen und für „gut beschrieben“ befinden.
Lieber Paul, wie schön, dass wir Marion, Eure SY Luna Mare und Dich in Arrecife auf Lanzarote kennenlernen durften! Danke für Dein Einverständnis zur Verwendung Deiner literarischen Ergüsse!
„Im Segelclub (Club de Voile de Dakar) ist die Zeit seit wohl 30 bis 40 Jahre stehen geblieben. Der Verfall jedoch nicht.
Hat einen gewissen Museumscharakter. Es wird wohl nichts erneuert. Toilette wie man sie
aus Frankreich der 70er Jahre kennt, also in der Hocke ähnlich dem Abfahrtstraining für den Skiwinter. Die Club Bar und alle sonstigen Gebäude nicht schön, positiverweise muss man aber sagen, das hat eine gewisse französische Atmosphäre aus vergangenen Tagen. Der Anteil der Franzosen unter den Ausländern hier dürfte bei > 90% liegen.“
(copyright Paul Bauer, SY Luna Mare)
Jaha! Jemanden zu finden, der Englisch spricht, und sei es nur ein bisschen, ist hier in Senegal eine Herausforderung.
Dafür staune ich darüber, welche verloren geglaubten französischen Wörter wieder in meinem Kopf auftauchen.
schon lange „in Arbeit“?
Am ersten Tag gilt es, bei den offiziellen Stellen (Polizei + Zoll) „Bonjour“ zu sagen, um die offizielle Genehmigung zu bekommen, hier sein zu dürfen.
Abdulai, einer der Taxifahrer auf dem Taxistand direkt vor dem Clubgelände, bringt mich staunende Europäerin sicher durch das Verkehrsgewühl.
Der Verkehr fließt!
Moped, Auto, Pferdefuhrwerk, Lastwagen, Fußgänger… jeder achtet auf jeden, es wird gehupt und gestikuliert und gerufen – und es funktioniert!
Ohne Aufregung. Ohne Hektik.
Abdulai hat offensichtlich Erfahrung mit Frau Polizei in schicker Uniform. Er unterhält sich prächtig mit ihr und versucht, sie dazu zu bringen, davon abzugehen, dass auch das 2. Crew-Mitglied persönlich vor Ort sein muss. Ein Video-Anruf – Sepp wie er leibt und lebt auf dem Handy – bringt dann die entscheidende Wendung: Der Einreisestempel landet auch in Sepp´s Paß.
Als Abdulai den Raum verlässt, meiint Frau Polizei: „Au fait: J´adore le café!“
Aha. Sie liebt Kaffee… interessant!
Frau Polizei sieht mich skeptisch an: „Compris?“
Äh… hab ich´s verstanden? Viele lieben Kaffe…. blitzartig dämmert´s mir: Dies war ein „versteckter Hinweis“: Es wäre Zeit für einen Obulus……
Inmitten meiner Überraschung (und Naivität) versichere ich ihr, sie verstanden zu haben und stelle in Aussicht, dass ich ihr beim Ausklarieren einen ebensolchen mitbringen werde. (Irgendwo werde ich hier sicher zu Kaffee kommen….)
Ein paar möglichst große Scheine wären wohl ihr wahres Begehren gewesen.
Ob es damit zusammenhängt, dass der Yachtclub am nächsten Tag einen Anruf von offizieller Seite bekommt, um zu überprüfen, ob VITAMINE einklariert hat?
Abdulai bringt mich weiter zum Zoll, geht mit mir an einer langen Menschenschlange vorbei und schnurstracks in einen Raum mit 2 Mannen, die sich beide meines Begehrens des Einklarierens annehmen – die 2 sind einfach lieb – einer von ihnen radebrecht sogar etwas deutsch! Yeah! Wir sind einklariert!
Abdulai ist es auch, der mir meinen ersten „Wolof“-Sprachschatz beibringt:
„DerehJef“ (=Danke), „Legi“ (=Bitte), „Nanga fanane“ (=Guten Tag), „A musolu“ (=Kein Problem), „Nanga niendo“ (=Guten Abend), „Fo tem“ (=ich liebe dich), „Kaju bem“ (=Auf Wiedesehen), „Bachna“ (=sehr gut), „Lepo bachna“ (=alles Gute), „Balma“ (=Entschuldigung) – na dann…. bin ich ja wolofisch bestens ausgestattet!
Die Landeswährung, senegalesische Franc, ist in der Bank nur gegen Ausweisvorlage zu bekommen. Das Wachpersonal vor und in der Bank ist zahlreich. Ein Euro sind ca. 656 Franc. Hm… Die Umrechnerei gestaltet sich schwieriger als auf Kapverden. Die praxisrelevante Lösung: 3 Kommastellen nach links und ca. die Hälfte noch dazu.
Nächste Herausforderung: Internet! Das Orange-Zeichen ist an so mancher Stelle zu sehen. Die Motivation der Menschen dahinter unterschiedlichst hoch. Erst beim netten Boy im Orange-Shop ist es aber möglich, das gewünschte weltweite Netz auch auf unser Handy zu bekommen.
7 GB sind um 9.000 CFA Franc zu haben – incl. Sim-Card. (7GB pur um 5.000 CFA Franc)
„Laut, schmutzig, stressig. So die kurze Zusammenfassung. Andererseits ist es aber spannend,
in dieser für uns Europäer schon sehr speziellen Stadt unterwegs zu sein.
Dakar ist eine sehr geschäftige Stadt mit einem immensen Straßenverkehr. Mich hat Dakar
ein bisschen an Marokko vor rund 20 Jahren erinnert. Autos, die durch Klebestreifen
zusammengehalten werden (gibt aber auch reichlich Autos neuerer Bauart), sehr intuitive
Fahrweise, geschäftiges Treiben an all den Verkaufsständen, die es reichlich gibt. Man fühlt
sich aber stets sicher.“
(copyright Paul Bauer, SY Luna Mare)
Jaha! Weder an Plätzen mit menschlichem Gewusel noch im auf den ersten Blick chaotisch aussehenden Straßenverkehr und auch nicht im Halbdunkel bzw. Dunkel der Nacht (Straßenbeleuchtung ist rar – hier wird Energiesparen ernst genommen!) hatten wir je ein ungutes Gefühl.
Direkt beim Verlassen des Bereichs des CVD, des Yachtclubs, erwartet uns Afrika.
Lebensmittelgeschäfte, Holz- und Metall-Werkstätten, Taxistand, Moped-Serivce, nternet-Shop, Food to go, ein Seglerbedarf-Shop…. man hat das Gefühl: ALLES ist zu haben – man muss nur draufkommen, worum es sich auf diesen paar Quadratmetern drehen könnte.
Zum Beispiel muss (ganz banal) das Lebensmittelgeschäft erstmal als solches erkannt werden!
Pferdefuhrwerke, mitten zwischen Mopeds, Autos und schweren LKW´s, gehören zum ganz normalen Straßenbild. Auch in der Nacht. Auch Ziegen und Schafe ziehen ohne Aufregung der stark befahrenen Straße ihres Weges, ein junger Hengst verbringt gelassen auf der anderen Straßenseite seinen Tag – Gewöhnung an Straßenverkehr durch Desensibilisierung.
Afrika ist anders. Grau, staubig, dreckig, Und bunt, vielfältig, freundlich. Wir werden wahrgenommen, wir werden angeschaut. Wir werden manchmal sogar angelächelt. Wir fühlen uns willkommen! Nicht so wie auf der Insel Sal, auf der durch uns hindurchgeschaut wurde.
Die Bereitwilligkeit, als Fotomotiv zu fungieren, ist ganz unterschiedlich vorhanden. Meistens kommt auf die Geste des gezückten Handy´s und die höfliche Frage „Puis-je prendre une photo?“ eine positive Rückmeldung – manchmal auch nicht. Ist ja auch verständlich.
Der Alltag in Dakar ist bundt und grau, fröhlich und triste, laut und dreckig. Hier wird besonders deutlich: „Wo Licht ist, ist auch Schatten“. Hier findet sich vieles Unvereinbare vereint – und das auf engstem Raum.
rostig und sandig?
In diesem „erdrückenden Grau, gepaart mit dem allgegenwärtigen Müll bewegen sich überraschend bunte Gestalten – Frauen in hübschen Ausgehgewand sitzen in verstaubten Bushaltestellen und gehen entlang der staubig-dreckig-schmutzigen stark befahrenen Strassen – ohne Gehsteig natürlich. Kinder werden auf dem Rücken getragen und Waren auf dem Kopf.
Eine düstere Pizzeria mit Grill über offenem Feuer zaubert uns gute Pizzas auf den Teller, im Restaurant „Citron“ erleben wir „gehobenes Ambiente“ incl. Musikbegleitung auf einem klassischen afrikanischen Instrument: der Kora.
Obst-Straßenstände gibt es viele, Gemüse ist abends nicht zu bekommen. Der Gemüse- und Fischmarkt hat vormittags geöffnet.
Findus, Renate´s Mitsegler auf Samtpfpten. würde sich über Fisch freuen….
Am Strassenrand wird bei einem Großhändler noch fleissig Fisch aus- und umgeladen.
Ob es hier Fisch zu kaufen gibt? Überrascht werden die Köpfe geschüttelt. Und die nächsten Minuten wird beraten. Schlußendlich holt einer der Mannen 6 (!) mittelgroße Fische (perfekte Findus-Größe) aus dem Kühlhaus und gibt sie uns. Was sie kosten? Nichts!
Wie toll ist das denn!
Zeit, um Tausende von Eindrücken zu „verdauen“ ….